Forschungsstelle "Westfälischer Friede": Dokumentation

DOKUMENTATION | Ausstellungen: 1648 - Krieg und Frieden in Europa

Textbände > Bd. II: Kunst und Kultur

HELMUT LAHRKAMP
Zu einem Portrait des Malers Jan Boeckhorst und zu den Kunstkontakten des kaiserlichen Feldherrn Ottavio Piccolomini

Die Zeitgenossen des aus Münster gebürtigen Malers Jan (Johann) Boeckhorst, der in Antwerpen als "Langer Jan" bekannt war, haben ihn als einen der besten Portraitisten seiner Zeit gerühmt. [1] Indessen ließen sich bisher kaum derartige Bilder ermitteln, obwohl in den uns erhaltenen Nachlaßinventaren Antwerpener Familien mehrfach Portraits von der Hand Boeckhorsts erwähnt sind. Leider hat der Künstler seine Gemälde fast nie signiert. Die Zustimmung der Kunsthistoriker haben bislang ein "Doppelbildnis" in Pommersfelden und das "Portrait eines jungen Mannes" in München gefunden; auch werden die "Studie eines Mädchenkopfes" im Barber Art Institute zu Birmingham und ein "Mädchenportrait", das über London in die USA verkauft wurde, inzwischen als Arbeiten Boeckhorsts anerkannt. [2] Das "Bildnis einer Dame" im weißen Satinkleid, das 1987 vom Stadtmuseum Münster als ein Werk Boeckhorsts angekauft wurde, ist 1990 in der Ausstellung über den Maler in Antwerpen und Münster gezeigt worden. [3] Zwar ist das Portrait des Stuartprinzen Henry Duke of Gloucester (gest. 1660) in Brügge in seiner Zuschreibung umstritten, doch hat zweifellos eine persönliche Beziehung des Malers zur englischen Königsfamilie bestanden, wie aus seinem Nachlaßinventar hervorgeht. [4] Nachdem jene Ausstellung 1990 den hohen Rang des Münsteraners als "Maler der Rubenszeit" dargetan hat, stößt jede neue Zuschreibung bislang unbekannter Gemälde auf Interesse, namentlich wenn es sich um ein Portrait einer bedeutenden historischen Persönlichkeit handelt. Hat doch ein anonymer Autor des 18. Jahrhunderts, dem heute verlorene Quellen zur Verfügung standen, bemerkt, Boeckhorst habe solche Portraits angefertigt, auf denen man die von ihm angewandte Manier van Dycks besser erkennen könne als bei seinen Historienbildern. [5]

Der Rat der südfranzösischen Stadt Bayonne stimmte im September 1986 der Erwerbung eines großformatigen Bildes für das Musée Bonnat zu, das aus dem Kunsthandel in Biarritz stammte. Es zeigt im Vordergrund eine aus drei Personen bestehende Gruppe. Ein kniender Page schnallt einem Feldherrn die Sporen an, während ein Reitknecht in blauer Livree einen Grauschimmel am Zaum hält. Der General trägt über seiner metallisch blinkenden Rüstung einen Spitzenkragen und einen rotgoldenen Umhang, rote Reithosen und Stulpstiefel; er steht neben einer ramponierten Säule in einer Art Grotte und führt als Zeichen seines hohen Ranges in der rechten Hand den üblichen Kommandostab. Im Hintergrund spielt sich vor einer belagerten Festung ein Gefecht ab. Stil und Auffassung weisen das Gemälde dem Barock zu. Es mißt in der Höhe 272, in der Breite 234 cm, weist keine Signatur oder Datierung auf und wurde zunächst der "Ecole de van Dyck" zugeschrieben, zumal sich eine gewisse Parallele zu dem Bild "König Karl I. von England auf der Jagd" von Antonis van Dyck (im Louvre) abzeichnet.

Für den Ankauf des Bildes war eine Expertise maßgebend, die Michael Jaffé, der damalige Direktor des Fitzwilliam Museums in Cambridge, erstellt hatte. [6] Aus stilistischen Gründen sprach er die Urheberschaft dem flämischen Maler Jan Boeckhorst zu und erkannte im dargestellten Feldherrn den Italiener Ottavio Piccolomini, der zeitweilig in Flandern die kaiserlichen Truppen kommandierte. Die Verwandtschaft mit Gemälden van Dycks betonte auch der Konservator Vincent Ducourau, der diese Neuerwerbung in einem Band über das Musée Bonnat 1988 erstmals vorstellte; jedoch wies er das Bild irrtümlich dem holländischen Maler Jan Gerritsz. van Bronchorst zu [7], der keineswegs im Stile van Dycks gemalt, sondern vorwiegend als Glas- und Genremaler gewirkt hat. Die Verwechslung wurde bereits in der Dokumentation des Louvre berichtigt, worauf Anne-Marie Logan im Katalog der Boeckhorst-Ausstellung hinwies. Es besteht kein Zweifel, daß tatsächlich Piccolomini auf dem Bayonner Bild abgebildet ist, wie ein Vergleich mit den beglaubigten Portraits zeigt; kennen wir doch sein Aussehen durch sein Brustbild im Prager Nationalmuseum, das den erfolgreichen General mit üppigem schwarzen Haar und Schnurr- und Knebelbart zeigt. Eine Replik befindet sich im Besitz des Stockholmer Nationalmuseums. [8]

