DOKUMENTATION | Ausstellungen: 1648 - Krieg und Frieden in Europa | |
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MARIE RICHARD Jacques Callot (1592-1635): "Les Misères et les Malheurs de la guerre" (1633). Ein Werk und sein Kontext |
Ein Meilenstein in der Erforschung des
Oeuvre von Jacques Callot (1592-1635) war 1992 die Ausstellung in
Nancy [1]. Mehrere Analysen in dem begleitenden Katalog
beschäftigten sich mit dem Zeitbezug des Werkes, insbesondere mit der
Frage, ob es zweckmäßig sei, Verbindungen herzustellen, die in
eindeutiger oder komplexer Weise bestimmte Kupferstiche der historischen
Realität zuordnen: dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und der
Gegenreformation. Es wurde darauf hingewiesen, daß die Folge
"Les
Misères et les Malheurs de la
guerre"
(Das Elend und Unglück des Krieges) zahlreiche, sich teils widersprechende
Interpretationen hervorgerufen haben. Hierzu trägt sicherlich bei,d
aß sich die Entstehungsgeschichte dieses Werkes nur lückenhaft
rekonstruieren läßt. Im Zuge neuerer Forschungen und einer
größeren Sicherheit in der Bewertung des Entstehungs- und
Verbreitungskontextes des Werkes konnten neue Lesarten vorgeschlagen werden.
Nach einer Untersuchung der Werke Callots, die von der Kriegsthematik in
unterschiedlicher Weise inspiriert wurden, schlugen Paulette Choné,
Pierre Béhar, Alain Larcan und Jean-Marc Depluvrez vor, die
Aufmerksamkeit dem zeitgenössischen juristischen und politischen Diskurs
innerhalb der europäischen Staaten zuzuwenden, etwa den Überlegungen,
die damals über den Ursprung und die Grenzen der Herrschergewalt und
über die Organisation und Disziplin der Armee im besetzten Land angestellt
wurden.
I. Die Entstehungsgeschichte des
Werkes: Seine Konzeption, Ausführung und Verbreitung sind weiterhin
Gegenstand der Forschung
Die Historiker
können lediglich Hypothesen bezüglich Entstehung und Ausführung
der Kupferstichfolge anbieten. Sicher ist, daß sie von dem Lothringer
Jacques Callot geschaffen und 1633 in Paris von Israël Henriet
herausgegeben wurde, ein möglicher Auftraggeber bleibt jedoch ungewiß
[2]. Bei der Frage nach der Konzeption der
"Misères
et Malheurs de la
guerre",
sind wohl besonders die Jahre 1629-1632 in den Blick zu nehmen. Kommt dem Jahr
1632 dabei möglicherweise besondere Bedeutung zu? Die häufig
vorgebrachte These, daß das 1633 entstandene Werk mit dem Vordringen der
Truppen Ludwigs XIII. ins unabhängige Herzogtum Lothringen und der
Belagerung Nancys am Ende des Sommers 1633 in Verbindung stehe, entbehrt jeder
Grundlage. [3] Während dieser Jahre bieten einige andere Werke
Callots interessante Anhaltspunkte zu einer neuen Einschätzung des
militärischen und politischen Zeitbezugs in seinem Schaffen. Dieser Blick
auf die Zeit, sei er nun lothringisch oder französisch, wäre
gefärbt durch die politischen Rivalität oder sogar Feindschaft
zwischen den beiden Mächten: Frankreich hatte damals ein wachsames Auge
sowohl auf die Außenpolitik des traditionell pro-kaiserlichen Herzogtums
Lothringen als auch die in Lothringen stationierten kaiserlichen Truppen.
Andererseits dürfte auch ein Bezug zu den Schriften der dem Hof
nahestehenden, einfußreichen Diplomaten, Juristen oder Militärs
bestehen.
1629 stach Callot
"L'Arbre
Généalogique de la maison de
Lorraine"
(Stammbaum des Hauses Lothringen) für den Herzog Karl IV. von Lothringen
(1604-1675). Dazu bestimmt, die angeblich karolingischen Ursprünge des
Hauses Lothringen in Erinnerung zu rufen, sollte dieses propagandistische Werk
die Legitimität der herzoglichen Autorität bekräftigen
[4]. Der Künstler zeichnete außerdem zwei Ansichten des
zeitgenössischen Paris mit den Festlichkeiten, die zu Ehren Ludwigs XIII.
von der Stadt Paris nach dem Sieg über La Rochelle ausgerichtet wurden.
