Neue Wanderwege durch LEADER in Ostwestfalen

01.01.2013 Meinolf Rohleder

Inhalt

Ziel der Maßnahmen, die mit dem EU-Programm LEADER zur Entwicklung des ländlichen Raumes unterstützt und finanziell gefördert werden, ist es auch, touristische Entwicklungspotenziale einer Region zu entfalten (s. Beitrag Rohleder). In allen der zehn westfälischen LEADER-Regionen entschieden sich die entstandenen LEADER-Arbeitskreise und -Projektgruppen dafür, neue Wander- oder Radwege aufzubauen und vorhandene lokale Wege miteinander zu verbinden. So entstanden beeindruckende Wanderrouten, die dazu einladen, abseits der stark frequentierten Reisestrecken Kultur und Natur (neu) zu entdecken und dabei festzustellen, wie vielfältig Westfalen ist. Beispiele hierfür sind

  • 3-Flüsse-Route der LEADER-Region Lippe-Issel-Niederrhein,
  • Milchpause am Wegesrand (Melkhüs) in der LEADER-Region Steinfurter Land und
  • Fluss/Radweg Bocholter Aa, der die fünf Kommunen Bocholt, Borken, Rhede, Isselburg und Velen der LEADER-Region Bocholter Aa verbindet (s. Beitrag Rohleder).

Zwei Wanderwege aus Ostwestwalen werden im Folgenden ausführlicher vorgestellt:

Abb. 1: Panoramatafel bei Dörentrup (Foto: Regionalmanagement LAG Nordlippe)

''WEG der BLICKE'' – ein Projekt der LEADER-Region Nordlippe

Der WEG der BLICKE ist ein Gemeinschaftsprojekt der vier die LEADER-Region Nordlippe tragenden Kommunen, nämlich der Stadt Barntrup und der Gemeinden Dörentrup, Extertal und Kalletal (Abb. 5) sowie des Kreises Lippe. Der Wanderweg, auf einem älteren "Pfad" auch vom Namen her aufbauend, verbindet den Barntruper und Dörentruper Rundweg mit dem Extertalpfad und dem Kalletalpfad. So entstand ein 146 km langer Rundweg, aufgeteilt in zwölf Etappen mit einer Länge von 11,4–18 km durch das nordlippische Berg- und Hügelland. Die Höhenprofile sind eher moderat. Ausgewiesen sind auf den Etappen durch beeindruckende Aussichten eben die "BLICKE".

Der Weg ist an ausgewählten Standorten durch Panoramatafeln markiert, die die Natur- und Kulturlandschaft der "BLICKE" detailliert erläutern und beschreiben (Abb. 1).

Abb. 2: Wasserfall am Rickbach (Foto: Gemeinde Extertal)

Genutzt wurden bei der Verwirklichung des Rundwanderweges zwischen November 2010 und August 2012 die Erfahrungen einer engagierten Gruppe von Wanderwarten. Seine offizielle Einweihung erfolgte am 31.08.2012.

Besonders lohnende Wanderziele auf dieser Strecke sind z.B.:

  • Wallanlagen aus der Antike und dem frühen Mittelalter (Piepenkopf, Mühlenberg, Rintelnscher Hagen),
  • Hügelgräber an der Gaffel aus der Bronzezeit,
  • Bauten der Weserrenaissance (Burg Varenholz, Schloss Wendlinghausen),
  • Kirche in Sonnenborn mit romanischem Wehrturm,
  • Ältester Grenzstein in Lippe (Karenberg bei Bentorf) von 1536 und
  • Tal der Weser und Wasserfall am Rickbach (Abb. 2).

Der Weg verläuft z.T. auch entlang der westfälisch-niedersächsischen Grenze bzw. quert sie mehrfach, insbesondere auf der sechsten Etappe, wo das Ziel "Reine" (zu Extertal) durch eben diese Grenze geteilt wird.

Auf zahlreiche Gaststätten, Cafes und Übernachtungsbetriebe wird im Wanderführer zum WEG der BLICKE ausführlich hingewiesen.