Die Zuschreibung beider Bilder lautet auf Justus Sustermans, der seit 1619 als Hofmaler der Medici-Großherzöge von Toskana in Florenz lebte, wo er zahlreiche Portraits geschaffen hat. [9] Sie erscheint plausibel, weil Piccolomini als Florentiner und gebürtiger toskanischer Untertan mehrfach in seiner Heimatstadt weilte. Allerdings hat man früher auch den kaiserlichen Hofmaler Frans Luyckx - der wie Sustermans aus Antwerpen stammte - mit diesen Portraits in Zusammenhang gebracht. [10] Nachweisbar malte ihn Luycx nach 1645 mit dem Ordenszeichen vom Goldenen Vlies, das ihm der spanische König verliehen hatte, doch ist jenes Ölbild bislang verschollen und uns nur durch einen Stich überliefert.

Bekannter ist der von Cornelis Galle d.J. herrührende Kupferstich, der auf einem Piccolomini-Portrait des Genter Malers Anselm van Hulle (um 1601 - nach 1674) basiert und vielfach reproduziert worden ist. [11] Hier sei vorweggenommen, daß van Hulle, der 1646 im Auftrag des niederländischen Statthalters Prinz Friedrich Heinrich von Nassau-Oranien nach Münster reiste, wo er während des langwierigen Friedenskongresses Hunderte von Gesandtenportraits anfertigen konnte, 1649 den Diplomaten nach Nürnberg zu den dortigen Nachverhandlungen folgte. Er hat während der Nürnberger Friedenstagung das Aussehen des Feldherrn in einem ganzfigurigen Portrait der Nachwelt überliefert. Das allegorisch überhöhte Bild, auf dem die posaunenblasende Fama den Ruhm des Helden verkündet, ist eine Erwerbung des Deutschen Historischen Museums in Berlin, trägt keine Signatur und ist daher nicht ganz für den Maler gesichert. [12] Piccolomini wird vor einer Silhouette der Kongreßstadt Nürnberg als Friedensbringer gefeiert, der die jetzt unnützen Kriegswaffen und seine Rüstung abgelegt hat.

Es war üblich, bei der Vorbereitung von Portraits hochgestellter Persönlichkeiten Ersatzpersonen als Modelle anzufordern. So hat etwa Rubens laut erhaltener Vorzeichnung für sein berühmtes Reiterbildnis des Herzogs von Lerma einen Unbekannten in fast gleicher Kostümierung auf demselben Pferd als Modell benutzt. [13] Auch van Dyck hat auf seiner Ölskizze für das Reiterbildnis Karls I. von England nicht den Monarchen selbst, sondern einen anderen Reiter mit kürzeren Haaren gemalt. [14] Ebenso verhält es sich bei dem Bild in Bayonne, denn 1988 kam aus englischem Privatbesitz eine Modellskizze kleineren Formats (54 x 42 cm) zum Vorschein. Bis auf den Kopf Piccolominis ist die Ausführung mit dem großen Gemälde fast identisch. Die Provenienz scheint gesichert. [15] Diese Ölskizze war um 1800 durch einen Agenten des britischen Kunstsammlers Henry Blundell auf Ince in Rom erworben worden, und zwar von einem gewissen Signore Dappieri, der sie als Pfand erhalten hatte. Ihr gegenwärtiger Verbleib ist nicht bekannt.

Das Gemälde in Bayonne läßt sich als Reiterbildnis definieren, obgleich der General nicht zu Pferde sitzt, sondern neben seinem Streitroß steht. Eine solche Anordnung ist aber verhältnismäßig selten. Der angesehene Kunsthistoriker Gustav Glück (1871-1952), ein guter Kenner der flämischen Barockmalerei, kannte nur zwei derartige Bilder und wies auf ein Gemälde im Museum der Schönen Künste in Boston hin, das er als ein Werk des Erasmus Quellinus (1607-1678) aus Antwerpen ansah. [16] Das Bild zeigt einen älteren selbstbewußten Kavalier in der reichen Tracht seiner Zeit, der auf einen Stock gestützt neben einem Schimmel steht, den sein Reitknecht am Zügel führt. Nach Wappen und Inschrift in der rechten Bildecke ist der Dargestellte der "Messire de Halmale", ein langjähriger Bürgermeister der Stadt Antwerpen, den der König von Spanien in Anerkennung seiner Verdienste 1649 in den Adelsstand erhoben hatte. [17] Eine Signatur ist nicht vorhanden.

Die Zuschreibung war und ist umstritten. Der Kunstkritiker Théophile Thoré (1807-1869) hielt das Bild bei einer Ausstellung in Manchester (1857) gar für ein Werk von Diego Velázquez, doch auch Glücks Zuschreibung an Erasmus Quellinus wurde bisher von der Forschung nicht angenommen; im Bostoner Museum lief es zeitweise als "Peter Thys", doch gilt es dort augenblicklich als Arbeit des norddeutschen Malers Jürgen Ovens (1623-1678), was aber sehr fragwürdig bleibt. [18] Es könnte m.E. mit besserer Berechtigung auch Boeckhorst zugeschrieben werden, der mit Halmale zweifellos in Kontakt gestanden hat. Übrigens ist nicht unwahrscheinlich, daß auch Piccolomini mit Hendrik van Halmale persönlich bekannt war, denn Antwerpen wurde zum Sammelplatz seiner Regimenter bestimmt, die sich im Herbst 1635 in Flandern zur Unterstützung des spanischen Kardinalinfanten Ferdinand einfanden, der als Nachfolger der verstorbenen Infantin Clara Isabella Eugenia das Amt des Generalgouverneurs der Spanischen Niederlande angetreten hatte. Seine Armee wurde durch einige kaiserliche und kurbayerische Truppenteile verstärkt, um einen kriegerischen Einfall in Frankreich zu unternehmen; dieser sollte eine Wende in der Auseinandersetzung der verfeindeten Häuser Habsburg und Bourbon bewirken, blieb letztlich jedoch trotz gewisser Anfangserfolge für die Gesamtkriegsführung bedeutungslos.

