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(123 KB)   Rathaus Minden / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Rathaus Minden / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELRathaus Minden


INFORMATIONDie Stadt Minden geht auf eine 798 "Minda" genannte altsächsische Fischer- und Furtsiedlung am westlichen Ufer der Weser zurück, wo schon seit vor- und frühgeschichtlicher Zeit wichtige Verkehrswege zusammenliefen. Während der Sachsenkriege, deren Ziel die Christianisierung und Eingliederung der Sachsen in das Fränkische Reich war, gründete Karl der Große um 800 das Bistum Minden. Voraussetzung hierfür war die Existenz einer Kirche und einer "civitas", denn nach kanonischem Recht durfte ein Bischof nur in einer Stadt residieren. Da im rechtsrheinischen Missionsgebiet Städte fehlten, erhob der Kaiser vorhandene Siedlungen zu Städten im kirchenrechtlichen Sinn. Der erste Bischof Mindens, Ercanbert, ließ auf einem kleinen Hügel südlich der Fischerstadt den Dom und die befestigte Domburg errichten.

Im 10. Jahrhundert entstand eine weitere, ottonisch-salische Kaufmanns- und Marktsiedlung westlich der Domburg, die zum Ausgangspunkt der eigentlichen Stadtentwicklung wurde. Bereits 977 verlieh Otto ll., dem Bischof von Minden Markt-, Münz- und Zollprivilegien, welche Heinrich II. 1009 bestätigte. Um 1180 war die Entwicklung Mindens zur Stadt abgeschlossen, deren vermutlich erst um 1270 vollendete Stadtmauer ein Gebiet von etwa 47 ha umschloß. Die günstige Verkehrslage und die kirchliche wie politische Zentralität des Bistums begünstigten dessen wirtschaftliche Entwicklung. Als Mitglied der Hanse und des Rheinisch-Westfälischen Städtebundes war Minden ein bedeutender Umschlagplatz für Getreide. Zunehmend emanzipierte sich die Stadt von der Herrschaft des Bischofs und ließ sich seit der Mitte des 13. Jahrhunderts selbstbewußt durch einen eigenen Rat regieren. Weiteres Symbol der städtischen Selbstverwaltung war der Bau des Rathauses.

Vermutlich um 1200 wurde in Minden mit dem Bau eines einfachen rechteckigen Saalbaus begonnen, der erstmals 1300 als "domus consulum" urkundlich erwähnt wurde. Das Rathaus lag im Norden des Marktplatzes und wie in Münster direkt am Hauptzugang von der Kaufmannssiedlung zum bischöflichen Immunitätsbezirk. Bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts scheint dieser Saalbau dem Raumbedarf für Verwaltung, Markt und Gericht nicht mehr entsprochen zu haben, denn um diese Zeit ließ die Stadt das "Neue Werk" errichten, einen zweigeschossigen Trakt, der in einigem Abstand parallel zur Südseite des bisherigen Rathauses lag und den Zufahrtsweg zum Dombezirk sichtlich verengte.

Dieses "Neue Werk" ist das älteste erhaltene Beispiel einer monumentalen, gotischen Rathausarchitektur in Westfalen. Das Erdgeschoß besteht aus einem vierjochigen, rippengewölbten Laubengang. Nach Süden sind die Öffnungen der Laube durch Mittelsäulen unterteilt, über denen sich je zwei Spitzbögen und ein großer Maßwerkkreis erheben. Im Westen und Osten der Laube befinden sich spitzbogige Öffnungen. Die Strebepfeiler an der Außenseite der Laube sind spätere Stützmaßnahmen. Gewölbeform, Kapitellplastik und Arkadengestaltung zeigen Einflüsse der Kreuzgangarchitektur und des gleichzeitigen Langhausneubaus des Mindener Domes. Im Obergeschoß des "Neuen Werks" liegt bis heute ein großer Saal.

Anfangs waren der Altbau und das "Neue Werk" vermutlich durch einen kleinen Seitenflügel im Osten verbunden, in dem verschiedene Räume wie Rentkammer, Schreibstube und Gefängnis untergebracht waren. Zwischen den beiden Gebäudeteilen befand sich der Ratshof, welcher 1555 im Westen für die Lagerung der städtischen Weinvorräte unterkellert wurde. In den Jahren von 1659 bis 1662 erfolgte ein großer Umbau: Der Ratshof wurde überbaut, der ursprünglich gotische Treppengiebel an der Marktseite und die Dächer über dem Altbau sowie dem "Neuen Werk" wurden abgerissen. Stattdessen errichtete die Stadt über dem gesamten Gebäudekomplex ein großes Dach, welches sie Anfang des 18. Jahrhunderts noch durch einen Uhrturm ergänzte. Der schlichte Oberbau aus der Renaissance ist im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört worden. Nach den Entwürfen von Werner March aus Berlin wurde 1953/54 eine neue, ruhig gegliederte Fassade errichtet, die eine gelungene Verbindung mit dem frühgotischen Laubengang eingeht. Das historische Rathaus dient heute fast ausschließlich Repräsentationszwecken und ist direkt mit einem Verwaltungsneubau von Harald Deilmann aus Münster aus den Jahren 1976/1977 verbunden.


Literatur

M. Krieg
Zur Baugeschichte des Mindener Rathauses, in: Mindener Heimatblätter, Jg. 22 (1950) Nr. 2, S. 1-5.

Minden
Zeugen und Zeugnisse seiner städtebaulichen Entwicklung, Stadt Minden (Hg.), Minden 1979.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Killing, Anke | Historische Rathäuser in Westfalen | Dia 02, S. 15-17
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort2.6.6   Minden, Stadt
Sachgebiet3.11   Städte und Gemeinden, Ober-/Bürgermeister/Ober-Bürgermeisterin, Mitarbeiter
15.8   Architektur, Baudenkmäler, Architekt/Architektin
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT4154
AUFRUFE IM MONAT211