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(90 KB)   Gedenkstein zum Andenken an die Zerstörung des Wohn- und Geschäftshauses Marktstraße 7 ("Kuhfuß") in Soest während eines britischen Bombenangriffs in der Nacht vom 11./12.06.1940 / Marcus Weidner   Gedenkstein zum Andenken an die Zerstörung des Wohn- und Geschäftshauses Marktstraße 7 ("Kuhfuß") in Soest während eines britischen Bombenangriffs in der Nacht vom 11./12.06.1940 / Marcus Weidner
TITELGedenkstein zum Andenken an die Zerstörung des Wohn- und Geschäftshauses Marktstraße 7 ("Kuhfuß") in Soest während eines britischen Bombenangriffs in der Nacht vom 11./12.06.1940
URHEBER ABBILDUNGWeidner, Marcus
DATIERUNG2005-02-05


INFORMATIONIn der Nacht vom 11.06. auf den 12.06.1940 wurde die Stadt Soest durch britische Einheiten bombardiert. Während des Angriffs wurde das aus dem 16. Jh. stammende Wohn- und Geschäftshaus der hier seit 1863 ansässigen Familie Husemeyer, Marktstraße 7, durch Brandbomben zerstört. Trotz schwieriger Umstände gelang es dem Geschäftsmann Heinz Husemeyer, der in dem Haus eine Fleischerei betrieben hatte, das Gebäude schon im folgenden Jahr - freilich in veränderter Form - wieder aufzubauen. Dabei wurde das Haus u. a. zurückgesetzt, um an dieser Stelle die Verkehrssituation zu entschärfen. Ein in die Hauswand zur Straßenseite eingelassener Gedenkstein erinnert seitdem an die Zerstörung des "durch feindliche Flieger" zerbombten Hauses.

Bemerkenswert ist dieses Haus jedoch nicht nur wegen des noch während des Zweiten Weltkriegs erfolgten Wiederaufbaus oder wegen des Gedenksteins, sondern v. a. wegen der z. T. propagandistischen Konzeption der Balkenfriese (u. a. Hakenkreuz), die vom Möhneseer Künstler Fritz Viegener (1888-1976) angefertigt wurden. Wer letztlich für das Bildprogramm verantwortlich zeichnete, d. h. konkrete Vorgaben machte, welche Elemente aufzunehmen seien, ist bis heute nicht schlüssig belegt worden.

Deutlich wird die propagandistische Indienststellung des Hauses - so die zeitgenössische Interpretation der Ausschmückung durch den Schriftsteller Erwin Sylvanus (1917-1985) im Soester Anzeiger vom 29.11.1941- als "ein künstlerisches Dokument unserer Zeit [...], ein Dokument auch unseres Aufbauwillens gegen die kulturzerstörenden Kräfte Englands". So spielt ein seitlicher  Balkenfries direkt auf die Zerstörung des Hauses an. Der britische Premierminister Winston Churchill sei, so Sylvanus, durch eine "Teufelsfratze" symbolisiert: "Aus seinem Munde qualmt die Flamme des Giftes und der Zerstörung. Sie ist gleichsam der Befehl für die britischen Flugzeuge, die wir über den Kanal fliegen sehen. Das Feuer ist durch einen gierigen Drachen dargestellt." Darstellungen auf Konsolen an der Straßenseite verdeutlichten, so Sylvanus weiter, u. a. die "ethischen Ziele unserer Zeit" (u. a. "Wehrgedanke", "Muttertum" oder "Opferbereitschaft"). An zentraler Stelle, auf einer Konsole in der Mitte des Balkenfrieses an der Straßenseite, befindet sich - bis heute - eine Hakenkreuzdarstellung, die von der Direktive Nr. 30 von 1946, die u. a. die Beseitigung von NS-Symbolen bestimmte, unberührt blieb. Das NS-Symbol geriet v. a. während der Restaurierung des Hauses im Sommer 2004 durch seine wiederhergestellte hellgoldene Farbgebung in Erinnerung, wurde nach Protesten aber mit brauner Farbe überstrichen und abgeschwächt - bleibt aber umstritten und bis heute im Stadtraum unkommentiert.


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FOTO-PROVENIENZMarcus Weidner


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.9   1900-1949
3.11   2000-2049
Ort1.11.10   Soest, Stadt
Sachgebiet5.10   Kriegszerstörungen, Bombenkrieg
9.3   Wohnen, Wohnungsausstattung
15.12.5   Kriegs- und Militärdenkmäler
DATUM AUFNAHME2004-04-26
DATUM ÄNDERUNG2017-02-20
AUFRUFE GESAMT5580
AUFRUFE IM MONAT169