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(123 KB)   Webstuhl in einem sächsischen Grubenhaus (Rekonstruktionszeichnung) / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie/Motiv: Fred Teufel / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Webstuhl in einem sächsischen Grubenhaus (Rekonstruktionszeichnung) / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie/Motiv: Fred Teufel / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELWebstuhl in einem sächsischen Grubenhaus (Rekonstruktionszeichnung)
URHEBER ABBILDUNGKlem, Josef


INFORMATIONZu Beginn der Eisenzeit (im heutigen westfälischen Raum um 500 v. Chr.) ist die Web- und Spinntechnik bei den germanischen Stämmen überall bekannt. Die Verarbeitung des gesponnenen Garns erfolgte an dem Gewichtswebstuhl. Bei der Ausgrabung der Grubenhäuser in der sächsischen Siedlung bei Warendorf wurden im Inneren der Häuser Webstuhlstandspuren nachgewiesen und Webgewichte gefunden. Diese Funde beweisen, daß in der sächsischen Siedlung Textilien hergestellt wurden und daß diese Produktion in den Grubenhäusern erfolgte.

Das Bild zeigt das innere eines Grubenhauses mit dem darin schräg zur Wand geneigten Webstuhl. Die in den Boden eingetieften Innenwände der Längsseiten und die hintere Giebelwand sind aus lehmverstrichenem Flechtwerk gebaut worden. Als konstruktive Elemente der Wand und des Dachgerüstes müssen auch hier senkrecht in den Boden eingelassene Pfosten, die bis zur Erdoberfläche reichten, gedacht werden. Über die - in Höhe der Erdoberfläche - aufgezimmerten Längsbalken erheben sich jeweils vier Sparrenhölzer, die im First gegeneinander stoßen. Die Firstpfette wird durch einen Firstpfosten in ihrer Lage gehalten. Das Dachgerüst ist durch Querpfosten stabilisiert worden, die zugleich auch das Fundament für die Abdeckung aus Stroh bilden. Die bis zur Erdoberfläche herabgezogenen Dächer verleihen diesem Gebäude das Aussehen einer Hütte. Lichteinfall und Frischluftzufuhr können nur minimal gewesen sein, sofern das Grubenhaus neben der in den Erdboden eingetieften Tür (in der Zeichnung nicht dargestellt) nicht noch über eine weitere Öffnung verfügte. Die hohe Luftfeuchtigkeit in den Grubenhäusern, die durch die Abgabe von Bodenfeuchtigkeit entstand, war eine günstige Voraussetzung für die Textilherstellung, weil dadurch die Fäden der Webware elastisch gehalten wurden.

Der Webstuhl ist eine Holzkonstruktion, an deren oberem Teil, dem Tuchbaum, die Kette befestigt ist. Sie bildet eine Gewebekante und mit ihr ist die Breite des Gewebes festgelegt. Von dort gehen die Kettfäden aus, die bündelweise durch Webgewichte gestrafft werden. Die in der sächsischen Siedlung ergrabenen Webgewichte sind flach-rund geformte, gebrannte oder häufig auch luftgetrocknete Tonkugeln, die durch das Aneinanderschlagen beim Webvorgang schnell zerspringen. Durch die Schrägstellung des Webstuhls und den unteren Querstab sind die Kettfadenbündel geteilt: Einige liegen vor und einige hinter dem Querstab, so daß ein 'Fach' entsteht, durch das der Schußfaden gereicht wird (vgl. Abb. 1). An dem oberen Stab, der als Litzenstab bezeichnet wird, sind durch kurze Querfäden (Litzen) die hinteren Kettfäden befestigt. Durch das Vorziehen dieser Kettfäden mit dem Litzenstab entsteht ein zweites Fach, durch das der rückläufige Schußfaden gereicht wird (vgl. Abb. 2).








Das Weben von Tuchen war neben der Aufbereitung des Rohmaterials Flachs und dem Verspinnen der Fasern ein zeitaufwendiger Vorgang. Berechnungen [1] haben ergeben, daß für das Weben eines Tuches von 1,5 x 1,5 m Größe mit einer Fadenstärke von 0,9 mm und einer Webdichte von 11 Fäden pro cm mit mindestens 50-80 Arbeitsstunden zu rechnen ist. Zwischen 68 und 102 Stunden sind erforderlich, um das benötigte Garn zu spinnen. Fügt man hier noch alle vorbereitenden Arbeiten hinzu (Erzeugung des Spinngutes/Herstellung der Produktionsinstrumente) wird deutlich, daß die Textilproduktion sicherlich an der Spitze aller hauswirtschaftlichen Produktionszweige stand. Angesichts des Zeit- und Arbeitsaufwandes wird verständlich, daß die Türen der Grubenhäuser mit Schlössern gesichert waren. Für die sächsische Siedlung kann angenommen werden, daß die Textilproduktion ausschließlich auf den Eigenbedarf ausgerichtet war. Daß die Textilproduktion eine primär frauenspezifische Tätigkeit war, legen die in Frauengräbern gefundenen Webgewichte und Spinnwirtel nahe.


[1] Vgl. J. Herrmann (Hrsg.), Bd. 1, S. 482. Die Berechnungen beziehen sich auf einen Textilfund aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. aus Schleswig. Auch bei einer unterstellten Erhöhung der Arbeitsproduktivität bleibt unbestritten, daß Weben und Spinnen äußerst zeitaufwendige Arbeitsvorgänge waren.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Museum für Archäologie/Motiv: Fred Teufel
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Frick-Lemmer, Gundi | Alltagsleben der Sachsen | Dia 06, S. 20-23
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit2   Mittelalter
Sachgebiet9.3   Wohnen, Wohnungsausstattung
DATUM AUFNAHME2004-03-01
AUFRUFE GESAMT17574
AUFRUFE IM MONAT1444