QUELLE

DATUM1933-05-31   Suche   Suche DWUD
AUSSTELLUNGSORTDortmund
TITEL/REGESTZeitungsartikel des General-Anzeigers vom 31.05.1933 über die nationalsozialistische Bücherverbrennung auf dem Dortmunder Hansaplatz: "Undeutscher Geist ging in Flammen auf. Eindrucksvolle Kundgebung auf dem Hansaplatz / Begeisterte Beteiligung der Dortmunder Bevölkerung / Ansprachen der Pgg. Goldmann, Dr. Woelbing, Kaiser, Polizeipräsident Schepmann, Eilers und des Hitlerjugendführers Sürenhagen"
TEXTUndeutscher Geist ging in Flammen auf

Eindrucksvolle Kundgebung auf dem Hansaplatz / Begeisterte Beteiligung der Dortmunder Bevölkerung / Ansprachen der Pgg. Goldmann, Dr. Woelbing, Kaiser, Polizeipräsident Schepmann, Eilers und des Hitlerjugendführers Sürenhagen

Dass es der nationalsozialistischen Revolution ernst ist mit der Wiedereinführung von Sitte und Moral im deutschen Vaterlande bewies die gestern abend auf dem Hansplatz erfolgte öffentliche Verbrennung der aus den Bibliotheken der Stadt und der Bevölkerung entfernten Schund- und Schmutzliteratur. Es war eine symbolische Kundgebung, in der zum Ausdruck kam, dass für undeutschen Geist in Deutschland kein Raum mehr vorhanden ist.

Dass auch die Bevölkerung mit der Reinigung der deutschen Literatur von Schmutz und Gemeinheit einig geht mit den Bestrebungen der Nationalsozialisten, zeigte die ungeheure Anteilnahme. Der Hansaplatz und die umliegenden Straßen waren dicht gedrängt voll SA, SS, Hitlerjugend, Schutzpolizei, BdM., NSLB und Zivilbevölkerung als punkt 9 Uhr der Hilfskommissar für Kunst und Wissenschaft, der Redakteur der "Rote Erde - G.U.“, PG Goldmann, die einleitenden Wort sprach.

Er begrüßte die Massenversammlung mit den Worten, dass diese symbolische Kundgebung eine Handlung darstelle, in der zum Ausdruck gebracht werden solle, dass undeutscher Geist in Wort und Schrift aufgehört hat, das Volk zu verderben. Es soll angedeutet werden, dass die deutsche Revolution nicht in ihrem Anfang stecken geblieben ist, daß vielmehr Schritt vor Schritt der Reinigungsprozeß des gesamten deutschen Gemeinschaftswesens vorwärtsgehe. Deshalb seien aus allen städtischen Bibliotheken und aus Bevölkerungskreisen die Schriften undeutscher Art ausgesucht und heute dem Scheiterhaufen übergeben worden. In ein "Sieg und Heil“ auf den Führer Adolf Hitler stimmt brausend die Menge ein.

Während hoch auflodernd die Flammen zum Nachthimmel schlugen, sprach zu dem Verbrennungsakt Studienrat Pg. Dr. Woelbing etwa folgendes:

Als vom Kommissar Beauftragter für Säuberung und Reinigung der Dortmunder Bibliotheken beginne ich nunmehr mit dem revolutionären Akt der Verbrennung der Schund- und Schmutzliteratur, der undeutschen marristischen und verhetzenden Bücher und Schriften. Im ganzen wurden bis jetzt 4000 Bücher und Zeitschriften ausgesondert,
das meiste zerfetzende Material fand sich im Volkshaus; es ist eine Schande, wenn man den Haufen der schmutzigen schamlosen Schriften sieht. Das war die Kultur des Marxismus, das war der Bildungsstoff, den man dem deutschen Volke vorzusetzen wagte.

Und wenn schon größtenteils der gesunde Instinkt den Deutschen von dieser Lektüre abrücken ließ, so war es vor allem unser Volkskanzler Adolf Hitler, der durch seine Bewegung das Volk wachgerüttelt hat, der immer wieder und immer wieder dem Volke seine Ehre, seine Freiheit, seine Rasse und sein Vaterland vorgehalten hat, der es gerettet hat vor dem Abgrund und der Unkultur des Marxismus. Wir Nationalisten wollen das nationale urdeutsche Buch lesen, von Dichtern und Schriftstellern, die arischen Blutes sind und deren Seele mit dem Volke eng verwurzelt ist. Wir wollen Volks-Büchereien in dem Sinne, dass sie wirklich für das deutsche Volk da sind und erziehen zum deutschen Menschen.

Wir wollen Bücher, in denen die Jugend ihre Ideale wiederfindet und inbezug auf Rasse, Wahrhaftigkeit, Persönlichkeit und Religiösität bildet; wir fordern die deutsche Nationalbücherei im Sinne Fichtes und dem Geiste Hitlers.

Und so verbenne ich jetzt diese Hetzschriften und die Schundliteratur und fordere die Hitlerjugend auf, diese Bücher dem Feuerbrand zu übergeben.
Es lebe die nationalsozialistische Revolution!
Es lebe unser Reichskanzler Adolf Hitler! Heil!

Unter Leitung des Studienreferendars Pg. Friedhelm Kaiser sprachen Schüler des Bismarck-Realgymnasiums folgenden Sprechchor:

Brandfackel
von Friedhelm Kaiser.

Habt ihr die Feinde erkannt?
Reinigt das deutsche Land!
Her mit dem flammenden Brand!

Fort mit den falschen Propheten!
laßt sie von andern anbeten. -
wir aber wollen sie töten!

