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Peter Burg

Kommentierte Literatur

 
 
 
Die Literatur zum Freiherrn vom Stein ist uferlos, rund 1.250 Titel weist allein die
 Stein-Bibliografie des Internet-Portals auf. Um einen Einstieg zu finden oder sich intensiver mit der Person Steins beschäftigen zu können, hat Peter Burg 21 Titel ausgewählt und kurz kommentiert.
 
 

 

1. Quellen

 
 
 
Botzenhart, Erich (Hg.)
Freiherr vom Stein. Briefwechsel, Denkschriften und Aufzeichnungen
7 Bände
Berlin 1931-1937

Nachdem Georg Heinrich Pertz 1849-1855 eine siebenbändige, quellennahe
 Stein-Biographie vorgelegt hatte, dauerte es bis zum hundertsten Todesjahr des Freiherrn, bis die erste wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werdende Quellen-Ausgabe - gleichfalls in sieben Bänden - zu erscheinen begann. Mit Erich Botzenhart fand sie einen Herausgeber, der sein wissenschaftliches Lebenswerk der Erforschung des bewunderten Protagonisten widmete.

Die von Walther Hubatsch herausgegebene neue Stein-Ausgabe, für die Botzenhart noch den ersten Band bearbeitete, baute konzeptionell und inhaltlich auf der älteren Edition auf, die mittlerweile vergriffen war. In der älteren Ausgabe konnten die Bestände des Preußischen Geheimen Staatsarchivs in Berlin-Dahlem noch nicht berücksichtigt werden, weil sich dieses die Publikation der eigenen Quellen vorbehielt. Die in Band 2 der Neuen Ausgabe enthaltenen Materialien zur Reformzeit bilden somit die wichtigste inhaltliche Erweiterung. In der auch für die anderen Epochen vorgenommenen Ergänzung der Quellen liegt eine Veränderung (so enthält Band 1.130 neue Stücke), des weiteren wurden die Kommentare auf den neuesten Forschungsstand gebracht, die Originale mit den Druckfassungen verglichen und gegebenenfalls Korrekturen angebracht. Da in der Kriegszeit Archivbestände zerstört wurden, die von Botzenhart noch herangezogen worden waren, besitzt seine Edition (ebenso wie das Werk von Pertz) partiell den Wert einer 'Primärquelle’.
Siehe die Informationsseite  Gliederung der Stein-Ausgaben
 
 
Hubatsch, Walther (Hg.)
Freiherr vom Stein, Briefe und amtliche Schriften
10 Bände
Stuttgart [u. a.] 1957-1974

Zur Annäherung an Leben und Werk des Freiherrn vom Stein ist eine freilich nur in Ausschnitten mögliche Lektüre von Originalschriftstücken zweckdienlich, die einen authentischen Eindruck von seiner kraftvollen Sprache und Denkweise vermittelt. Die zehnbändige sog. neue Ausgabe von Steins Schrifttum durch Walther Hubatsch stellt ein unerschöpfliches Reservoir für die Forschung, aber auch für eine Lektüre dar. Mit ihr sind die vorangegangenen Werke - die Darstellung von Georg Heinrich Pertz (1850-1855) und die Quellenedition von Erich Botzenhart (1931-1937), die "alte Stein-Ausgabe" - weitgehend überholt. Der erste Band wurde dem Bundespräsidenten Theodor Heuss anlässlich der Feierstunde zur Erinnerung an den 200. Geburtstag Steins am 26.10.1957 überreicht.

