Als in Auschwitz und den anderen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern Millionen Menschen ermordet wurden, standen die Mörder vor technischen Problemen. Tötung und Leichenbeseitigung sollten ohne Unterbrechung, kostengünstig und Brennstoff sparend vonstatten gehen und möglichst wenig Spuren hinterlassen.
Die Erfurter Firma „Topf & Söhne“ trug hierzu entscheidend bei: Ihre Verbrennungsöfen und ihre technischen „Verbesserungen“ der Gaskammern sorgten für das perfekte Funktionieren der Tötungsmaschinerie. Die Geschichte dieser ganz normalen deutschen Firma – eine Geschichte, die im Erfurt des 19. Jahrhunderts beginnt und bis in die Krematorien von Auschwitz führt – ist Thema der Präsentation.
Die Ausstellung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Verbindung mit dem Jüdischen Museum Berlin und dem Staatlichen Museum Auschwitz war zuvor im Jüdischen Museum Berlin und im Stadtmuseum Erfurt zu sehen. Neben Originalobjekten aus Auschwitz und Buchenwald zeigt sie vor allem Dokumente aus dem erst seit 2003 für die Forschung zugänglichen Firmenarchiv. In einem Forschungsprojekt der Gedenkstätte Buchenwald wurden sie ausgewertet und um parallele Überlieferungen ergänzt, unter anderem aus Archiven in Moskau und Auschwitz. Es zeigte sich, dass die Arbeit der Firma „Topf & Söhne“ für und in Auschwitz in Kenntnis des Zwecks der Anlagen, ohne Zwang und wirtschaftliche Not, zum Teil auch auf eigene Initiative geleistet wurde. Das nur scheinbar enge Spezialthema „Topf & Söhne“ lenkt den Blick auf ein zentrales Element des Holocaust: die Mitwirkung von Teilen der „normalen“ deutschen Gesellschaft am Massenmord, die nicht dem Bild fanatischer Nationalsozialisten entsprechen.
Das Ruhrlandmuseum zeigt die Ausstellung nicht zuletzt, um auf einen Aspekt der – zumeist nur positiv wahrgenommenen - "Industriekultur“ hinzuweisen. Zu dieser gehörte offensichtlich auch das reibungslose Funktionieren von Ingenieurskunst und Ökonomie für die Zwecke der industriellen Menschenvernichtung.
Techniker der "Endlösung".
Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz
Eine Ausstellung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Verbindung mit dem Jüdischen Museum Berlin und dem Staatlichen Museum Auschwitz, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, den Freistaat Thüringen, die Kulturstiftung des Bundes, das Auswärtige Amt, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und die Hans Böckler Stiftung Gesamtleitung: Prof. Dr. Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora Bearbeitung des Forschungsprojektes: Dr. Annegret Schüle Kurator der Ausstellung: Rikola-Gunnar Lüttgenau, Stellv. Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora Wissenschaftliches Ausstellungsteam: Dr. Annegret Schüle, Friedemann Rincke, Wolfgang Röll, Johanna Wensch Gestaltung: Hans Dieter Schaal, Attenweiler Graphik: Berthold Weidner, Stuttgart Mediendesign: werkraum.media, Weimar
Mehr zur Ausstellung unter: www.topfundsoehne.de
Aktuelles