Ottavio Piccolomini, ein sehr ehrgeiziger und ruhmbegieriger Offizier, stand seit Kriegsbeginn bei den Hilfstruppen, die der König von Spanien seinem deutschen Verwandten Ferdinand II. zur Unterstützung nach Böhmen gesandt hatte. Er war nacheinander Obristleutnant im Kavallerieregiment des Grafen Pappenheim in Oberitalien und als Obrist 1627 zeitweise Kommandant der Leibgarde Wallensteins; er zeichnete sich in der Schlacht bei Lützen 1632 durch besondere Tapferkeit aus. Der Herzog beförderte ihn, dem im Kampf drei - nach anderen Angaben sogar fünf - Pferde unter dem Sattel getötet wurden, sofort zum Generalwachtmeister. Nach Wallensteins Absetzung und Ermordung erhielt er zum Lohn für seine Treue zum Kaiserhaus die böhmische Herrschaft Nachod und das Feldmarschallspatent. [19 ]Er nahm im Heer des Kardinalinfanten 1636 am Einfall in die Picardie teil, der in Paris Entsetzen auslöste und fast zum Sturz des Kardinals Richelieu geführt hätte. Seit jener Zeit datiert seine enge Verbindung zur flämischen Aristokratie, deren hervorragendste Vertreter Anton van Dyck 1634/35 in großartigen Portraits der Nachwelt überliefert hat. Dieser schuf damals die berühmten Reiterbildnisse der spanischen Generäle Prinz Thomas von Savoyen-Carignan und Albert de Ligne-Arenberg, des Prinzen von Barbancon. [20]

Nun hat Piccolomini Ende 1636 eine Tochter aus dem Hause Barbancon geheiratet; über die Ehe liegen nur wenige Nachrichten vor. Vielleicht hielt man die Heirat zunächst geheim, weil Prinz Albert 1634 infolge der Teilnahme an einer Verschwörung gegen die spanische Herrschaft in Haft gekommen war. Die Beweise reichten zu einer Verurteilung zwar nicht aus, doch blieb er bis zum Weihnachtsfest 1642 in Gewahrsam und wurde erst nach dem Thronwechsel in Madrid wieder in seine alten Funktionen eingesetzt. Seine Gattin Marie, die zeitweise seine milde Haft oder besser Internierung teilen durfte, brachte 1640 einen Sohn zur Welt, der auf den Namen Octave getauft wurde und bei dem Piccolomini Pate stand [21]; er hat sodann ihrem Mann nach seiner Begnadigung die Kette des hohen Ordens vom Goldenen Vlies zurückerstattet. Piccolominis junge Frau starb 1642 nach nur ganz kurzer Ehe. Vermutlich trug sie die Vornamen Dorothée-Caroline. In den gedruckten Genealogien der Familie Arenberg taucht sie als Gattin des Feldmarschalls zwar nicht auf, doch ist an der Tatsache der Heirat kaum zu zweifeln. Die Ehe, die vielleicht wegen des Alters der jungen Frau nie vollzogen wurde, war kinderlos.

Als Kommandant des kaiserlichen Hilfskorps gelang Piccolomini am 16. Juli 1638 der Entsatz der von den Franzosen lange belagerten Festung Saint-Omer, was für Spanien die Gesamtlage auf dem flandrischen Kriegsschauplatz verbesserte. Bei Thionville (Diedenhofen) schlug er am 17. Juni 1639 die Armee des Marschalls de Feuquières, der schwer verwundet in der Gefangenschaft starb; für das ihm so entgangene Lösegeld schenkte ihm der Kaiser 34.000 Gulden. König Philipp IV. von Spanien erhob ihn zum Herzog von Amalfi. In jene Zeit könnte die Anfertigung des Gemäldes in Bayonne fallen. Antonis van Dyck war damals nach England übergesiedelt, wo er in schneller Folge eine kaum vorstellbare Zahl von Bildnissen der britischen Aristokratie schuf. Es ist anzunehmen, daß damals Boeckhorst mit solchen Portraitaufträgen in Flandern betraut wurde, für die van Dyck als Hofmaler des englischen Monarchen nicht mehr zur Verfügung stand.