Es handelt sich hier um eine große Editions- und Forschungsleistung. Durch den riesigen Adressatenkreis von Steins Briefen und Denkschriften waren sehr viele Archivbestände (über das Cappenberger Privatarchiv hinaus) zu mustern und auszuwerten. Nur in Ausnahmefällen kommen auch die Briefpartner in der Ausgabe zu Wort. Die Bände 1-7 enthalten chronologisch geordnete Quellen, Band 8 Ergänzungen und Nachträge, Band 9 historische Schriften Steins und Band 10 ein Register. Die fachkundige und sorgfältige Edition enthält in jedem Band minutiöse Zeitleisten, zahlreiche Anmerkungen mit einem substanziellen Erklärungswert, Querverweise auf thematische Zusammenhänge, einführende Regesten und ein differenziertes Register.
Siehe die Informationsseite  Gliederung der Stein-Ausgaben
 
 
Kochendörffer, Heinrich (Hg.)
Briefwechsel zwischen Stein und Vincke
Zum 75. Westfälischen Provinziallandtag im Auftrag des Provinzialausschusses der Provinz Westfalen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission des Provinzialinstituts für westfälische Landes- und Volkskunde, Reihe 19: Westfälische Briefwechsel, Bd. 1: Stein und Vincke.
Münster 1930

Der Briefwechsel bietet einen Einblick in die trotz Rückschlägen durchgehend freundschaftlichen persönlichen Beziehungen zwischen Stein und dem 17 Jahre jüngeren Vincke. Ersterer besaß bis in die Reformzeit hinein in beruflicher Hinsicht eine Mentorenrolle für den gebürtigen Westfalen, ein väterlich belehrender Ton kennzeichnete auch die anschließende Korrespondenz. Als Oberpräsident verkehrte Vincke mit dem früheren Reichsritter, der Westfalen zu seiner Wahlheimat machte und hier eine Standespolitik betrieb, zwar respektvoll, doch auf gleicher Augenhöhe und focht manche Konflikte aus (etwa im 'Katasterstreit'). Die Briefe entstanden anlässlich anstehender Sachfragen, reflektieren aber auch virulente Themen von regionaler, staatlicher und europäischer Tragweite und berühren schließlich auch persönliche Angelegenheiten.
 
 

 
 

2. Darstellungen

 
 
 
Duchhardt, Heinz
Stein. Eine Biographie
Münster 2007

Die neueste umfassende Einführung in Leben und Werk des preußischen Staatsmannes. Neuland betreten vor allem die Ausführungen zur politischen Geschichte, zur Familie und zur Person. Der Autor hat die gesamte Werkausgabe und den Nachlass ausgewertet, um ein von der älteren Forschung unabhängiges Bild zeichnen zu können. Damit entgeht er der Gefahr vorgeformte Inhalte und Urteile zu reproduzieren, zumal sich Meister des Faches wie Max Lehmann und Gerhard Ritter - wenn auch vor Jahrzehnten - in voluminösen Werken des Themas angenommen haben. Gleichwohl wird die vorhandene Forschung umfassend zur Kenntnis genommen und gegebenenfalls zu Rate gezogen. Quellen- und Literaturarbeit bilden aber nur eine Säule, die den Wert des Buches ausmacht. Eine zweite scheint vor allem zwischen den Zeilen durch: In die Darstellung fließt der gesamte Erfahrungsschatz eines ausgereiften Wissenschaftlers ein, sichtbar vor allem in der Herstellung von Kontextbezügen. Hieraus erklären sich auch inhaltliche Vertiefungen (internationale Beziehungen) und Straffungen (Sozialgeschichte). Hinsichtlich Gehalt und Stil ein intellektuell ansprechendes Werk, das wohl für eine längere Zeit die maßgebliche Biographie sein wird.