Dieser Sieg besiegelte die Niederlage der protestantischen Partei. Der
Kupferstecher hat sehr wahrscheinlich auch am "Triumphalen Empfang des
Königs in seiner Stadt" ("La triomphante reception du Roy en sa ville")
teilgenommen, einem politischen Fest, das man prunkvoll um die allegorische
Darstellung der zwölf königlichen Tugenden anordnete, die den Regenten
auszeichnen sollten: Milde, Frömmigkeit, Berühmtheit, Liebe,
Gerechtigkeit, Tugend, Klugheit, Würde, Kraft, Heldenmut, Ehre und
Freigebigkeit [5]. In Nancy war Callot mit den Probedrucken zu dem
Stich "Belagerung von Breda" beschäftigt. Das Werk, das 1626 von der
Infantin Isabella von Spanien, Cousine des Herzogs von Lothringen, bestellt
worden war, sollte an den Sieg der spanischen Armee unter Spinola über die
strategisch günstig gelegene Stadt des westlichen Brabant, die ein
Zankapfel zwischen den vereinten Provinzen und Spanien gewesen war, erinnern.
Die Belagerung, Thema des Stiches, hatte mehrere Monate gedauert und in
besonderem Maße den militärische Erfindungsgeist beflügelt, was
die Neugier zahlreicher Beobachter
erregte. [6]
In den Jahren 1629 und 1630
war Callot verschiedentlich für Gaston d'Orléans tätig: Er
zeichnete für ihn eine Folge lothringischer Landschaften und stach das
Portrait seines Arztes Charles Delorme in Kupfer. Der Bruder Ludwigs XIII. hatte
Nancy als den Ort seines Exils gewählt, bevor er nach Brüssel ging, wo
er an der Seite Marias von Medici an der Organisation des bewaffneten, von
Spanien unterstützten Widerstandes gegen Frankreich ab 1632 beteiligt war.
Die Kupferstichkomposition
"Les
Supplices"
(Die Martern) stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Jahr 1630. Sie
steht in der Aneinanderreihung von Einzelbildern Breughels Darstellung der
"Gerechtigkeit"
nahe und zeigt die unterschiedlichen, vom Gesetz vorgesehenen Bestrafungen.
Callot scheint also von diesem Zeitpunkt an dem Thema der militärischen
Disziplinierung und Sanktionierung besondere Aufmerksamkeit gewidmet zu haben.
Dieses Thema steht in engem Zusammenhang mit der wichtigen Abhandlung über
die "Gerechtigkeit" des Krieges, seinen Ursprung, Ablauf und die
Friedensverträge von Hugo de Groot, genannt Grotius (1583-1645). Der
berühmte holländische Humanist, Jurist und Diplomat hatte gerade sein
Werk "De
jure belli ac
pacis"
vollendet, das er Ludwig XIII. widmete. [7] Diese Schrift wird
sicherlich die Aufmerksamkeit des Königs und Richelieus erregt haben, denn
beide suchten zu dieser Zeit, die Monarchie und ihr militärisches
Engagement durch eine propagandistisch ausgerichtete Literatur und Hofkunst zu
rechtfertigen. Grotius reflektierte in seinem Werk über Ursprung und
Grenzen der Herrschergewalt. Nicht nur der französische König wurde
durch das Werk beeinflußt, auch Gustav Adolf von Schweden wurde zur
Abfassung einer Militärordnung angeregt.
Im
Jahre 1631 arbeitet Callot häufig in Paris bei seinem Freund, dem
Kupferstecher und Verleger Israël Henriet, der mit der Herausgabe zweier
bedeutender Werke beschäftigt war: Der "Belagerung von Saint-Martin de
Ré" und der "Belagerung von La Rochelle", die sich in ihrer Konzeption an
die "Belagerung von Breda" anlehnen. Diese Werke waren offizielle Aufträge
Ludwigs XIII. und erinnern an die französischen Siege über die
Engländer und die protestantische Partei 1627 und 1628. Diese
Kupferstichfolgen bieten einen synoptischen Blick auf die sich über mehrere
Monate erstreckenden Ereignisse. Sie haben beschreibenden Charakter und widmen
sich ganz der Darstellung von Belagerungskunst und Strategie, aber auch der
Politik. Damit bestätigen sie den politischen Aspekt in Callots Schaffen
und seine Annäherung an die Mächtigen Frankreichs und insbesondere an
Richelieu. [8] 1631 erschienen die
"Coustumes
générales du duché de
Lorraine"
(Das allgemeine Gewohnheitsrecht des Herzogtums Lothringen - Epinal, Ambroise),
die mit einem von Callot in Kupfer gestochenen Frontispiz versehen sind
[9]. Durch diese nun schriftlich fixierten Gewohnheitsrechte
bekräftigte das Herzogtum seine juristische Autortät. Der
Künstler vollendet in jenem Jahr auch noch ein Blatt zur Erinnerung an die
Schlacht von Avigliano. Am 10. Juli 1630 waren das Dorf und die
Befestigungsanlagen von Avigliano im Herzogtum Mantua, das einen stragischen
Streitfall zwischen den Franzosen einerseits und den Spaniern und Kaiserlichen
andererseits darstellte, der Schauplatz eines heftigen Kampfes zwischen den
französischen und den von Viktor Amadeus von Savoyen geführten
Truppen. Frankreich ging siegreich aus der Schlacht hervor und die
Plünderung von Mantua durch die Kaiserlichen sollte noch lange in
schrecklicher Erinnerung bleiben. Callots Kupferstich zeigt diesen tragischen
Aspekt nicht, sondern stellt nur den Ort der Schlacht dem Portrait des Marquis
d'Effiat (1581-1632), Marschall von Frankreich 1631, gegenüber, der an der
Spitze der französischen Gardekavalerie heldenhaft gekämpft und zum
Sieg beigetragen hatte.