Piccolomini war nicht nur ein erprobter Heerführer im Dienst der österreichischen und spanischen Habsburger, sondern ein "ausgesprochen feinfühliger, kunstliebender Mensch, der allenthalben Bilder ankaufte - auch dies gehörte zum Lebensstil des Hochadels." [22] Während seines Aufenthalts in Brüssel, wo der Kardinalinfant residierte, zahlte der Feldmarschall im Jahre 1639 dem Maler Gerard Seghers die hohe Summe von 2161 Pattacons für nicht näher bekannte Gemälde. [23] Seghers handelte mit Bildern und besaß gute Beziehungen zum Kunsthandel in Sevilla, war er doch zwischen 1611 und 1620 nach dem Zeugnis seiner Biographen in Italien und Spanien gewesen; er hat anläßlich der Festdekoration beim Einzug des Kardinalinfanten in Antwerpen mit Boeckhorst zusammengearbeitet und auch mit ihm Gemälde für die St.-Josephs-Kapelle im Kloster der dortigen Augustinerkanonissen angefertigt. [24] Möglich erscheint daher, daß Seghers eine Verbindung Piccolominis zu Boeckhorst hergestellt hat. Man darf annehmen, daß im Hintergrund des Bayonner Reiterbildnisses der Entsatz der durch die Franzosen belagerten Festung Saint-Omer geschildert ist. Später nahm Piccolomini Gerards Sohn Jan Baptiste Seghers nach dessen Italienfahrt in seinen Haushalt auf. Joachim von Sandrart rühmte diesen als vielversprechenden jungen Maler, und Piccolomini empfahl ihn dem Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich, dem berühmten Gemäldesammler. [25] Er nahm ihn noch 1654 als Begleiter zu dem Regensburger Reichstag mit. Leider kennen wir bislang keine Werke von ihm, der sich 1667/68 bei der Auseinandersetzung zwischen Jan Boeckhorst und dem Bildschnitzer Matthias van Beveren als Vermittler betätigte. [26] Eine Auswertung von Archivalien des tschechischen Staatsarchivs Zámrsk, das heute den Piccolomini-Nachlaß aus Nachod bewahrt, könnte der kunstgeschichtlichen Forschung möglicherweise neue Aufschlüsse liefern.

Bekannt ist auch, daß Piccolomini bei dem von seinen Zeitgenossen hochgeschätzten Schlachtenmaler Pieter Snayers (1592-1667) in Brüssel mehrere großformatige Bilder bestellte, die seine kriegerischen Erfolge verherrlichten. Sie hingen zunächst in seinem Schloß Nachod und befinden sich heute teilweise im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum. Der Fürst gab die Bildgröße an und erteilte genaue Anweisungen für die Darstellung der beteiligten Truppenteile, so daß sie daher durchaus dokumentarischen Wert besitzen, wie etwa die Bilder von der Überquerung der Somme im Frankreichfeldzug 1636 oder vom Überfall auf den schwedischen General Carl Gustaf Wrangel bei Dachau im letzten Kriegsjahr. Nach Mitteilungen des Nachoder Archivars Otto Elster [27] zahlte Piccolomini Snayers für sein Gemälde der Schlacht bei Diedenhofen 2.060 Taler; für weitere fünf Bilder wurden 1649 insgesamt 7.553 Gulden vereinbart, die aber nach einem Schreiben des Malers 1651 noch nicht beglichen waren, so daß die inzwischen aufgelaufene Summe von insgesamt 12.250 Gulden 1657 durch Piccolominis Witwe Maria Benigna entrichtet werden mußte.

Bedauerlicherweise wissen wir nichts Näheres über Piccolominis Kontakte zu dem mit Rembrandt befreundeten Maler Jan Lievens (1607-1674), dem er 1639 1550 Taler anweisen ließ. Seit 1635 lebte Lievens in Antwerpen, wo er sich durch die Malweise Anton van Dycks so beeinflussen ließ, daß er seinen bisherigen Stil aufgab und sich dessen schwungvolle Pinselführung aneignete, bevor er 1643 nach Amsterdam übersiedelte. [28] Das Bild in Bayonne kann aber keinesfalls mit ihm in Verbindung gebracht werden. Für Schloß Nachod bestimmt war jedoch ein Doppelportrait in Lebensgröße, das Joachim von Sandrart, dessen eigentlicher Ruhm auf seiner Kunstschriftstellerei beruht, während der Nürnberger Friedensverhandlung im Jahre 1651 anfertigte. Es mißt 257 x 165 cm, war in der Nationalgalerie Prag deponiert und soll Piccolomini zeigen, "wie er seinen Obristen Ranft bey Regensburg in gemachter Bresche Sturm zu laufen commandiret" - so heißt es wenigstens in der Lebensbeschreibung, die durch Sandrarts Freunde nach dessen eigenen Angaben verfaßt wurde. "Die Ausführung ist dem hohen Anspruch angemessen; farblich dominiert das gegen Purpur gebrochene Rot der Schärpen über die hellbraunen und gelblichen Töne des Vordergrundes und den lichten grauen, stellenweise bläulichen Himmel", urteilt Christian Klemm im Werkverzeichnis Sandrarts. [29] Es ist indessen zweifelhaft, ob jene Aktion von 1634 wirklich gemeint sein kann, weil Piccolomini hier als ein korpulenter älterer Herr dargestellt ist, was doch eher dem tatsächlichen Zeitpunkt der Anfertigung des Gemäldes entsprechen dürfte. Sein Begleiter, der Obrist Hans Christoph Ranfft, der als "von Wiesenthal" geadelt wurde [30], weilte auf dem Nürnberger Kongreß in seinem Gefolge und wurde von ihm öfter zu vertraulichen Sendungen verwendet. Auf das in Berliner Museumsbesitz gelangte Portrait Piccolominis von Anselm van Hulle aus der Nürnberger Kongreßzeit wurde bereits hingewiesen.

