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(82 KB)   Baehr, Franz (1801-1869): V. Das Täuferreich im Urteil der Nachwelt: "Die Wiedertäufer (Johann van Leyden tauft ein Mädchen)" / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster   Baehr, Franz (1801-1869): V. Das Täuferreich im Urteil der Nachwelt: "Die Wiedertäufer (Johann van Leyden tauft ein Mädchen)" / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
TITELV. Das Täuferreich im Urteil der Nachwelt: "Die Wiedertäufer (Johann van Leyden tauft ein Mädchen)"
URHEBER OBJEKTBaehr, Franz (1801-1869)
DATIERUNG1840


INFORMATIONSeit den Revolutionen des 19. Jh. finden die Vorgänge in Münster erneut Aufmerksamkeit; aber das Interesse verlagert sich von der religiös-sittlichen auf die soziale und politische Ebene. Ein Zitat des Münchener Historikers Carl Adolf Cornelius, der 1853/1854 eine umfassende Täufergeschichte schrieb, mag dies verdeutlichen:
"Als ich zu Frankfurt im Frühjahr 1849 die ersten Anfänge einer ernsthaften Revolution sah, faßte ich den Gedanken, eine Geschichte des Münsterischen Aufruhrs, der einzigen wirklichen und vollständigen Revolution auf deutschem Boden zu schreiben. Das lebhafte Gefühl des Selbsterlebten sollte mir dazu helfen, von jener Bewegung ein deutliches Bild zu geben, der Teilnahme würdig, lehrreich und wirksam."

Erfüllt von den eigenen Gegenwartseindrücken sieht Cornelius in den Vorgängen in Münster primär einen Ständekampf und damit eine frühbürgerliche Revolution. Der Aufstieg der niedrigen Stände ist für ihn der Motor, der das öffentliche Leben damals in neue Bahnen lenkte, sei es in Wittenberg, Zürich oder in Münster.

Mit dieser Beurteilung rückt Cornelius in die Nähe mancher zeitgenössischer Historiker, die in dem Täuferreich eine frühe proletarische Erhebung zu erkennen glauben. Die Wiedertäuferherrschaft in Münster erscheint mehr und mehr als eine Tragödie revolutionärer Träumer, denen man seine Sympathie nicht vorenthalten kann.

Diese Anschauung findet sich auch in der Historienmalerei des 19. Jahrhunderts. Das große Bild von Franz Bähr von 1840 zeigt eine feierliche Taufhandlung vor einem Bürgerhaus in einer Stadt. In der Mitte kniet ein junges, weißgekleidetes Mädchen. Jan van Leiden selbst führt die Taufe aus. Die ergriffene Menge schaut ehrfürchtig zu. Die Feierlichkeit der Gebärden und das königliche, weiße Gewand, das förmlich aufzuleuchten scheint, zeigen ihn ganz als erhabenen Propheten und Gottesmann. Die Parteinahme des Künstlers für die Sache der Täufer ist unverkennbar.

Die in dem Bild von Bähr zu Tage tretende Auffassung ist ebenso wie die von Cornelius vertretene durch die neueste Täuferforschung überholt:
  • Die Täuferbewegung war keine frühe proletarische Revolution (vgl. Erläuterungen zu Bild 10  Medien).
  • Jan van Leiden war kein erhabener Gottesmann, sondern ein Mann, der reformatorische religiöse Ideen mißbrauchte und sich mit demagogischen Mitteln unter Ausnutzung seiner schauspielerischen Talente zum unumschränkt herrschenden König aufschwang und als Tyrann herrschte.


MATERIALÖl/Leinwand
FORMATjpg
MASZE146,0 x 188,5 cm


OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
OBJEKT-SIGNATUR788 LM
FOTO-PROVENIENZMünster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster


QUELLE    Stiff, Ursula | Die Wiedertäufer zu Münster | Dia 12, S. 38f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.1   1500-1549
3.1.20   Täuferzeit in Münster <1534-1535>
3.7   1800-1849
Ort3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet3.11   Städte und Gemeinden, Ober-/Bürgermeister/Ober-Bürgermeisterin, Mitarbeiter
16.5   Sonstige Kirchen, Konfessionen, Sekten
DATUM AUFNAHME2004-04-28
AUFRUFE GESAMT902
AUFRUFE IM MONAT145