Es ist bedeutend
schwieriger, sichere Anhaltspunkte für die Tätigkeit Callots
während des Jahres 1632 zu finden. Paulette Choné schlägt vor,
in dieser Zeit die Entstehung der Serie der
"Petites
Misères"
(Kleine Unglücksbilder) anzusetzen, die der ehrgeizigen Bildfolge von 1633
vorausgehen. [10] Die jüngst vorgeschlagene Identifizierung
ikonographischer Details deutet darauf hin, daß die Serie auf historische
Ereignisse der Jahre 1628-1631 anspielt. Das Wappen Savoyens auf dem Frontispiz,
sowie das in die Bildkomposition
"L'Arquebusade"
(Das Erschießen mit der Armbrust) integrierte stralsundische Wappen legen
nahe, das Werk mit der bewaffneten Auseinandersetzung, die die Erbfolge des
Herzogtums Mantua (1628-1631) klärte, und mit der Niederlage der
Kaiserlichen unter Wallenstein in Verbindung zu bringen. Sieger waren damals die
Schweden, denen es 1628 gelungen war, die Blockade des Ostseehafens Stralsund zu
durchbrechen.
Auch die Verbreitungsgeschichte des
Werkes bleibt im Unklaren. Der excudit-Vermerk des Pariser Verlegers
Israël Henriet erscheint auf dem zweiten und dritten Zustand der
Frontispizplatte, die das Datum 1633 trägt. Es läßt sich jedoch
nicht feststellen, wann genau in diesem Jahre der Auflagendruck der Serie
beendet wurde. Könnte dies noch vor September geschehen sein, zum Zeitpunkt
des Eingreifens der französischen Armee im Herzogtum Lothringen? Das
Schweigen der Archive bezüglich eines möglichen Auftraggebers ist auch
hier zu bedauern. Es ist kaum anzunehmen, daß die Stichfolge in
gänzlicher künstlerischer Unabhängigkeit und ohne Auftrag
geschaffen wurde. Frühere Werke Callots wurden von einer exakten
Dokumentation begleitet, die die genauen Vorgaben für diesen Auftrag
festhielten. Man ist versucht anzunehmen, daß Callot so auch bei der
Konzeption der
"Misères
et Malheurs de la
guerre"
verfahren ist. Noch ist es allerdings unmöglich, einen eventuellen
Auftraggeber ausfindig zu machen: Handelt es sich um einen Amateur, einen
Staatsmann oder einen hohen Würdenträger der Armee ? Paulette
Choné schlägt den Marschall d'Effiat vor, einen der Anführer
bei dem französischen Sieg über die Kaiserlichen und Zeuge der
Massaker, die mit der Plünderung Mantuas
einhergingen.
II. Zur Deutung des Werkes: Was
Bild und Bildunterschrift vermuten lassen
Paulette
Choné hat 1992 hervorgehoben, in welchem Maße die Interpretationen
von Callots Werk seit dem 17. Jahrhundert
"voneinander
abweichen und
schwanken".
Nach jüngsten historischen Forschungen, die auf neuen Quellen zur Kenntnis
des Oeuvre unseres Kupferstechers und der zu betrachtenden Epoche basieren, sind
nun einige Interpretationen ernsthaft in Zweifel gezogen worden, insbesondere
die These, daß Callots Werk mit einem
"patriotischen
Protest"
gegen den Einmarsch der Truppen Ludwigs XIII. in das Herzogtum gleichzusetzen
sei (Félibien, Meaume, Levertin) und jene Deutung, die von einem
"sozialen
Realismus",
einer
"ironischen
Verurteilung des Krieges und der ihn antreibenden
Interessen"
ausgeht (Sadoul). [11]
Bei einer Deutung
kann man davon ausgehen, daß einige Elemente der Stichfolge
bedeutungsgeladener sind als andere, und dies aufgrund der besonderen Funktion,
die ihnen traditionellerweise bei der Darstellung des Sujets zukommt: Es handelt
sich hier um den Titel, das Frontispiz, die Anordnung der Blätter in der
Folge, den besonderen stilistischen Ausdruck sowie die
Bildunterschriften.