Es bleibt noch zu erwähnen, daß der "kaiserliche Kammermaler Cornelis Sottermann", ein Bruder des in Florenz tätigen Justus Sustermans, im Jahre 1651 Bezahlung für ein nach Nachod bestelltes Gemälde - das wir leider nicht kennen - verlangte; er war seit 1629 Freimeister der Lukasgilde in Antwerpen. [31] Über die bei Elster genannten Italiener Marco Balessi, Giacomo Bonvicini und einen Formarini, die nach seinem Hinweis von Piccolomini zeitweise als Maler beschäftigt wurden, wissen wir nichts, was ihre Bedeutung zeigen könnte. Doch gab der Fürst hohe Summen für Brüsseler Gobelins aus; einem mit Namen nicht faßbaren Maler, der die Figuren für einen Gobelinwandteppich entwarf, zahlte er 550 Taler. [32] Schließlich ist der taubstumme Künstler Wolfgang Heimbach (um 1613/15-1678) zu nennen, der 1651 auf Schloß Nachod weilte und dort ein bislang verschollenes Portrait Piccolominis hinterließ; er hat deswegen am 18. Juli 1652 seinem Gönner aus Oldenburg einen Brief geschrieben, der 1907 in der Beilage einer Heimatzeitung veröffentlicht wurde. [33] Später ist Heimbach dann Hofmaler des münsterschen Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen geworden, den er auch mehrfach portraitiert hat [34].

Piccolomini war während der Jahre 1644-47 - wie erwähnt - als spanischer Heerführer in Flandern tätig, nahm aber im Frühjahr 1648 infolge von Differenzen mit den spanischen Ministern seinen Abschied. Im letzten Kriegsjahr stellte ihn Kaiser Ferdinand III. nach dem Tod des Generalleutnants Peter Melander, Graf von Holzappel, in der Schlacht von Zusmarshausen (17. Mai 1648) an die Spitze der kaiserlichen Hauptarmee. Am 9. Juni erreichte er das kaiserlich-bayerische Heer in dessen Stellung zwischen Braunau und Schärding, von den Soldaten jubelnd begrüßt. Diese hatten einen Rückzug über 200 Kilometer - vom Lech zum Inn - hinter sich und mußten erst reorganisiert und zu äußerstem Widerstand gegen einen erheblich stärkeren Feind motiviert werden. Gegen die beiden Heere der Schweden und Franzosen unter Carl Gustaf Wrangel und dem Vicomte de Turenne beschränkte sich Piccolomini, dessen Autorität auch von den bayerischen Generälen anerkannt wurde, auf die Verteidigung [35], zumal die feindliche Artillerieüberlegenheit das Wagnis einer neuen Schlacht verbot. Der Vormarsch des vereinigten schwedisch-französischen Heeres kam an Inn und Donau zum Stillstand, obwohl nach dem Unglück von Zusmarshausen die kaiserlichen Truppenteile der Auflösung nahe gewesen waren. Sein Verdienst war, daß im Herbst 1648 das labile militärische Gleichgewicht zwischen den Kriegsparteien gewahrt bleiben konnte. Am 4. November erhielt Piccolomini die Nachricht vom in Münster endlich geschlossenen Frieden und führte seine Regimenter in die Winterquartiere. "Wegen seiner großen Wissenschaft in Staats-Sachen schickte ihn der Kayser als Principal-Gesandten auf den Executions-Convent zu Nürnberg, allwo er in der That zeigte, daß er ein so großer Staatsmann als Feldherr sey", heißt es. [36] Nach dem Ende des Nürnberger Exekutionstages entsprach Ferdinand III. einer Bitte der deutschen Reichsstände, den Generalleutnant Piccolomini in den Reichsfürstenstand zu erheben. Er blieb des Kaisers Ratgeber und starb am 11. August 1656 nach schwerem Leiden infolge eines Sturzes mit dem Pferde, als er einem Bauern zur Hilfe kommen wollte, der unter einen umgestürzten Karren geraten war; er wurde in der von ihm gestifteten Wiener Servitenkirche in der Rossau beigesetzt. [37] Er hatte aufwendig gelebt und sein zeitweise großes Vermögen im letzten Kriegsjahr weitgehend verbraucht. Seine noch junge Witwe Maria Benigna Francisca [38] erbte daher eine große Schuldenlast und ist erst im Jahre 1701 in Wien gestorben.



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ANMERKUNGEN


1. So der flämische Schriftsteller Cornelis de Bie 1661: "wort oock in conterfeyten ghehouden voor een vande alderbeste Meesters diemen teghenwoordich jevers te Landt can vinden" oder Michel le Blon im Brief an Königin Christine von Schweden 1648: "le plus rare peintre d'Anvers, tant pour les pourtraits, histoires qu'inventions a l'antique"; beide Nachweise bei Lahrkamp 1982, S. 3 bzw. 9. Lebensdaten Boeckhorsts - so die übliche Schreibweise - geb. um 1604 in Münster oder in Rees, get. 21. April 1668 in Antwerpen.

2. Vlieghe 1990, S. 67 bzw. 72; Held 1985, dort auf S. 29 eine weitere Zuschreibung.

3. Ausst.kat. Antwerpen/Münster 1990, S. 214; die auf S. 213 abgebildete Vorzeichnung (?) aus der Eremitage in St. Petersburg könnte eine Version aus dem 18. Jahrhundert sein.

