Rheinland und Westfalen – ein statistischer Vergleich

23.11.2017 Peter Wittkampf

Inhalt

Vergleiche können Merkmale bestimmter Objekte oder Individualitäten besonders deutlich werden lassen. Dies gilt sicherlich auch für den Landesteil Westfalen, wenn man ihn mit dem rheinischen Landesteil Nordrhein-Westfalens vergleicht.

Für eine solche Gegenüberstellung gibt es theoretisch eine große Fülle möglicher Vergleichsaspekte. Aus dieser Vielzahl wurden hier nur einige wenige ausgewählt, und zwar aus den Sachbereichen "Fläche und Administration", "Bevölkerung", "Wirtschaft, Tourismus und Bautätigkeit" sowie "Versorgung, Infrastruktur, Soziales". Dabei werden vor allem solche Vergleichskriterien betrachtet, die die Charakteristika der Landesteile – und speziell von Westfalen – besonders hervorheben können.

Tab. 1: Rheinland und Westfalen – Vergleichs-Thema "Bevölkerung" (Quelle: www.it.nrw.de)

Fläche und Bevölkerung

Westfalen hat – im Vergleich zum Rheinland – eine deutlich größere Fläche, aber weniger Einwohner, sodass auch die Werte für die Bevölkerungsdichte sich deutlich unterscheiden (Tab. 1). Parallel hierzu differieren auch die jeweiligen großstädtischen Bevölkerungsanteile: 49,1% der Bevölkerung des Rheinlandes leben in einer der dortigen 13 kreisfreien Städte, in Westfalen sind es 30,2% in neun kreisfreien Städten. Umgekehrt ist das Verhältnis bei den Zahlen der kreisangehörigen Kommunen, von denen – landesweit gesehen – knapp 60% auf Westfalen und nur ca. 40% auf das Rheinland entfallen.

Der Landesentwicklungsplan vom Dezember 2016 ordnet das Rheinland als "Metropolregion" ein.

Tab. 2: Rheinland und Westfalen – Vergleichs-Thema "Fläche" (Stand 2015) (Quelle: www.it.nrw.de)

Westfalen verfügt über knapp 63% der nordrhein-westfälischen Gesamtfläche, aber über 67,5% der Wald- und 65,4% der Landwirtschaftsflächen des Landes (Tab. 2).

Von der Gesamtbevölkerung NRWs leben 46,3% in Westfalen. Beide Landesteile weisen in den letzten Jahren bei den Einwohnern steigende Tendenzen auf, wobei der Anstieg im Rheinland prozentual etwas stärker war als in Westfalen (Tab. 1). Besonders große Städte wie z.B. Köln erweisen sich hier als deutliche "Magneten". Dies gilt sowohl für deutsche als auch für ausländische Zuzügler. Im Zuge der großen Flüchtlingswelle steigert sich aber in Westfalen der Anteil der ausländischen Bevölkerung deutlicher als im Rheinland (Tab. 1). Der wichtigste Grund hierfür ist die Tatsache, dass es bei der Ausgangssituation deutliche Unterschiede zwischen Westfalen und dem Rheinland gab. Da in Westfalen zunächst erheblich weniger Ausländer lebten, erreicht die prozentuale Steigerungsrate hier einen höheren Wert als im Rheinland, da die absolute Zahl der ankommenden Migranten in beiden Landesteilen ungefähr gleich ist.

Tab. 3: Rheinland und Westfalen – Vergleichs-Themen "Wirtschaft" und "Soziales" (Quelle: www.it.nrw.de)