Stammt der Titel von Callot
selbst oder wurde er gemeinsam mit dem Verleger oder einem Auftraggeber
gewählt? Er legt eine negative Bewertung des Krieges nahe, läßt
auf eine kritische Haltung schließen. Es gibt auch einen anderen Titel zur
Bezeichnung dieser Kupferstichfolge:
"La vie des
soldats"
(Das Leben der Soldaten). Er erscheint im Besitzverzeichnis des Künstlers,
das nach seinem Tod im April 1635 erstellt wurde [12]. Ab 1686 wird der
Titel von Federico Baldinucci aufgenommen:
"La Vita
del
Soldato".
Diese Bezeichnung entspricht eher einer Szenenfolge aus dem Soldatenleben, wo in
rein deskriptiver Weise und ohne das Ziel einer Wertung die entscheidenden
Etappen des Soldatenlebens von der Rekrutierung an bis hin zu militärischen
Übungen
("Exercices
militaires")
dargestellt werden. Für letztere ließen sich Anregungen aus den
Handbüchern schöpfen, ganz im Sinne der
"Exercices"
eines Jacob de Gheyn, die für den Fürsten Hans von Nassau-Siegen
1596-1598 in Kupfer gestochen wurden oder im Stil der
"Exercices
de Mars",
die, um 1680 von Nicolas Guérard geschaffen, dem Herzog von Burgund
gewidmet waren. [13] Der Stil zahlreicher Abhandlungen über Krieg
und Armee, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts erschienen, hat Callot mit
Sicherheit beeinflußt, er scheint sich jedoch nach und nach einer mehr
andeutenden, um nicht zu sagen historischen und politisch motivierten
Darstellungsweise zugewandt zu haben.
Das
Frontispiz mit seiner Szenenfolge hat noch keine klare Deutung gefunden. In
seiner Funktion steht es offenbar sowohl dem Vorwort oder der Inhaltsangabe als
auch der Widmung nahe. Gegenstand und Intention des Werkes sollten hier als eine
kondensierte Bildaussage in suggestiver Form erscheinen. Bei einem Auftragswerk
würde man ein Frontispiz mit persönlicher Note erwarten. Im Zentrum
müßte ein Portrait stehen, dessen Identität dem Zeitgeschmack
entsprechend irgendein Emblem oder eine Devise erhellte. Symmetrisch um den
Titel herum angeordnet führen acht Personen den Gegenstand ein. Wie
Theaterfiguren auf der Bühne verkörpern sie die militärische
Führung und das Soldatenleben: Befehlshaber, die Fußsoldaten,
Hellebardenträger oder Musketiere sowie die Kinder, die samt der Familie
und den Marketenderinnen der Truppe folgten. Jeder Versuch einer Identifizierung
dieser Personen bleibt gewagt; lediglich Hypothesen sind erlaubt, wenn von einem
direkten Zeitbezug von Callots Werk ausgeht. Handelt es sich bei diesen
militärischen Anführern um Mitglieder der kaiserlichen Armee,
vielleicht aus dem engeren Umkreis des Oberbefehlshabers Wallenstein
(1579-1634), die damals im Baltikum, in Italien und in Lothringen geworben
wurden? [14] Entstammen sie der schwedischen Armee, auf deren Eingreifen
in Stralsund (1628) die Flagge der Hafenstadt anspielt, die in der
Kupferstichfolge erscheint? Könnte die inmitten der Trophäen gravierte
Krone das Symbol der Hegemonie sein, des Kriegszieles der beiden Armeen ? Oder
waren diese militärischen Befehlshaber doch unter dem Marschall d'Effiat
und dem Herzog von Montmorency am französischen Sieg über die
Kaiserlichen und Spanier in Avigliano im Juli 1630
beteiligt?
Die Anordnung der dargestellten Szenen
entspricht einer logischen Progression. Das Leben des Soldaten beginnt mit der
Anwerbung, die ihn dazu zingt, der "Miliz" ins Ausland zu folgen. Die
nächste Etappe sind die Strafen wegen mangelnder Disziplin, die auf die
Schlacht folgen. Die Mißbräuche und Grausamkeiten, die die Soldaten
bei der Plünderung eroberter Städte, beim Einzug in das Winterlager
oder nach der Entlassung der Truppen begehen, sowie die Aufdeckung dieser
Verstöße werden auf fünf Tafeln gezeigt. Sodann folgt die
exemplarische Darstellung der Strafen und Züchtigungen, die das
Militärgesetz vorsieht. Auch Plagen, Krankheiten, Elend und Aufstände,
die unvermeidlich mit dem Ende des Krieges einhergehen, werden veranschaulicht.
Der Epilog, "La distribution des récompenses" (Die Verteilung der
Auszeichnungen), wird wie eine höfische Zeremonie behandelt, deren
Feierlichkeit durch die strenge Symmetrie der Komposition unterstrichen wird.