Abb. 3: Lichtenau, Stadt der drei Türme (Foto: Stadt Lichtenau)

''SINTFELD HÖHENWEG'' – ein Projekt der LEADER-Region Südliches Paderborner Land

Der SINTFELD-HÖHENWEG ist ein 144 km langer Rundwanderweg, der in sechs 13–30 km aufgeteilten Tagesetappen mit Start und Ziel in Büren (Kr. Paderborn) bewältigt werden kann – getreu dem Motto "Ein Weg macht die Runde". Die Strecke führt durch die sanft gewellten Höhen und Täler des Sintfelds auf der Paderborner Hochfläche und verbindet kulturelle Sehenswürdigkeiten ebenso wie naturgeographische Erscheinungen in den Städten Büren, Lichtenau (Abb. 3) und Bad Wünnenberg, die den südlichen Teil der LEADER-Region "Südliches Paderborner Land" bilden (Abb. 5).

Berührt werden z.B. eine der prächtigsten Barockkirchen Westfalens, "Maria Immaculata" in Büren, die Wewelsburg, Deutschlands einzige voll erhaltene Dreiecksburg (mit der Sonderausstellung zu ihrer Nutzung in der nationalsozialistischen Zeit), das LWL-Museum Kloster Dalheim und die Burgruine Ringelstein.

Abb. 4: Galmeiveilchen (Foto: Bad Wünnenberg Touristik GmbH)

Wüstungen, Wälder, abwechslungsreiche Feldfluren und Wasserschwinden sind nicht die einzigen interessanten kultur- und naturlandschaftlichen Eindrücke, die das Sintfeld bietet: Hochmoore, Heideflächen und Karsterscheinungen runden einen abwechslungreichen Wanderweg ab, der darüber hinaus im Naturschutzgebiet Bleikuhle in Form einer kleinen, violett gefärbten Blume, dem "Galmeiveilchen" (Abb. 4), eine  botanische Rarität aufweist. Diese Pflanze findet hier wegen der stark schwermetallhaltigen Abraumhalden (Bleiglanz und Zink wurden bis zu Beginn des 20. Jh.s hier abgebaut) ideale Wachstumsbedingungen.

In den drei Städten Büren, Lichtenau und Bad Wünnenberg stehen am Verlauf des Sintfeld-Höhenwegs über 100 Cafés, Restaurants, Hotels und Ferienwohnungen zur Verfügung.

Abb. 5: Die LEADER-Regionen Nordlippe und Südliches Paderborner Land

Die Attraktion ist ein Schäferwagen (Abb. 6), der als Nachbau in der Nähe des Klosters Dalheim in Lichtenau stationiert ist und den man zum Übernachten in "freier Natur" anmieten kann.

Eingeweiht wurde der Wanderweg am 25.02.2007.

Beide Rundwanderwege setzen in beispielhafter Form folgende Ziele von LEADER-Projekten um:

  • Entwicklung von touristischen Angeboten, die Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz und regionales Kulturerbe miteinander verbinden,
  • Erhaltung von attraktiven Landschaftsbildern,
  • Verknüpfung regionaler Sehenswürdigkeiten mit den Besonderheiten der Gastronomie,
  • Erschließung zusätzlicher Einkommensquellen für land- oder forstwirtschaftliche Betriebe und damit allgemein:
  • Stärkung der Wirtschaftskraft der ländlichen Räume (MKULNV NRW 2010, S. 20–25).
Abb. 6: Romantisch übernachten im Schäferwagen (Foto: Stadt Lichtenau)

Fazit und Ausblick

Die entstandenen Wander- und Radwege dokumentieren, dass auch in peripher gelegenen Räumen die vor Ort vorhandenen Potenziale im Sinne einer eigenständigen, einem nachhaltigen Tourismus verpflichteten Regionalentwicklung zu nutzen sind. Durch eine Ausweitung der Angebotsstruktur themenbezogener Art wollen sich die Regionen mittel- und langfristig als attraktive, konkurrenzfähige Destinationen auf dem Freizeit- und Tourismusmarkt behaupten. Die erfolgreich abgeschlossenen Vorhaben belegen zugleich die Bündelung bestehender lokaler Potenziale und Entwicklungsansätze durch den Aufbau regionaler Netze. Wenn diese Netze es schaffen, lokale Hemmnisse und Barrieren zu überwinden, sind Innovationen zur touristischen Erschließung auch in den Gebieten, die bisher nicht zu den touristischen Zentren gehören, in interkommunaler Kooperation möglich. Die Zukunft wird über die Übernachtungsstatistiken zeigen, wie die Menschen die vorliegenden Angebote nachfragen und deren Attraktivität schätzen lernen werden.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2013