Was die uns Fremden schreiben,
was die uns Fremden dichten,
soll nimmer unter uns bleiben,
wollen wir heute vernichten!
Soll uns nicht mehr betören
ihre zersetzende Sucht,
soll uns nicht mehr zerstören
Deutsche Sitte und Zucht!

Schaffet, strebet, erweist
unsern, den deutschen Geist!

Altes verzehren -
Neues gebären,
segnen - verdammen
Feuer und Flammen!

Brenn, Flamme! Brenne !!


Nachdem die Hitlerjugend "Volk ans Gewehr“ gesungen hatte, richtete Polizeipräsident Pg. Schepmann an die Versammlung folgende Ansprache:


Polizeipräsident Pg. Schepmann spricht:

"Deutsche Männer, deutsche Frauen und deutsche Jugend! Heilige deutsche Flamme verschlinge undeutschen Geist! Wir kennen keine Halbheiten, und Halbheiten kennt die Geschichte nicht. Die Männer der heutigen Regierung müssen Geschichte machen, weil sie mit ihrer ganzen Persönlichkeit konsequent handeln, und konsequent sein, heißt deutsch sein. Es geht nicht an, daß Zügellosigkeit Freiheit ist. Zügellosigkeit ist Unfreiheit und undeutsch. Den Kampf aber gegen jeden undeutschen Geist führen wir mit aller Kraft.
Die Flamme soll das Symbol ....

verläuft in den Richtlinien derr Regierung, die mit der Erneuerung des Deutschen Reiches und Volkes begonnen hat.

Die Erneuerung des deutschen Geistes ist noch nicht abgeschlossen. Im Sinne des Nationalsozialismus werden wir die Erneuerung des Volkes nach deutschem Geist vollziehen und deutschem Geist und deutscher Freiheit Geltung in aller Welt verschaffen und auch den letzten Mann unseres Volkes damit erfassen. Die symbolische Erneuerung an diesem heiligen Feuer wird ihren Lichtschein werfen in Familien, Büchereien, und bei dem letzten Menschen, der uns noch heute fremd war. Die Flamme soll auch in diesem Sinne alles undeutsche restlos vernichten. Nur der ist deutsch, der blutverwandt ist. alles andere ist undeutsch und feige. Wie der Opfertod deutscher Männer im Weltkriege heroisch war und geheiligt war, so ist die Nachkriegszeit feige und undeutsch gewesen, und in Erinnerung an den Opfertod unserer Volksgenossen müssen wir die Erneuerung eines jeden deutschen Menschen durchführen. Deutsch ist jeder, der mit uns blutsverwandt ist, deutsch fühlt und denkt. Wenn wir die Namen der Autoren gehört haben, die hier verbrannt worden sind, aber wenigstens ihre Schriften, so braucht man nicht zu sagen: An ihrem Namen sollt Ihr sie erkennen. Wir haben sie hinweggefegt im neuen Deutschland, weil sie nicht unseres Blutes waren, sondern das Blut der Feigheit und nicht das deutsche heroische Blut in sich hatten.

Die Zukunft aber wird nicht durch Feigheit, sondern durch Fähigkeit der Männer ge-staltet werden, die in Art und Treue deutsch und echt sind. Uns ist jeder willkommen, wer unter diesem Gesichtspunkte mit uns gehen will. Wenn wir Taten und Männer sehen wollen, schauen wir nur auf unsere heutige Regierung. Nicht der Einzelne macht dort Geschichte, sondern die Gesamtheit. Sie haben uns erweckt aus der Zeit der tiefsten Schmach und ein Führer ist uns erstanden, hinter den wir uns heute mit all unserer Kraft stellen und der Deutschland einen neuen Weg führen wird, wie ihn der Himmel vorgeschrieben hat. Sehen wir uns unsere Vorbilder deutscher Männer an, so wissen wir, dass sie uns mit ihrem ganzen deutschen Geist und mit ihrer ganzen Persönlichkeit und Tatkraft den richtigen Weg führen werden. Die Stimme ihres Blutes hat sie mit uns verbunden, und das Volk ist durch die Stimme des Blutes mit ihnen bis auf den letzten Mann verkettet. Kampferprobt und entschlossen werden sie zum Segen unserer Heimat und des Vaterlandes uns führen und uns ein Vorbild sein für all die Kämpfe, die sie schon vor Jahren zuerst auf sich genommen haben.

Nach einem Musikstück sprach Oberstudienrat Eilers, der ebenfalls seiner Freude Ausdruck gab über die Verbrennung der undeutschen und marxistischen Bücher und erklärte, dass aus den verzehrenden Flammen ein neues deutsches Schrifttum geboren werde. - Zum Schluß sprach Jugendführer Schützenhagen, der betonte, dass die Jugend ebenfalls an diesem Verbrennungstag mitgeholfen habe, sich aber auch in der Zukunft an dem Wiederaufbau des deutschen Vaterlandes beteiligen werde.

Die eindrucksvolle Feier fand ihr Ende mit dem gemeinsam gesungenen Deutschland- und Horst-Wessel-Lied. Es ist zu erwähnen, daß der ganze Vorgang durch die Großlautsprecheranlage der Elektrohandelsgesellschaft einwandfrei übertragen worden ist.


QUELLE     | Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933-1945 | Nr. 232/234, S. 83f.


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.9   1900-1949
Ort1.2   Dortmund, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet15.7   Literatur, Schriftstellerin/Schriftsteller
15.10   Bibliothek, Bibliothekarin/Bibliothekar
DATUM AUFNAHME2004-03-31
AUFRUFE GESAMT10510
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