Fern allen Leids wird hier ein Machtritual dargestellt und in der
Bildunterschrift zugleich die Tugend der Heerführer gepriesen, die es
verstanden haben, gegen die Schande zu kämpfen. [15] Die Stichfolge
bewegt sich hier auf eine thematische Auflösung zu, die - je nach der Wahl,
die der Soldat getroffen hat - in Strafe oder Belohnung besteht: Auf
Disziplinlosigkeit und Gewalt folgt die Strafe, die Tugend dagegen, die Respekt
vor dem eroberten Gebiet bedeutet, führt zu offizieller und ehrenvoller
Auszeichnung. Diese Entwicklung steht der Bebilderung eines Gleichnisses oder
einer Heiligenlegende recht nahe. Callot, der
"La vie de
l'Enfant
prodigue"
(Das Leben des verlorenen Sohnes) und
"Le Nouveau
Testament"
(Das Neue Testament - posthum von Israël Henriet ab 1635
veröffentlicht) in Kupfer gestochen hat, beherrscht das Gleichgewicht
solcher Kompositionen gut, die allmählich zu einer Auflösung
führen, in der eine moralische Idee zum Ausdruck kommt. Die Ausdruckskraft
liegt hier nicht in der Darstellung vorbildlichen Heldentums. Das Soldatenleben
wir als eine Prüfung verstanden, der Soldat wird daran erinnert, daß
es auch noch einen anderen, tugendhaften und ehrenvollen Weg für den
Soldaten gibt. Die Veranschaulichung hat in diesem speziellen Kriegskontext mit
Sicherheit eine abschreckende Wirkung. Und das Werk Callots bekommt durch diese
meisterhaft dargestellte Entwicklung eine Überzeugungskraft, die jene der
anonymen Kupferstichfolgen nach Vinckboons 1610, von Hans Ulrich Franckh 1656
oder Simon Grimm 1665 bei weitem übertrifft: Dort sind lediglich das
Soldatenleben und die Schrecken des Krieges abgebildet, ohne zugleich die
Bestrafung der Disziplinlosigkeit zu zeigen.
Der
individuelle Stil von Komposition, Seitenaufteilung, Typographie und
Lichteffekten hebt den temperamentvollen Charakter dieser Bildfolge hervor. Die
Stilelemente müssen sich zwar dem jeweiligen Auftrag unterwerfen, werden
aber auch stark von der Persönlichkeit des Künstlers bestimmt. Die
"Misères
et Malheurs de la
guerre"
sind eine Folge lebhafter Bilder, und man wird daran erinnert, daß Callot
während seines Florenzaufenthaltes 1612-1621 Schüler von Giulio Parigi
war, der sich als Ingenieur, Organisator und Regisseur von Theaterstücken,
Intermezzi und Feierlichkeiten betätigte. Aus dieser Zeit stammt die
Vorliebe des Kupferstechers, die Tiefenwirkung zu betonen, die
Fluchtpunktperspektive auf die seitlichen Kulissen auszurichten, die Handlungen
der Personen vielfältig und lebhaft zu gestalten und im Bildvordergrund
Zuschauerfiguren auftreten zu lassen .
Die
Personen sind in verschiedenen Handlungssituationen entsprechend der ihnen
zugedachten Rolle variantenreich und wirkungsvoll gestaltet. Callot vermag auf
geschickte Weise, die Protagonisten von vorn und in feierlicher Haltung
darzustellen und erreicht so, verstärkt durch sein Streben nach strenger
Symmetrie, die bildliche Umsetzung dessen, was einem Prolog und einem Epilog
entsprechen könnte (Frontispiz; La distribution des récompenses -
Die Verteilung der Belohungen). Er wählt vielfältige Perspektiven, so
daß der Blick des Betrachters auf gleichzeitig stattfindende Handlungen
gelenkt wird und so der Eindruck eines disziplinlosen Geschehens entsteht. Die
Plünderung eines Gehöftes ("Le pillage d'une ferme") ist ein Ort der
Gewalttätigkeit, der Blick öffnet sich zugleich auf im Hintergrund
liegende Felder. Die dramatische Erzählweise entfaltet sich bei dieser
räumlichen Aufteilung in suggestiver Weise. Dem statischen und
kontrollierten Erscheinungsbild der angeworbenen Soldaten beim Exerzieren und
der Haltung ihrer Anführer, während sie Befehle geben oder Ehrungen
empfangen, steht das ungeordnete und gewalttätige Verhalten gegenüber,
das die sich selbst überlassenen Soldaten in "Bien loing de l'exercice et
des soings militaires" (fern vom Drill und vom soldatischen Fleiß) an den
Tag legen. Die Haltungen und Bewegungen sind fein abgestuft: Flucht, Exerzieren
und Gewalttätigkeit werden in einer Art tragischem Ballet in "La Maraude"
(Die Plünderung) gleichzeitig abgebildet. Die Gestik und ihre plastische
Umsetzung wird mehr noch als die Mimik zur Erregung von Affekten eingesetzt.