Duchhardt, Heinz / Teppe, Karl (Hg.)
Karl vom und zum Stein. Der Akteur, der Autor, seine Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte
Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte, Mainz, Abteilung für Universalgeschichte, Beiheft, Bd. 58
Mainz 2003

Die zwölf Beiträge des aus einer Tagung hervorgegangenen Sammelbandes bemühen sich um eine Standortbeschreibung Steins hauptsächlich in der deutschen Geschichte, doch werden auch Bezüge zum englischen Parlamentarismus und zur europäischen Friedensordnung hergestellt. Die Ansatzpunkte sind dabei meist spezifisch, teils geht es um Sachthemen (Presse, Deutschlandpläne, Geschichtsdenken), teils um Schrifttum (Denkschriften allgemein, Nassauer Denkschrift insbesondere). Weitere Beiträge widmen sich der Wirkungsgeschichte, fragen nach der Umsetzung von Steins Sicht der Stände, der Selbstverwaltung und der Nation in der deutschen Geschichte, seiner Inanspruchnahme für die Deutsche Gemeindeordnung von 1935, seiner Präsenz in den Aktivitäten der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft. Schließlich wird auch die Erinnerungskultur thematisiert (Rezeption in der Historiografie, Stein-Jubiläen).



Duchhardt, Heinz (Hg.)
Stein. Die späten Jahre des preußischen Reformers 1815-1831
Göttingen 2007

Der Sammelband ist aus einem wissenschaftlichen Kolloquium (Dezember 2006) hervorgegangen, das sich dezidiert dem "alten" Stein widmete, einem bislang arg vernachlässigten Thema. Dabei waren die Lebensjahre der Restaurationsepoche von vielen Aktivitäten gekennzeichnet, von denen der Band nur einige näher beleuchten kann. Dazu gehörte die Pflege der geschichtlichen Interessen, die die Organisation des großen Quellenwerkes "Monumenta Germaniae Historica" betreiben ließ. Weitere Beiträge beziehen sich: auf Steins Einsatz für eine gesamtstaatliche preußische Verfassung, auf seine Begutachtung des süddeutschen Konstitutionalismus, auf die, wie er glaubte, notwendige Reform seiner Städteordnung. Die Julirevolution beschäftigte ihn nicht nur theoretisch, sie ließ auch alte Ängste aufkommen. Eine Schattenseite Steins macht ein Beitrag deutlich, der die geradezu maßlose Feindschaft zu Staatskanzler Hardenberg dokumentiert. Die Entstehung der ersten Steinporträts und die Überführung der Leiche des in Cappenberg verstorbenen Stein in die Früchter Familiengruft runden den Band ab, der überwiegend edierte Materialien auswertet.



Gembruch, Werner
Freiherr vom Stein im Zeitalter der Restauration
Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M., Geisteswissenschaftliche Reihe, Nr. 2
Wiesbaden 1960.

Das wichtigste Buch über die letzten anderthalb Jahrzehnte im Leben des Freiherrn vom Stein. Außerhalb staatlicher Dienste stehend nahm er doch aktiv im konservativen Sinne an wichtigen Fragen der Zeit teil. Über die Grenzen Preußens hinaus fungierte er als Ratgeber süddeutscher Regierungen in Verfassungsfragen. Von seiner Wahlheimat Westfalen aus suchte er mit Standesgenossen die Berliner Regierung in politischen, ökonomischen, fiskalischen und rechtlichen Fragen zu beeinflussen: hinsichtlich der Einrichtung landständischer Verfassungen, der Ablösung grundherrlicher Rechte, der Kommunalverfassung, der Steuergesetzgebung und der gesamtstaatlichen Verfassung. Gembruch betont Steins Verwurzelung in der altständischen Welt. Die Frage, wie sich die restaurative Haltung zum großen Reformwerk verhält, bleibt weitgehend offen.



Hartlieb von Wallthor, Alfred
Der Freiherr vom Stein und Rußland
Eine Veröffentlichung der Freiherr-Vom-Stein-Gesellschaft e. V.
Köln 1992