Wirtschaft und Soziales

Die Wirtschaft in Westfalen ist geprägt durch eine stärker industrielle und mittelständische Ausrichtung als im Rheinland. Während sich sehr große Konzerne bzw. Unternehmen wie z.B. die Deutsche Telekom und die Deutsche Post DHL (Bonn), REWE (Köln), Bayer (Leverkusen), Aldi (Essen/Mülheim), Metro (Düsseldorf) usw. vor allem im Rheinland finden, dominieren in Westfalen die etwas kleineren, oft familiengeführten Unternehmen, wobei sich gerade auch die des verarbeitenden Gewerbes (Industrie) oftmals eine bedeutende Marktstellung oder sogar eine nationale oder internationale Marktführerschaft erarbeitet haben (s. Beitrag Wittkampf). Das Bruttoinlandsprodukt ist zwar im Rheinland höher, aber die Anzahl sowohl der Betriebe als auch der Beschäftigten speziell des verarbeitenden Gewerbes liegt in Westfalen deutlich über der des Rheinlandes (Tab. 3). Wenn hierbei in Westfalen der Prozentwert bei den Betrieben – mit einem Anteil von 58,9% an allen nordrhein-westfälischen Betrieben des verarbeitenden Gewerbes zusammen – den der Beschäftigten (Anteil Westfalens = 55,5% in NRW) noch übersteigt, liegt das daran, dass es in Westfalen relativ viele Betriebe gibt, deren Belegschaft zahlenmäßig nicht ganz so groß ist wie bei manchen Betrieben des Rheinlands.

Dass die westfälischen Betriebe durchweg sehr solide wirtschaften, wird dadurch bestätigt, dass in Westfalen sowohl die Anzahl als auch die Quote derjenigen Betriebe, die aufgegeben haben, deutlich niedriger ist als im Rheinland (Tab. 3). So haben beispielsweise im Regierungsbezirk Düsseldorf von den im Jahr 2009 gegründeten Unternehmen bis 2014 etwa 35% überlebt, im Regierungsbezirk Detmold z.B. dagegen ca. 42%. Unter den 14 Kreisen bzw. kreisfreien Städten NRWs, die in dieser Hinsicht die besten Plätze einnehmen, finden sich nur zwei aus dem Rheinland. Parallel hierzu weist der Landesteil Westfalen auch in Bezug auf den Arbeitsmarkt die landesweit besten Werte auf: Von den 11 kreisfreien Städten bzw. Kreisen in NRW mit den niedrigsten Arbeitslosenquoten liegen 10 in Westfalen (Stand 03/2017).

Dies hat auch einen gewissen Einfluss auf die fälligen Sozialhilfeausgaben. Diese müssen im Rheinland erheblich höher veranschlagt werden als in Westfalen (Tab. 3).

Die gesunde, robuste Wirtschafts­entwicklung in Westfalen ist einer der Gründe, aus denen dort z.B. auch die Bautätigkeit die des Rheinlands übertrifft (Baugenehmigungen 2015 in Westfalen 12.229 = 51,6%, im Rheinland 11.487 = 48,4%).

Es scheint so, als seien "die Westfalen" im Durchschnitt auch umweltbewusster als "die Rheinländer". Jedenfalls ist in Westfalen sowohl das Aufkommen an Haus- und Sperrmüll pro Kopf als auch der Wasserverbrauch in privaten Haushalten und im Kleingewerbe pro Person und Tag deutlich niedriger (190,4 kg in 2015 u. 125 l in 2013) als im Rheinland (234,2 kg u. 137 l).

Tab. 4: Rheinland und Westfalen – Vergleichs-Themen "Verkehr" und "Tourismus" (Quelle: www.it.nrw.de)

Verkehr und Tourismus

In Bezug auf die infrastrukturelle Ausstattung ist die Verteilung der überörtlichen Straßen interessant. Der Flächenanteil von Westfalen innerhalb von NRW beträgt, wie oben bereits erwähnt, knapp 63%, die Straßenkilometer summieren sich hier aber nur auf 60,2% der nordrhein-westfälischen Gesamtsumme (Tab. 4). Die Pkw-Dichte ist in Westfalen relativ hoch. 72,8% aller Pendler benutzen hier das Auto. Im Rheinland sind dies nur 68,4%, da dort in den urbanen Zentren und Ballungsräumen die Nutzungsmöglichkeiten des dichten ÖPNV-Netzes günstiger sind.

Im Reiseverkehr erweist sich das Rheinland gegenüber Westfalen als frequentierter. Dies gilt vor allem für die Zahl der Gästeankünfte, bei denen Westfalen nur 37,1% der nordrhein-westfälischen Gesamtzahl erreicht (Tab. 4). Der Kölner Dom, die beliebteste Sehenswürdigkeit Deutschlands, lockt allein über sechs Mio. Besucher pro Jahr an. Bei den Gästeübernachtungen allerdings kann Westfalen "Boden gutmachen" (Tab. 4). Relativ viele Touristen bleiben in Westfalen länger als nur einen Tag.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2017