Territorien > Amt Reckenberg (Exklave des Fürstbistums Osnabrück)


 
 
 
 
Reckenberg, Amt

 
 
 
Bischöfliche Residenz in Osnabrück (Ausschnitt), um 1770
Bischöfliche Residenz in Osnabrück, um 1770 (Ausschnitt)  Medien

Es entstand um 780 aus einer sächsischen Missionsstation des Bistums Lüttich, dessen Bischof Agilfried um 785 die erste Osnabrücker Kirche weihte. Bei Osnabrück an der Hase fand 783 der letzte Kampf Widukinds gegen Karl den Großen statt. Der erste Osnabrücker Bischof Wiho (803) leitete einen Kirchensprengel zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald und über Corveyer Missionszellen um Meppen und Visbeck, der sich auf die späteren Grafschaften Tecklenburg, (Nord-)Ravensberg und das sogenannte Niederstift Münster ausweitete. Ein Territorium konnte aus Gebieten um Osnabrück, im sogenannten Osnabrücker Nordland mit den Städten Fürstenau und Bersenbrück, um Iburg südlich des Teutoburger Waldes und Wiedenbrück (Amt Reckenberg) als Exklave im Bistum Münster in Auseinandersetzung mit den Grafen von Ravensberg, Tecklenburg, die um 1180-1236 die Osnabrücker Kirchenvogtei besaßen, und dem Bistum Münster gebildet werden. Herausragender ma. Bischof war Benno II. (1068-1088), Ratgeber und Baumeister König Heinrichs IV. Die durch Bischof Franz von Waldeck 1543 eingeführte und 1548 widerrufene lutherische Kirchenordnung beeinflußte nachhaltig die Wendung der bedeutenden Hauptstadt Osnabrück zur Reformation, der auch die Bischöfe bis 1623 anhingen. 1559 verlor das Bistum Teile seines Kirchensprengels an Deventer und Groningen, 1667 das gesamte Niederstift Münster, insgesamt 3/4 der Diözese.

Nach der im Westfälischen Frieden festgelegten Alternation wechselten seit 1648 ein katholischer Fürstbischof und ein lutherischer Welfenprinz in der weltlichen Verwaltung ab, die 1761-83 J. Möser leitete, bis 1802 Hannover die Landesherrschaft annektierte und 1815 zugesprochen erhielt. Sie wurde 1823, um die ehemals münsterischen Besitzungen im Emsland, die Grafschaft Bentheim und die Niedergrafschaft Lingen (Tecklenburg) erweitert, zum Kern der hannoverischen Landdrostei Osnabrück, seit 1885 preußischer Regierungsbezirk, der 1946 im Land Niedersachsen aufging. Das neuzeitliche katholische Bistum Osnabrück entstand 1824 (Bulle Impensa Romanorum pontificum) für das Gebiet des Königreichs Hannover links der Weser. Ihm wurde seit 1841 in Personalunion, 1929 endgültig die sogenannte nord. Mission mit Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Schaumburg-Lippe und den Hansestädten Hamburg und Bremen angeschlossen. Bis 1929 war das Bistum direkt dem Hl. Stuhl unterstellt und gehört seitdem zur Kölner Kirchenprovinz.

Quelle: Alfred Bruns, in: Gerhard Taddey, Lexikon der Deutschen Geschichte, Stuttgart:  Alfred Kröner Verlag, 1998, S. 930
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