Gesandte 1645/49 > Cratz








Cratz von Scharfenstein,
Hugo Everhard Graf


(vor 1595 - Regensburg 13.03.1663)

Kurmainzischer Hauptgesandter in Münster und Osnabrück, 1645-1647




Sohn des kurtrierischen Rates und Amtmanns zu Koblenz und Bergpflege in Engers, Anton Cratz von Scharfenstein († um 1615), und der Katharina von Metternich zu Zierel († 1614). Sein Bruder Johann Philipp steht ab 1620 in kaiserlichen Diensten, zuletzt als General, erhält 1630 den böhmischen Grafenstand, tritt jedoch 1633 zur schwedischen Armee über und wird nach seiner Gefangennahme 1635 enthauptet.

Hugo Everhard besitzt seit 1602 eine Domherrenpraebende zu Trier, seit 1604 auch zu Mainz und seit 1608 zu Worms (bis 1654) und ist 1615 als Student in Siena nachweisbar. 1629 wird er in Mainz zum Domkantor gewählt, doch verzichtet er auf diese Würde 1638 nach seiner Ernennung zum Domkustos. In Trier amtiert er seit 1627 als Chorbischof und Archidiakon zu St. Lubentius in Dietkirchen/Lahn, ab 1653 als Dompropst und ist außerdem Propst des Stifts St. Paulin in Trier und ab 1638 auch des St. Bartholomäus-Stiftes in Frankfurt.

Als kaiserlicher Rat, kurmainzischer Kämmerer und Geheimer Rat wird er zu den Friedensverhandlungen nach Münster geschickt, ist zunächst ab dem 20.04.1645 in Osnabrück, ab 29.07.1645 in Münster und residiert im Bentheimer Hof zwischen Wilmergasse und Bäckergasse. Er reist jedoch vorzeitig - wohl im Frühherbst 1647 - ab, so daß der Kanzler  Nikolaus Georg Reigersberger am 24.10.1648 die Verträge für Kurmainz unterzeichnet.

1654 wird Cratz zum Fürstbischof von Worms gewählt und kandidiert 1650 vergeblich für die Würde des Koadjutors mit dem Recht der Nachfolge des Kurfürsten von Trier; als kaiserlicher Prinzipalkommissar nimmt er 1655-1657 am Reichs-Deputationstag zu Frankfurt teil. Er verstirbt als kurmainzischer Prinzipalgesandter während des Reichstages zu Regensburg 1663 und findet sein Grab in der Stiftskirche zu Unser Lieben Frau in Worms, wo sein einfacher Grabstein, wenn auch beschädigt, erhalten ist.



Literatur

Cools I, S. 16; Waesberghen Nr. 29 (Abb. bei Veit 1924, Tf. 14); Pacis Antesignani (Münster), fol. 24 (mit farbigem Wappen); Bignon Nr. 17 (Abb.); Theatrum Europaeum VI, S. 432 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Moncornet Abb. 28 (Abb.); Pacificatores 1697, Nr. 59 (Abb.); Meiern I, S. 383, 537, 564, II, S. 501, 749; Walther, S. 38; Bildnisse 1824 Nr. 10 (Abb.); ADB 4, S. 573-575; Striedinger Nr. 32; Tekotte 1934, S. 50-51, 54; RDV 1, S. 134, 304; Sophie-Mathilde Gräfin zu Dohna, Die ständischen Verhältnisse am Domkapitel von Trier vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, Trier 1960, S. 108; Lahrkamp, Akten, S. 160, 274-278; Günter Rauch, Das Mainzer Domkapitel in der Neuzeit, III. Teil: Liste der Domprälaten seit 1500, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonist. Abt., Bd. 63, 1977, S. 140, 159; Katalog Frieden, S. 102-103; Dethlefs/Ordelheide, Nr. 197 (Abb.)

Gerd Dethlefs


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 238

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Hugo Everhard Graf Cratz von Scharfenstein (vor 1595 - Regensburg 13.03.1663), Kurmainzischer Hauptgesandter in Münster und Osnabrück, 1645-1647


Devise


ALTRI TEMPI ALTRE CVRE.

Andere Zeiten, andere Sorgen.



Kartusche


HUGO EVERHARDUS CRATZ, Comes de Scharpffenstein, etc. Ecclesiæ Metropolitanæ Moguntinæ prepositus, etc. S. CÆS. MAIEST. a Consiliis, Sereniss. Electoris Moguntini Cubicularius et Consiliarius Intimus eiusdemque nomine ad Tractatus Pacis Universalis Legatus Primarius. etc.




Wappenbeschreibung


In Silber ein roter [hier blauer] Balken, begleitet von 13 liegenden roten Schindeln (oder Steinen), oben 4:3, unten 3:2:1.
Auf dem Schild, den ein mit drei Rosen besetzter Lorbeerkranz umschließt, ruht eine Blattkrone.








Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1648, Blatt 59, 31,0 x 20,5 cm (Platte), 38,0 x 27,8 cm (Blatt)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. C-18216 LM
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