Diese dramatischen Szenen werden bisweilen noch durch die Anwesenheit
unbeteiligter Zuschauer unterstrichen. Sie sind häufig von hinten oder von
der Seite abgebildet, und ihre Funktion zeigt sich deutlich darin, daß sie
mit ihrer Hand oder ihrem Finger auf eine wichtige Szene weisen. Diese Lenkung
der Aufmerksamkeit des Betrachters ist bei den Kompositionen, die die Bestrafung
eines schlechten Soldaten darstellen, besonders deutlich: "L'Estrapade" (Der
Wippgalgen), "La Pendaison" (Das Erhängen), "L'Arquebusade" (Das
Erschießen mit der Armbrust), "Le Bûcher" (Der Scheiterhaufen), "La
Roue" (Das Rad) und "La Distribution des Récompenses" (Die Verteilung der
Belohnungen).
Als Verfasser der
Bildunterschriften wird der kunstliebende Abt von Villeloin, Michel de Marolles,
genannt, für diese Autorzuordnung gibt es jedoch keinen sicheren Beleg. Die
Alexandriner zu je sechs Versen machen die didaktische Absicht der Bildfolge
deutlich. Es herrscht eine enge Verbindung zwischen dem gestochenen Motiv und
der Bildunterschrift, die durch die Reimform einen zugleich konventionellen und
ein wenig feierlichen Ton erlangt. Der Stil bleibt jedoch diskret und schadet
dem Werk, das ja auch realistische Szenen von großer Dramatik abbildet, in
keiner Weise. Das lange Gedicht verrät das feine Gespür des Autors
für die Rhetorik seiner Zeit, die sich in Form von Stanzen, Sonetten, Oden
und Hymnen äußert. Beispiele dafür finden sich bei Charles Beys,
Boisrobert oder Chapelain, die dem Hof nahestanden. [16] Wenngleich
Mars, Pluto und Astraea angerufen werden, bleiben mythologische Anspielungen
dennoch gering, und niemals nimmt der Mythos Formen von Heldenverehrung an. Die
Darstellung ist vor allem aufgrund ihrer Schlichtheit und des strengen
Versmaßes wirkungsvoll. Zwar beschreibt das Gedicht ohne
Einschränkung das grausame Geschehen und die leidvollen Schicksale,
verurteilt jedoch den Krieg als solchen nicht. Deutlich werden auch die
Lebensbedingungen der Soldaten während des Feldzuges und beim Rückzug
aus dem Kriege angeprangert. Der moralische Appell richtet sich an die
Verantwortlichen der Armeen und an die Soldaten. Für die Zeitgenossen
Callots war das Werk bedeutungsgeladen und eng mit der Zeitgeschichte
verwoben.
III. Der Zeitbezug des Werkes: Von
Erinnerung an Geschehenes zu offizieller
Propaganda
Ohne genau definierbar zu sein,
läßt sich ein Bezug von Callots Werk zu den zeitgenössischen
politischen Ereignissen und Erwägungen nicht leugnen - sei es nun zur Zeit
der Konzeption oder der Verbreitung der Kupferstichfolge. Die Aktualität
ihrer Aussage läßt während der gesamten Herrschaft Ludwigs XIII.
nicht nach. Ein Vergleich zwischen den Tafeln der "Misères" und den
Ereignissen im Europa des zweiten Viertels des 17. Jahrhunderts läßt
viele Parallelen deutlich zu Tage treten.
Schon
seit mehr als zehn Jahren war in den deutschsprachigen Ländern, den
Niederlanden, in Italien und selbst in Lothringen die Aushebung der Truppen zu
einem alltäglichen Ereignis geworden, das manchmal mit Terror einherging.
Diese Rekrutierungen, die unter der Aufsicht des jeweiligen Oberst stattfanden,
betrafen zumeist die mittellose ländliche oder städtische
Bevölkerungsschicht, die sich von der Gelegenheit, ihre finanzielle
Situation zu verbessern, anlocken ließ. Fußsoldaten oder Berittene,
die die Soldateska bildeten, wurden auf diese Weise angeworben. Als
Söldner, die beim Abmarsch darauf gefaßt waren, sich als Regiment der
zu verstärkenden Armee anzuschließen, wußten sie nichts vom
harten Schicksal der Soldaten auf dem Rückzug. Die Rekrutierung, die Herzog
Rudolf Maximilian von Sachsen-Lauenburg für den Kaiser Ferdinand II. von
Habsburg durchführte, wurde 1626 im Kurfürstentum Mainz von
schrecklichen Ausschreitungen begleitet. In Lothringen hatte Herzog Karl IV.
mehrere Aushebungen durchführen lassen, um 1631 in Bayern die Armee der
katholischen Liga zu unterstützen sowie die Truppen von 'Monsieur', Gaston
d'Orléans, 1632 in Luxemburg oder um die französische Armee 1633 von
herzöglichem Territorium zu vertreiben. So berichtet die Zeitung "Mercure
Français", daß Karl IV. von Lothringen, der von den Bischöfen
von Köln und Mainz Geld bekommen hat, "große Aushebungen von
Kriegsleuten in seinem ganzen Staate [vornehmen läßt] (jedem Dorfe
trug er hiebei die Stellung von sechs Gewählten, das heißet sechs
für den Krieg ausgewählten Männern, und eines Rosses von
zweenhundert Ecu, angeschirrt und mit zween Pistolen ausgestattet, auf daß
auch ein Reiter aufsitzen könne: zu selbigem verpflichtete er sogar die
Abteien und Priorate seiner Ländereien), in Luxemburg, in der
Franche-Comté [...]"