4. In Boeckhorsts Nachlaßinventar werden Silbermedaillen als Andenken an die englische Königsfamilie eigens erwähnt; vgl. Lahrkamp 1990, S. 17 bzw. Anm. 26. Der 1660 jung verstorbene Herzog hielt sich 1657 im Exil in Brügge auf, wo sein Portrait noch im Besitz der St.-Sebastians-Bogenschützengilde vorhanden ist.

5. Larsen 1975, S. 113.

6. Michael Jaffé, Yeovil, Somerset, einer der besten Kenner der flämischen Barockmalerei, besuchte 1990 die münstersche Boeckhorst-Ausstellung, berichtete darüber in Jaffé 1991 und bestätigte mir gegenüber seine Entdeckung des Reiterbildes. Jaffé ist Autor des bisher vollständigsten Werkverzeichnisses von Peter Paul Rubens; vgl. Jaffé 1989.

7. Kat. Bayonne 1988, S. 25 sowie in der Information "Ville de Bayonne" 7, 1987 (Un tableau flamand du XVIIe Siècle); dazu Logan 1990. Zu J. G. van Bronchorst vgl. Hoogewerff 1959, der die ältere Literatur korrigiert.

8. Das Prager Piccolomini-Bild mißt 93 x 80 cm und ist mit dem Gemälde in Bayonne in Lahrkamp 1990 wiedergegeben. Das Stockholmer Portrait hat die Maße 92 x 78 cm. - Das Piccolomini-Portrait in Bayonne sowie andere hier erwähnte Bilder des Feldherrn sind auch abgebildet in Lahrkamp 1997, S. 108 (Bayonne), 210 (Sustermans), 234 (Sandrart).

9. Über ihn Bautier 1912, sowie Thieme/Becker XXXII, S. 322ff.; s. auch Heinz 1963, 154ff.

10. Ebenstein 1906/07, Fig. 57; dazu Heinz 1963, S. 163ff. und 185-224.

11. Dethlefs 1995.

12. Maße 245 x 180 cm. Farbig wiedergegeben in Dethlefs 1996, S. 107.

13. Rubens "Modello" bzw. Vorstudie zu Lermas Reiterbildnis, auf dem der Reiter noch das Gesicht eines "Statisten" trägt, kam 1996 in den Besitz der Graphischen Sammlung München. Vgl. auch Rubens' Vorstudie im Louvre (Anm. 20).

14. Larsen 1988, S. 313, Nrn. 793-795, sowie Müller Hofstede 1988, S. 163ff.

15. Besitzer war 1988 Thomas Callaghan aus der Erbschaft von Colonel J. Weld, Lulworth Castle, Wareham. Angaben zur Provenienz und Fotokopien verdanke ich Jacques Foucart, Chef du Service d'Etude du Louvre.

16. Glück 1919; Glück 1937; Glück (1871-1952) war bis 1931 Direktor der Wiener Gemäldegalerie und publizierte in der 2. Auflage der "Klassiker der Kunst", XIII die Gemälde van Dycks. Bruyn 1988 geht nicht auf Glücks Zuschreibung ein, obwohl er dessen Aufsatz kennt.

17. Halmale (1596-1679) war dreizehnmal Bürgermeister von Antwerpen; es sei daran erinnert, daß ein Brustbild Halmales im Museum der Schönen Künste in Antwerpen (Inv. Nr. 350) durch den belgischen Kupferstecher F. B. Waanders (1809-1880) dem "Jan van Boekhorst" zugeschrieben wurde (Lahrkamp 1982, S. 182, A 31), ohne daß ich Boeckhorst für das Bild in Boston in Anspruch nehmen will - was ich aber auch nicht ausschließen möchte. Das Brustbild in Antwerpen wurde m. W. 1661 von der Lukasgilde in Auftrag gegeben und ist Peter Thys d.Ä. zugeschrieben, besitzt aber keine Signatur.- Zum Aufenthalt Piccolominis in Antwerpen 1635 vgl. Documenta 1979, Nr. 119, S. 58.

18. Das Gemälde (Maße 228,4 x 158 cm) war früher in der Sammlung Purvis, 1857 im Besitz T. B. Smyth's, dann Francis Bartlett's und gelangte 1909 ins Bostoner Museum. Die Zuschreibung an Jürgen Ovens ist kaum haltbar und wird von Kennern seines Werkes (z.B. Jan Drees, Schleswig) als unzutreffend angesehen (briefl. Mitt.); neuerdings Drees Schleswig 1997. Sumowski 1983, II, S. 2218-2306 nennt das Gemälde in seinem Ovens-Kapitel nicht. Ovens war zeitweise zwar Portraitmaler des Amsterdamer Patriziats, hatte aber kaum engere Kontakte nach Antwerpen.

19. Er war der jüngste Sohn des Silvio Piccolomini (um 1543-1609) und der Violante Gerini; sein älterer Bruder Ascanio war Erzbischof von Siena. Der Vater, der unter Alexander Farnese und in Ungarn gegen die Türken gedient hatte, starb als toskanischer Generalfeldzeugmeister und Prior des Ritterordens vom hl. Stephan, dem auch Ottavio angehörte. Eine Biographie gibt es nicht; Forschungsüberblick bei Barker 1980. - Sein natürlicher Sohn Ascanio fiel September 1643 als Infanteriehauptmann bei einem Sturmangriff auf ein Schloß in Mähren.

