"Westfalen im Bild" - Bildansicht

Blick in das barocke Kirchenschiff von Kloster Corvey nach Osten
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Die Ausstattung des barocken Kirchenschiffes steht in der Tradition der Corveyer Heiligenverehrung. Sie bewahrt trotz des Verlustes der zugehörigen Glasfenster in überraschendem Maße auch die Erinnerung an die Corveyer Geschichte.

Der Blick geht unter den gotisierenden Deckengewölben und zwischen den Seitenaltären, die den Mönchschor abschirmen, hindurch auf den Hauptaltar. Links von dem auswechselbaren Mittelbild steht mit seinen Steinen der Erzmärtyrer Stephanus, rechts davon Vitus, der zweite Hauptheilige des Klosters. Der Altar ist bekrönt mit dem Wappen seines Stifters Christoph Bernhard von Galen. Darüber befinden sich ein Bild der heiligen Dreifaltigkeit und das Schweißtuch der Veronika mit dem Antlitz Christi. Geht man näher heran, so sieht man links und rechts Türen in der Altarwand. Über diesen erheben sich Standbilder Karls des Großen mit einem Schwert und Ludwigs des Frommen mit einem Kirchenmodell. Davor befindet sich an den Seitenwänden - auf unserer Aufnahme ebenfalls nicht sichtbar - das Chorgestühl. Vor seiner rückwärtigen Täfelung sind als Holzfigürchen Mönchsheilige und weitere Personen dargestellt, die mit dem Kloster und seiner Geschichte in Beziehung standen. Darunter die Gründer Adalhard, Radbert und Warin, weiter die aus Corvey stammenden Hamburger Erzbischöfe Ansgar, Rimbert, Adalgar und Hoger, endlich die heiligen Äbte Liudolf, ein Visionär, und Druthmar, der erste Reformer.

Klostereigene Patrone begleiten auch die beiden Nebenaltäre. An der Seite des rechten (südlichen) Josephsaltares stehen der Militärheilige Mercurius mit seiner Lanze und Justinus, von dem Leib und Haupt zu verschiedenen Daten nach Corvey gekommen waren. Den nördlichen Marienaltar flankieren wohl Stephanus als Erzdiakon und links ein Bischof, der am ehesten als der heilige Martin von Tours zu identifizieren ist. Denn im Rückblick der frühen Neuzeit galt der Mönchsbischof als Patron der Erstgründung von 815 in Hethis. Mit Martin zusammen sind dann alle sieben Hauptheiligen der Neuzeit, wie sie auch ein Silbertäfelchen aus dem Grundstein des Barockbaus von 1667 aufzählt, vertreten: Die heilige Dreifaltigkeit, die Gottesmutter Maria und die Heiligen Stephan, Vitus, Martin, Justinus und Mercurius.

An der Nordwand steht nun noch ein Denkmal des Vitus: "St. Veit, umstrichen von einem fußleckenden Löwen, in der Rechten ein Buch mit dem zum Adler umgewandelten Hahn, den man ihm opferte, und in der Linken einen Palmzweig als Symbol des Martyriums haltend" (F. Sagebiel, in: W. Henze, Corvey, S. 19). Die Attribute spielen auf die Leidensgeschichte des siebenjährigen Märtyrerknabens an. Das Buch ist ein Zeichen für die Glaubenstreue. Ein Vogel ernährte Vitus auf der Flucht vor seinem heidnischen Vater; Adler bewachten später den Leichnam; Hähne und Hühner waren bevorzugte Opfergaben. Der Löwe griff Vitus (wie einst den jungen Daniel) nicht an. lm Corveyer Schloßmuseum kann man Vitus sogar in einem Ölkessel bewundern. Mit diesen drastischen Bildern stellten sich die Verehrer des Vitus die von ihm überwundenen Leiden vor Augen. Als einer der 14 Nothelfer gehörte er zu den populärsten Heiligen des Mittelalters. Sein Kult wurde entsprechend weit über Corveys Besitzungen hinaus verbreitet. Viele Orte tragen als St. Vit seinen Namen. Neben dem Weserkloster, dessen Vitusreliquien im Dreißigjährigen Krieg geraubt wurden, war der Veitsdom in Prag seine berühmteste Erinnerungsstätte.


TECHNIKFoto


FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna


QUELLE  Krüger, Karl Heinrich | Das Kloster Corvey | Dia 11, S. 33f.
PROJEKT  Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort
Ort2.4.5   Höxter, Stadt
Sachgebiet16.6.5   Domkapitel / Klöster / Stifte, Klosterleben
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT3564
AUFRUFE IM MONAT169