Das Marodieren und die
Plünderungen, die bisweilen erlaubt wurden, um Aufstände der Soldaten
bei Lebensmittelknappheit zu vermeiden, nahmen im allgemeinen während der
Einrichtung der Winterlager zu. Von 1627 bis 1630 bildeten diese
Ausplünderungen durch die kaiserliche Armee den Gegenstand heftiger
Diskussionen bei den jährlichen Versammlungen der Fürsten der
katholischen Liga in Würzburg, Mülhausen und später in
Mergentheim. Der Oberbefehlshaber Wallenstein (1579-1634) und seine Feldherrn
wurden damals für die Plünderungen ihrer Truppen direkt verantwortlich
gemacht. Die Klagen der katholischen Fürsten gelangten bis nach Wien.
Richelieu, der voller Sorge feststellen mußte, daß Frankreich
allmählich von den Streitkräften des Hauses Österreich
eingekreist wurde, kamen diese Klagen sehr gelegen. Nach dem Reichstag von
Regensburg 1630 entschloß sich Kaiser Ferdinand II. von Habsburg, die
kaiserliche Armee zu reorganisieren. Wallenstein wurde seiner Ämter
enthoben. Im übrigen wurde der armselige Zustand der Soldaten nach manchen
Schlachten in seiner ganzen Tragik erkannt. So schrieb Tilly einige Wochen nach
der Schlacht von Breitenfeld, wo er zwei Drittel seiner Armee verloren hatte, im
Frühjahr 1632 an Maximilian von Bayern: "Seit drei Tagen stehe ich hier mit
meinen Leuten und denen seiner Hoheit, dem Herzog von Lothringen, und kann mich
nicht von der Stelle rühren, weil meine armen Soldaten nackt und halb
verhungert sind; dazu ist übles Wetter hereingebrochen und hat mit solcher
Macht gewütet, daß die Regimenter dahinschmelzen wie Schnee. Die
Armee ist so stark geschrumpft, daß wir unmöglich noch länger
Widerstand leisten können [...]"
Die
Verwüstung von Städten und Dörfern und die Zerstörung
kirchlicher Bauten kamen zwischen 1628 und 1632 besonders häufig vor.
Angeordnet wurden sie sowohl von den Kaiserlichen, nämlich 1630 in Mantua
und 1631 in Magdeburg [17], als auch von den Schweden in Speyer, Worms
oder Mannheim 1631 bzw. 1632 in München oder auch von den Lothringern 1631
in der Gegend um Straßburg. Diese schrecklichen Ereignisse wiederholten
sich noch einmal 1635 in Lothringen bei der Plünderung der Stadt
Saint-Nicolas-de-Port durch die schwedischen und französischen Armeen. Der
Angriff auf Kirchen und Klöster, die sich auf dem Gebiet der katholischen
Liga befanden, ist auch im speziellen Kontext des Restitutionsediktes zu sehen.
Dieses Edikt, das 1629 von Ferdinand II. von Habsburg proklamiert wurde, sollte
es den Katholiken ermöglichen, säkularisierte Erzbistümer,
Bistümer und Klöster in Deutschland wiederzuerlangen. Tilly und
Wallenstein waren nun gerade damit beauftragt worden, dieses Edikt mit Hilfe
ihrer jeweiligen Armeen durchzusetzen. Ab 1632 hatte sich Frankreich im
übrigen bei Gustav Adolf von Schweden, seinem Verbündeten seit dem
Vertrag von Bärwalde 1631, dafür eingesetzt, daß die
schwedischen Truppen die katholischen Gotteshäuser auf erobertem
deutschsprachigen Gebiet schonen sollten. Schließlich hatte doch der
König von Schweden als überzeugter Lutheraner einen protestantischen
Gottesdienst am 24. April 1632 in Augsburg feiern lassen, nachdem die von den
Kaiserlichen besetzte Stadt zurückerobert war. Ein wichtiger Kupferstich
mit propagandistischer Ausrichtung, angefertigt von Johann Oeder, sollte dieses
Ereignis sogleich wieder vor Augen stellen.