20. Dazu Brown 1983, S. 153-162, und Larsen 1985, S. 196. Das Reiterbildnis Arenbergs (ca. 315 x 240 cm) befand sich 1679 bei Diego Duarte in Antwerpen (über ihn Dogaer 1971) und hängt derzeit in der Sammlung des Earl of Leicester, Holkham Hall, Norfolk (Larsen 1988, I, S. 278 (Abb.) sowie II, Nr. 497). Ein Kupferstich des Prinzen auch im "Theatrum Europaeum" IV, fol. 838. Van Dyck malte auch seine Gattin Marie de Barbancon (Stich von P. Pontius 1645), doch ist ihr Portrait nur in einer Werkstattreplik im Archiv Arenberg, Edingen-Enghien, erhalten. Die dazugehörige Skizze (London, British Museum) ist abgebildet in Ausst.kat. Köln 1992, ebenso die Rubens-Studie zum Reiterbildnis des Herzogs von Lerma im Louvre (Kat.Nr. 127,5 bzw. Nr. 133,2).

21. Nachweise bei Elster 1911, S. 84ff. Elster war über zehn Jahre Archivar auf Schloß Nachod, dem böhmischen Besitz Piccolominis. Zum Geschlecht Arenberg: NDB, I, S. 341, zu Albert de Ligne, Prince de Barbancon, Comte d'Arenberg (1600-1674): BNB, I, S. 686-697. Sein Sohn Octave fiel am 29. Juli 1693 als spanischer General (und Letzter seiner Linie) in der Schlacht bei Neerwinden. Vgl. auch Descheemaeker 1969, S. 103 und 109ff.- Der kurbayerische Generalwachtmeister Ulrich Herzog von Württemberg zu Neuenbürg (1617-1671) heiratete in zweiter Ehe 1651 Isabelle (gest. 1678), Tochter des Albert von Arenberg, die in erster Ehe mit dem Grafen Albert Franz von Hoogstraten vermählt gewesen war; sie war eine Schwester der Dorothea, die am 7. Mai 1642 an den Blattern starb. Zu Ulrich, der bis 1657 als spanischer General in den Niederlanden diente, ADB, XXXIV, S. 243.

22. So Barker 1980, S. 357; er gibt auf S. 369 an, daß Piccolomini 1637 für seine wallonische Frau Bilder erwarb (unter Bezug auf Archiv Nachod 6940), nennt aber den Maler nicht. Über den Werkstattbetrieb van Dycks ist noch wenig bekannt. Als Gehilfe wird Remigius van Leemput (1607-1675) genannt, der seit 1628 Meister der Antwerpener Lukasgilde war.

23. Elster 1911, S. 138 bzw. 140; er vermutet im Verkäufer irrtümlich den Jesuitenmaler Daniel Seghers (1590-1661), der durch seine Blumenstilleben berühmt war. Ein Portrait Piccolominis nach einem leider verschollenen "Originalgemälde" von Gerard Seghers ist auf einem Kupferstich von Lucas Vorsterman (1578-1656) bei Bücheler 1994 auf S. 125 wiedergegeben. Über Gerard Seghers (1591-1651) außer Thieme/Becker XXX, S. 443f. vor allem Bieneck 1992. Trotz Auswertung zahlreicher Nachrichten gibt diese Dissertation über Boeckhorst und Piccolomini nichts her. Das verschollene Portrait wird auf S. 230 erwähnt, die Zahlung Piccolominis an Seghers im Jahre 1639 unter den Dokumenten (Bieneck 1992, S. 272ff.) leider nicht. Nun entsprachen zehn Pattacons etwa 24 Gulden, so daß diese Zahlung die hohe Summe von über 5.000 Gulden ausmachte. Seghers erhielt z.B. für eine "Madonna im Blumenkranz", die er im Auftrag des Magistrats für den Ständesaal des Rathauses von Antwerpen 1648 malte, 500 Gulden, für eine "Anbetung der Hirten" zahlte 1649 Balthasar Moretus 400 Gulden (Bieneck 1992, S. 280). Also muß es sich um eine Zahlung für mehrere Gemälde handeln, die durchaus nicht alle von Seghers selbst gemalt sein dürften.

24. Vgl. Aust.kat. Antwerpen/Münster 1990, S. 14f. Die Mittel hatte der reiche Kaufherr Ludwig de Roomer gestiftet, der auch sonst als Mäzen hervorgetreten ist. - Rooses 1889, S. 267 rühmte das prächtige Haus des vermögenden Gerard Seghers, dessen "durch ganz Europa verbreitete Werke und sein Ansehen bei Kaisern, Königen und Fürsten." Er war mit Catharina Wouters vermählt, die 1653 das Haus am Meir verkaufte und 1654 starb. Aus der Ehe gingen elf Kinder hervor. Seghers, der seit 1637 den Titel eines Hofmalers des Kardinalinfanten besaß, stand mit dem Kunsthändler Chrysostomus van Immerseel in Sevilla in Verbindung und erbte von seiner Schwiegermutter Johana van Liebeke, Witwe des Tuch- und Tapisseriehändlers Dominicus Wouters, 1632 6.000 Carolusgulden (Bieneck 1992, S. 274).

25. Sandrart 1925, S. 171; Glück 1933, S. 211 gibt die Empfehlung Piccolominis für "Giovane-Battista Seghers, pittore, figliuolo di Gerardo [...] trattenuto da tre anni in casa mia" wieder. Der junge Maler war am 31. Dezember 1624 geboren und seit 1646/47 Meister; er befand sich 1654 in Piccolominis Gefolge (Elster 1911, S. 140).

26. Dazu Ausst.kat. Antwerpen/Münster 1990, S. 22. Jan Baptiste Seghers war noch 1670 "opperdecken" der Lukasgilde (Denucé 1931, S. 112).

27. Elster 1911, S. 140 sowie Cuvelier 1944-46, S. 29 (ohne Angabe eines Belegs). Danach zahlte Piccolomini dem Maler für 21 Gemälde 1657 12.250 Gulden. Tatsächlich zahlte erst seine Witwe.

28. Schneider/Ekkart 1973, S. 44-55, Sumowski 1983, III, S. 1846ff., sowie Ausst.kat. Berlin 1991, I, S. 194-199.

29. Klemm 1986, S. 180, Kat.Nr. 82. Für die Übersendung eines Fotos bin ich Dr. Ludwig Slavicek, Museum Prag, verpflichtet. Vgl. auch Klemm 1985.

30. Er ist seit 1640 als kaiserlicher Obrist nachzuweisen; über seine Tätigkeit in Nürnberg Walther 1740, S. 471 unter dem Stichwort Ranfft.

31. Rooses 1889, S. 375. Cornelis (um 1600-1670) war seit 1652 als "Kammermaler" in Wien tätig (Wurzbach 1910, S. 616).

32. Elster 1911, S. 140. Dem Teppichmacher Heinrich van der Camer in Brüssel überwies er 1649/50 3.692 Taler, dem Teppichmacher van der Neck 1000 und dem "berühmten Jan Raes" in Brüssel 4.525 Taler. Ein flämischer Kunsthändler "de la Cointe" erhielt 260, ein Maler "van Zeil" 300 Taler.

33. Gedruckt in der Beilage zu Nr. 73 der "Oldenburger Nachrichten für Stadt und Land" vom 15. März 1907. Zu Heimbach Thieme/Becker XVI, S. 280, und Göttsche 1935. Mit einiger Sicherheit darf angenommen werden, daß er während des Nachod-Aufenthaltes als Auftragsarbeit die Kopie nach Hugo van der Goes' "Grablegung Christi" mit Ottavio Piccolomini als Assistenz- und Stifterfigur ausgeführt hat", so Killy 1983, S. 91. Killy nennt übrigens auf S. 95 als einen der Meister, "deren Vorstellungswelt in unmittelbarer Nähe der heimbachschen Kunstübung angesiedelt ist", auch "Johann van Bockhorst". Freundliche Hinweise verdanke ich Gerd Dethlefs. Das Westfälische Landesmuseum Münster erwarb 1985 aus dem Kunsthandel ein früher Justus Sustermans zugeschriebenes, heute Heimbach zuerkanntes Bildnis der Vittoria della Rovere, Gattin des Großherzogs Ferdinand II. von Toskana; dazu Luckhardt 1987, S. 157. Hinzu kam ein Selbstbildnis Heimbachs aus dem Jahre 1660, das 1994 aus dem Kunsthandel mit Mitteln des Freundeskreises erworben wurde; vgl. Lorenz 1995.

34. Zur Tätigkeit Heimbachs in Münster Lahrkamp 1993, S. 34ff.

35. Die militärischen Operationen der zwei letzten Kriegsjahre schildert detailliert Höfer 1997; zu Piccolominis Verteidigungsbemühungen S. 207ff. Wrangel und Turenne waren den Kaiserlichen und Bayern um etwa das Dreifache an Artillerie überlegen (S. 221), doch konnte Piccolomini sie infolge seiner besseren Versorgungssituation ausmanövrieren. Eine ihm letztmals angebotene Schlacht bei Schwabmünchen (12. Oktober) brauchte er nicht anzunehmen und konnte die Armee von der Oberpfalz aus nach Böhmen zurückführen.

36. "Beylagen zur Vorrede" von Meier 1736, I, S. 50. Zum Piccolomini-Portrait van Hulles, das in Nürnberg entstand, vgl. Anm. 12.

37. Im 1651 von ihm gegründeten Konvent des ursprünglich aus einer Florentiner Bruderschaft hervorgegangenen Ordens ("Ordo Servorum Mariae") befindet sich in einer Wandnische eine etwa lebensgroße Bronzebüste Piccolominis voon dem aus Rom stammenden Bildhauer Francesco Mangiotti, der zeitweise in Wien tätig war. Abbildung in Ausst.kat. Nürnberg 1998, S. 21 unter Hinweis auf List 1903.

38. Sie war die Tochter des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg (1586-1665) aus dessen dritter Ehe mit Anna Magdalena von Lobkowicz, Witwe des Grafen Zdenko Kolowrat; sie wurde am 10. Juli 1635 geboren und starb am 1. Dezember 1701. Die Heirat erfolgte am 4. Juni 1651 in Prag, als die Braut 16jährig war (vgl. Isenburg 1953, Tafel 41). Ihr Vater, ein Konvertit, war bereits unter Wallenstein kaiserlicher Obrist, mithin ein alter Kriegskamerad ihres Mannes. Die böhmische Herrschaft Nachod erbte Ottavios Großneffe Enea Silvio, der 1673 in einem Duell fiel.



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