Der Autor ist nicht nur einer der Bearbeiter der neuen Stein-Ausgabe, er hat sich auch in mehreren einschlägigen Schriften und Aufsätzen, insbesondere zur Bedeutung Steins für die Selbstverwaltung in Westfalen, einen Namen als sachkundiger Forscher gemacht. Als eigenständige Schrift erschien die Abhandlung über die Beziehungen des Reichsfreiherrn zu Russland. Zweifellos fällt der Kulminationspunkt dieser Beziehungen in die Jahre der Befreiungskriege, in denen Stein durch und über den Zaren eine europäische Bedeutung gewann. Dieser ‚großen' Zeit widmet sich der Verfasser, der in seiner Broschüre auf Quellennachweise verzichtet, am ausführlichsten. Stellenangebote in Russland, sei es als preußischer Gesandter oder umgekehrt im Dienste der Regierung des Zaren, gab es aber schon vorher. Tief betroffen war Stein vom Tod des Zaren (1825). Nach dem Wiener Kongress beobachtete er die russische Außenpolitik, aber auch innenpolitische Vorgänge aufmerksam und durchaus kritisch, auch über Alexanders Tod hinaus (Dekabristenverschwörung 1825, polnischer Aufstand 1830/1831).



Hartlieb von Wallthor, Alfred
Der Freiherr vom Stein in Italien
Eine Veröffentlichung der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft e. V. Schloss Cappenberg
Köln [u. a.] 1971

Nach einer Darstellung der Schweizer Reise (1962/1969) beschreibt der Verfasser hier die Fortsetzung der Reise Steins mit seinen beiden Töchtern Henriette (24) und Therese (17) nach Italien. Insgesamt war die Kleinfamilie von Juli 1820 bis Mai 1821 unterwegs, im Oktober überschritt sie - eine spontane Entscheidung - die Grenze der Schweiz nach Süden. Der Verfasser bietet einen Einblick in die weniger bekannten Züge des Freiherrn: seine in Genf oder in Rom gepflegte Geselligkeit (Bonstetten, Ivernois, Madame Necker-Saussure, Niebuhr), seine Interesse an Kunst und Kultur (Organisation der Monumenta, Anfertigung von Porträts, Konzertbesuche), an Land und Leuten (Charakteristik der Schweizer und Italiener in Briefen an deutsche Freunde). Eine Mischung von Motiven veranlasste die Reise, die Erholung der gesundheitlich angeschlagenen Henriette, ‚Trauerarbeit' nach dem Tod der 1819 verstorbenen Ehefrau und Mutter, Abstandnahme vom politischen Alltag nach der für Stein unerquicklichen Demagogenverfolgung im Deutschen Bund, Erschließung von Geschichtsquellen für das Monumenta-Unternehmen. Die vom Verfasser festgehaltenen vielfältigen Eindrücke, die die Familie Stein gewinnen konnten, erfüllten ihren Zweck.



Herre, Franz
Freiherr vom Stein. Sein Leben - seine Zeit
Köln 1973

Ein Werk der populären Geschichtsschreibung aus der Feder eines Journalisten, flüssig und schwungvoll geschrieben, grundsätzlich an den Fakten orientiert, doch im Einzelnen fantasievoll ausgeschmückt. Herre hat die neue Stein-Ausgabe abgesehen vom letzten Band 10 konsultiert (und zitiert reichlich aus ihr), außerdem die einschlägige Fachliteratur zur Person und Zeit seines keineswegs in glorifizierender Absicht gezeichneten 'Helden'. Wer sich anhand einer ‚leichten' Lektüre über Leben und Werk des preußischen Staatsmannes informieren will, verfügt hier über das passende Medium. Auf die Richtigkeit der Sachinformationen kann sich der Leser aber nicht unbesehen verlassen. Zwei Drittel des Buches, rund 200 Seiten, behandeln die Ministerjahre, das Exil und die Befreiungskriege. Mit weiteren 100 Seiten wird der ‚Ruhestand' des Freiherrn relativ ausführlich bedacht.



Hubatsch, Walther
Stein-Studien. Die preußischen Reformen des Reichsfreiherrn Karl vom Stein zwischen Revolution und Restauration. Zum 60. Geburtstag von Walther Hubatsch am 17. Mai 1975 von seinen Freunden und Schülern
Studien zur Geschichte Preußens, Bd. 25
Köln [u. a.] 1975

Die Publikation enthält zwölf Aufsätze, von denen zwei erstmals zum Druck gelangten, die übrigen an anderen, zum Teil entlegenen Stellen bereits erschienen sind. Überwiegend umkreisen die Themen die Jahre des Reformministeriats und der Befreiungskriege. Die viele Anregungen enthaltende Palette reicht von einer Kurzbiografie bis zur Geschichte der neuen Stein-Ausgabe, für die Hubatsch als Herausgeber verantwortlich zeichnete. Einige Beiträge fokussieren die Beziehungen zu Ostpreußen (Kant, Liberale, die Stadt Memel). Ansonsten geht es um Widerstand (Schill 1809), Exil in Böhmen und Mähren, Erhebung 1813. Steins Faible für die Historienmalerei fand ebenso wie sein Briefwechsel zur Gründung der rheinischen Universität in Bonn, der Lehrstätte Hubatschs seit 1956, das Interesse des Geehrten.



Hubatsch, Walther
Die Stein-Hardenbergschen Reformen
Erträge der Forschung, Bd. 65
1. Aufl. [2., unver. Aufl. 1989]
Darmstadt 1977

Der namhafte Steinforscher bietet eine Forschungs- und Quellenübersicht über die Hauptakteure und wichtigsten Sachbereiche der Reformen. Zu dem zwischenzeitlich - bis zur Gegenwart - erreichten wissenschaftlichen Fortschritt, den vor allem thematisch eng begrenzte Einzelstudien zeitigten, gibt es nichts Vergleichbares. Die Ausführungen von Hubatsch bedürfen demnach einer Ergänzung, sie sind aber nicht überholt. Im Leben von Stein stellte die kurze (zweite) Ministerzeit eine wichtige, ihn und auch den preußischen Staat prägende Etappe, eine Art Kulminationspunkt, dar. Im Rahmen einer Biographie verdient sie ein besonderes Augenmerk, lässt die 14-monatige Zeitspanne doch den Eindruck entstehen, dass das übrige Leben mit einigem Recht als Vorbereitung und Nachbereitung gesehen werden können.



Hundt, Michael
Stein und die deutsche Verfassungsfrage in den Jahren 1812 bis 1815
In: Heinz Duchhardt/Andreas Kunz (Hg.), Reich oder Nation? Mitteleuropa 1780-1815, Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beiheft 46, Abt. Universalgeschichte, Mainz 1998, S. 141-180

Wie alle Beiträge dieses Bandes ist der vorliegende aus einer Konferenz in Halle/Saale (1996) hervorgegangen. Der Verfasser ist ein ausgewiesener Kenner der Diskussion der 'deutschen Frage' auf dem Wiener Kongress. Minutiös beschreibt er die Varianten von Steins Verfassungsentwürfen, seine vielfältigen diplomatischen Aktivitäten, das Werben um die Kaiseridee. Zugleich macht er das Schwinden von Einfluss und Macht als Berater des Zaren und als Chef der Zentralverwaltung sichtbar. Für Hundt, der in bemerkenswertem Umfang ungedruckte und selbst entlegene Literatur auswertet, bietet sich insgesamt das Bild eines Scheiterns, nicht zuletzt aufgrund einer Realitätsverkennung Steins. Doch dieser Deutung ist entgegenzuhalten: Eine Hegemonie Preußens und Österreichs in Deutschland, eine straffe Unterordnung des Dritten Deutschland (ein Kehrbild der idealtypischen Trias) hatte er immer im Blick - und diese entsprachen der Realität des Deutschen Bundes.



Kielmannsegg, Peter von
Stein und die Zentralverwaltung 1813/14
Bonn, Univ., Diss., 1963
Stuttgart 1964

Das Buch widmet sich in wissenschaftlicher Methode - unter Auswertung von Archiv- und Quellenmaterial - der kurzen Lebensphase Steins, in der er an exponierter Stelle im Dienste Deutschlands stand. Es war nicht zuletzt diese Funktion, auf der später sein Mythos als nationaler Heros gründen sollte. Doch das ist nicht die leitende Frage von Kielmannsegg. Er stellt sich die Aufgabe einer genauen Rekonstruktion der Handlungsabläufe und der Bestimmung des Anteils, den Stein daran hatte. Als Chef der Zentralverwaltung der wieder eroberten Länder oblag ihm die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in der Bevölkerung sowie die Rekrutierung und Versorgung militärischer Kräfte für den Befreiungskampf gegen Napoleon. In chronologischer Folge wird der Zug Steins und die Ausdehnung seines Zuständigkeitsbereichs im Schlepptau der Alliierten und im Dienste des Zaren Alexander von Osten nach Westen dargestellt. Die siegreichen Truppen formten für die eroberten Territorien Unterbezirke der Zentralverwaltung, Gouvernements und Generalgouvernements, mit einer militärischen und zivilen Administration an der Spitze. In der Personalpolitik mischte Stein kräftig mit, legte vor allem großen Wert auf eine Entfernung der "Franzosenfreunde". Im Juni 1814 wurde die Zentralverwaltung aufgelöst. Stein verlor schon vorher mit der Konsolidierung und Restauration der deutschen Staatenwelt zunehmend an Einfluss.



Lehmann, Max
Freiherr vom Stein
3 Bde. Bd. 1: Vor der Reform 1757-1807; Bd. 2: Die Reform 1807-1808; Bd. 3: Nach der Reform 1808-1831
1. Aufl. [(2. Aufl.), Leipzig 1921, neue Ausgabe in einem Band; 3. Aufl., Leipzig 1928; 4. Aufl., Göttingen 1931; unver. Abdruck, Göttingen 1935]
Leipzig 1902-1905

Die erste Auflage des Werkes von Lehmann, Staatsarchivar des Geheimen Staatsarchivs in Berlin, erschien 1902-1905 in drei Bänden in Leipzig. Vorausgegangen war ein Jahrzehnte langes Studium von Verwaltungsakten zur Reformzeit. Auf die große Materialfülle, aber auch auf den wissenschaftlichen Anmerkungsapparat verzichtete er in der zweiten einbändigen Auflage, die 1920 (und anschließend mehrfach) in Göttingen aufgelegt wurde. Auf diesem Wege wollte Lehmann ein größeres Lesepublikum erreichen. Die Straffung bezog sich zwar hauptsächlich auf die Ministerjahre, aber diese erhielten quantitativ immer noch einen großen Raum (250 von rund 600 Seiten). Ein zweiter Akzent liegt auf den Befreiungskriegen, ein Thema, bei dem Lehmann eine Kürzung scheute. Gediegen in Stil und Wissenschaftlichkeit ist das Werk nach wie vor für Leser geeignet, denen es vorrangig um Sachinformation geht. Wer nach Forschungsnähe strebt, muss freilich das dreibändige Werk als Fundgrube nutzen.



Mäding, Erhard
Der Freiherr vom Stein und Sachsen
Eine Veröffentlichung der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft e. V.
Münster 1992

Die Schrift widmet sich einem Thema von höchster Brisanz, in dem Stein dezidiert und in charakteristischer Weise Stellung bezog. Der sächsische König und Großherzog von Warschau war einer der engsten und längsten Verbündeten Napoleons, Stein hingegen nicht nur einer der schärfsten Widersacher des Kaisers, sondern namentlich auch der Rheinbundfürsten, die sich dem französischen Imperator als Kriegsvasallen zur Verfügung stellten, in Wahrheit stellen mussten. Diese Disposition kam zum Tragen, als Stein im Zuge des Befreiungskrieges zum Leiter des Zentralverwaltungsrates für die wiedereroberten Länder ernannt wurde. Nach der Leipziger Völkerschlacht im Oktober 1813 war Sachsen eines dieser Länder. Stein setzte sich als Berater des Zaren für die Annexion des Königreichs durch Preußen ein. Dabei ging es ihm um die Wahrnehmung preußischer Territorialinteressen, aber auch um eine Bestrafung für die Verbrüderung mit dem 'Erbfeind'. Steins Einfluss war bereits zurückgegangen, als sich die Großmächte auf dem Wiener Kongress auf eine Teilung Sachsens einigten. Verknüpft mit der Zuordnung Polens zum Zarenreich war die sächsische Frage eine europäische Angelegenheit geworden.



Raumer, Kurt von
Freiherr vom Stein. Reden und Aufsätze
Zum 60. Geburtstag von Kurt von Raumer am 15. Dezember 1960 hg. von Heinz
Gollwitzer und Rudolf Vierhaus
Münster 1961

Bei den sechs Buchbeiträgen handelt es sich um Wiederabdrucke und Erstdrucke gehaltener Vorträge, zum Teil in überarbeiteter Fassung. Der ausgewiesene Kenner der Epochenwende um 1800 bzw. die Herausgeber, für die das gleiche Etikett zutrifft, vereinen in diesem Band sechs thematisch disparate Studien. Sie reichen vom jungen Stein, dessen Psyche Raumer noch keineswegs für hinreichend erforscht hielt, bis zur Frage nach der aktuellen Bedeutung, die er 1957, zweihundert Jahre nach der Geburt, stellt. In Stein ohne erhebliche Vorbehalte einen vorbildlichen Charakter zu sehen, dürfte nach heutigen Maßstäben kaum das hervorstechendste und bleibende Merkmal sein. Ein editorisches Verdienst ist Raumers Herausgabe von Steins Autobiografie, deren Einleitung hier wieder abgedruckt wird. Ein weiterer Beitrag hat das Verhältnis Steins zu Österreich zum Thema. Schließlich ist noch ein Vergleich zwischen Stein und Bismarck erwähnenswert, in dem es dem Verfasser nicht um die - problematische, wenn nicht gar unzulässige - Herstellung einer Verbindungslinie geht, sondern eher um eine typologische Klassifizierung.



Richtering, Helmut
Der Freiherr vom Stein und der westfälische Adel
Vereinigte Westfälische Adelsarchive e. V., Veröffentlichung Nr. 4
Münster 1982

Das aus einem Vortrag auf der Mitgliederversammlung der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive 1982 in Münster hervorgegangene Heft dokumentiert Steins Beziehungen zu westfälischen Adeligen von der Göttinger Studentenzeit bis zu seinem Lebensende. In der Verwaltung der rheinisch-westfälischen Provinzen standen ihm durchweg protestantische Standesvertreter zur Seite oder gegenüber. Dienstlich geriet er infolge der Säkularisation in einen näheren Kontakt mit dem katholischen Adel, für den der Herrschaftswechsel eine schmerzhafte Zäsur darstellte. Dennoch bahnte sich bereits in dieser Zeit ein freundschaftliches Verhältnis Steins zu Repräsentanten dieses Standes an, etwa zu Ferdinand August von Spiegel, dem späteren Erzbischof von Köln. Richtering dokumentiert, dass der Freundeskreis des Cappenberger Schlossherrn überkonfessionell war. Dieser stand auch Personen offen, die in der Rheinbundzeit führende Positionen unter 'fremden' Herrschern innehatten, etwa Nesselrode-Reichenstein, Romberg, Hövel. Das alles steht konträr zu so manchen pauschalen Urteilen des Freiherrn. Eine Lektüre der wissenschaftlich sorgfältig gearbeiteten Publikation unter diesem Aspekt ist deshalb aufschlussreich.



Ritter, Gerhard
Stein. Eine politische Biographie
2 Bde. Bd. 1: Der Reformer; Bd. 2: Der Vorkämpfer nationaler Freiheit und Einheit.
1. Aufl. [3., neu gestaltete Aufl. in einem Bd., Stuttgart 1958; 4. Aufl., Stuttgart 1981]
Stuttgart [u. a.] 1931

Die viele Jahre maßgebliche wissenschaftliche Biographie, in die die Ergebnisse intensiver Archivstudien eingegangen sind, erschien in erster Auflage 1931- hundert Jahre nach Steins Tod - in zwei umfangreichen Bänden. Nach dem Krieg legte der Autor unter Berücksichtigung des neuesten Forschungsstandes eine gestraffte einbändige Fassung vor, von der mittlerweile mehrere Auflagen erschienen sind. Das gut geschriebene und auf einer souveränen Kenntnis von Person und Zeit beruhende Buch dürfte vor allem bei einer Beschäftigung mit der Epoche der Reformen weiterhin herangezogen werden müssen, auf die sich mit 180 Seiten ein Drittel des Textes bezieht. Im Vergleich dazu wird das sich an den Wiener Kongress anschließende Privatleben geradezu stiefmütterlich behandelt, obwohl Steins vielfältige Aktivitäten im 'Ruhestand' in einem riesigen Bestand an Briefen und Schriften dokumentiert sind. Das Buch ist nach den Lebensetappen gegliedert, die Chronologie aber im Interesse einer Präsentation von Sinnzusammenhängen wo nötig hintangestellt. So wird das dem Reformjahr 1807/1808 gewidmete Kapitel sinnvoller Weise nach Sachthemen aufgeschlüsselt.



Schnabel, Franz
Freiherr vom Stein
Leipzig [u. a.] 1931

Zum hundertsten Todestag Steins legte Franz Schnabel auf der Grundlage gedruckter Quellen und Literatur eine für ein breites Publikum bestimmte Biographie vor, in der der preußische Staatsmann im doppelten Sinne als Widerstandskämpfer vorgestellt wird. Der Historiker betont, dass der Minister seine Reformpolitik in der Berliner Regierung gegen starke Widersacher durchsetzen musste und als konstitutioneller Liberaler beim Monarchen unbeliebt war. Mehr als ein Drittel des Buches sind dem entschiedenen Gegner Napoleons, dem "Vorkämpfer der deutschen und der europäischen Freiheit" gewidmet. Schnabel strickt am Bild des nationalen Heros, der die Schaffung eines Nationalstaates vorbereitet habe. Insofern liegt ein Beispiel für die zahlreiche Literatur vor, die die historische Gestalt des Staatsmannes in ein seiner Lebenszeit fremdes Licht stellt.



Schwab, Dieter
Die "Selbstverwaltungsidee" des Freiherrn vom Stein und ihre geistigen Grundlagen. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der politischen Ethik im 18. Jahrhundert
Gießener Beiträge zur Rechtswissenschaft, Bd. 3
Frankfurt a. M. 1971

Die aus einer juristischen Würzburger Dissertation hervorgegangene Publikation widmet sich einer zentralen Kategorie des politischen Denkens des Freiherrn vom Stein, die auch im Mittelpunkt der 'Nassauer Denkschrift' (1807) steht: der Selbstverwaltung. Sie verortet diesen Dreh- und Angelpunkt der Steinschen Argumente und Programme im ideengeschichtlichen Kontext. Das geschieht angesichts der stupenden Belesenheit und Rezeptionsfähigkeit des Freiherrn mit einem gewissen Recht. Schwab zieht die Fäden nach England wie nach Frankreich, aber auch zur deutschen Aufklärung und zu den Freunden der Göttinger Studienzeit. Der engen Verknüpfung von Eigentum und Selbstverwaltung in der 'Nassauer Denkschrift' trägt der Autor in einem eigenen Kapitel Rechnung. Ein Vorbehalt ist angebracht: So interessant die Verweise sind, sie tragen dem Praktiker und Empiriker Stein unzureichend Rechnung, in dessen Lebens- und Erfahrungshorizont das ständische Prinzip eine tragende Säule war.