Im
Jahre 1632, als Callots Werk möglicherweise seine endgültige Form
erhielt, überstürzen sich die verheerenden Kriegsereignisse. Die
Plünderungen durch schwedische Soldaten geschahen häufiger und in
größerer Nähe zu Frankreich. Dadurch zeigte Gustav Adolf von
Schweden, der über eine mächtige und modernisierte Armee verfügt,
immer deutlicher seine Absichten, bis der tapfere Feldherr und Monarch in der
Schlacht von Lützen am 16. November 1632 den Tod fand. Einige Monate zuvor
war auch der Anführer der katholischen Armee Bayerns, Tilly, in Ingolstadt,
nach den Niederlagen von Breitenfeld und Rain am Lech, zu Tode gekommen.
Ferdinand II. von Habsburg hatte im April 1632 den übel beleumdeten General
Wallenstein in seine Dienste zurückgerufen. Dann schließlich, als der
Mantuaner Erbfolgestreit, an dem Frankreich auch mit Truppen beteiligt war, sein
Ende fand, war Richelieu in der Lage, eine Lehre aus dem Feldzug zu ziehen, den
er selbst anführte. Zwei Staatsdiener reichten ihm Abhandlungen ein, die
die Notwendigkeit unterstrichen, Organisation und Disziplin der Armeen zu
verbessern: Es handelte sich um den "Rapport sur l'affaire des Grisons et de la
Valteline" (Bericht über die Graubündneraffaire und die
Veltelinaffäre), eingereicht von Paul Ardier, erster Angestellter des
Staatssekretärs Pontchatrain, und andererseits um die Berichte des Herzogs
Henri de Rohan, der die Spanier im Veltlin besiegte und 1631 eine Betrachtung
über den vollkommenen Hauptmann ("Le Parfait Capitaine")
verfaßte. [18]
Steht Callots Werk in
einem offiziellen Rahmen, im Dienste propagandistischer Absichten oder doch
zumindest der Rechtfertigung der damals von Ludwig XIII. und Richelieu
geführten Außenpolitik ? Der König und sein Minister haben die
Bedeutung von Bildwerken, mit denen sie ihre Ziele bekräftigen, deren
Rechtmäßigkeit überzeugend darlegen und den Typ des
'kriegführenden' ('bellator') und 'gerechten' Fürsten rühmen
konnten, nie unterschätzt. Hatten denn nicht 1629 Abraham Bosse und Pierre
Firens gerade dazu beigetragen, den Triumph der monarchischen Tugenden zu
illustrieren ? Die Schrift "Eloge et discours sur la triomphante reception du
Roy en sa ville après la reddition de La Rochelle" (Lobrede auf den
triumphalen Empfang des Königs in seiner Stadt nach der Übergabe von
La Rochelle) [19] hat sie zu einer Kupferstichfolge angeregt, die an die
kurzlebige Dekoration erinnern sollte, die damals zum Thema "Tugenden, deren
eine Regierung bedarf" gestaltet worden sind. Die kleine Schrift lobt "die
Könige als Flammen des Universums, die Gott sendet, auf daß sie die
Laster ausrotten und den Menschen ihren Frieden bewahren" und schließt
sich damit an Motive aus einem "Advis au Roi" (Mitteilung an den König) an,
den Richelieu im Januar 1629 verfaßte. [20] Auch der Kupferstecher
Michel Lasne (1590-1667) brachte einen künstlerischen Beitrag zur
Rechtfertigung der königlichen Politik ein, als er 1631 die Titelseite des
"Prince" (Der Fürst) von Guez de Balzac illustrierte: Ludwig XIII., Sieger
in La Rochelle und am Engpaß von Susa, erscheint dort als Büste wie
ein römischer Imperator, an dessen Ruhm und harmonieschaffende
göttliche Kraft es zu erinnern
gilt. [21]
Könnte Callots Werk
möglicherweise durch seine implizite und differenzierte Krititk am
Verhalten der schwedischen und der kaiserlichen Armee eben jenem Bestreben
dienen, Frankreichs Teilnahme am europaweiten Krieg im Jahre 1632 zu
rechtfertigen ? Es steht jedenfalls im zeitlichen Kontext einer Auffassung, die
der Entwicklung des Krieges ablehnend und besorgt gegenüberstand wie auch
mit den heftigen Vorwürfen, die von streng katholischer Seite gegen das
Bündnis Frankreichs mit den protestantischen schwedischen Fürsten
vorgebracht wurden. Doch bald erschienen Texte, die ab 1635 die
französische Armee und ihre Teilnahme am Dreißigjährigen Krieg
unverhüllt preisen. Drei dieser Texte verdienen besondere Beachtung. 1635
schlossen sich mehrere Autoren zusammen, um gemeinsam "Le sacrifice des muses au
grand cardinal de Richelieu" (Musenopfer für den großen Kardinal von
Richelieu) zu verfassen und um sich in Form einer literarischen Vereinigung, der
Académie française, regelmäßig zu treffen: "Courses
guerrières" (Der schnelle Lauf der Krieger) in Richtung auf Maas und
Rhein wird dort von Chapelain bzw. Maynard
besungen: