Stein > Biografie > 8. Neuordnung 1814-1815
Mit dem Vordringen der Kriegsverbündeten bis in die französische Hauptstadt und der Absetzung Napoleons, womit Steins langgehegter Wunsch in Erfüllung ging, rückte die Frage der Neuordnung Deutschlands und Europas in den Vordergrund. Stein geriet hinsichtlich der Lösungskonzepte mit dem Zaren in mehrfacher Hinsicht in Dissens. Er bekämpfte den Plan, einen polnischen Nationalstaat unter der Hoheit Russlands zu errichten. Alexander, der sich bemerkenswert versöhnungsbereit gegenüber der besiegten Macht gerierte, lehnte wiederum Steins Wunsch ab, dass Maas, Luxemburg, die Mosel und die Vogesen die deutsche Westgrenze bildeten und die Schweiz in ein Bundesverhältnis zu Österreich trat. Der Zar, der in verwandtschaftlichen Beziehungen zu einigen deutschen Fürstenhäusern stand, unterstützte auch nicht die vorgeschlagenen Territorial- und Souveränitätsminderungen der Klein- und Mittelstaaten, gegen die Stein wegen ihrer 'Rheinbundvergangenheit' heftig polemisierte. Spöttisch belegte man den Freiherrn im preußisch-russischen Hauptquartier wegen seiner Entwürfe mit dem Titel eines "Kaisers von Deutschland".
Steins Zukunftsentwürfe orientierten sich, mehr als die der verantwortlichen Regierungen, großenteils an der Vergangenheit. In Europa sollte das Gleichgewicht der Kräfte wieder hergestellt werden, darin waren sich freilich alle Großmachtpolitiker einig. Für Deutschland wollte Stein eine Rückkehr zum Kaisertum. Die Zersplitterung des Alten Reiches war allerdings kein Modell für ihn, sondern ein Kritikpunkt. Ihm schwebte ein von Preußen und Österreich straff regierter Föderativstaat vor. Sein idealisiertes Bild vom Reich im Mittelalter führte ihn zu der Überzeugung, dass ein machtvolles Deutschland an alte Traditionen anknüpfen solle. Ähnlich verhielt es sich mit der Idee der Selbstverwaltung. Stein kreidete vor allem den Rheinbundfürsten an, die Stände unterdrückt und durch eine Herrschaft der Bürokratie ersetzt zu haben. Mit den deutschen Großmächten, gegen die sich ja der gleiche Vorwurf hätte richten lassen, ging er behutsamer um.
Wenn er auch Preußen und Österreich eine Ausnahmestellung in der neuen deutschen Verfassung einräumen und ihre politische Bewegungsfreiheit möglichst wenig einengen wollte, so fand er doch bei Staatskanzler Metternich kein Gehör. Mit seiner Verachtung der Rheinbundfürsten, deren Entthronung er beim Zaren und bei Hardenberg forderte, stand er unter den maßgeblichen Politikern und Diplomaten ziemlich isoliert.
Auf dem Wiener Kongress (1814/1815) war Steins Einfluss in Bezug auf die politische Neuordnung Deutschlands gering. Seine Positionen waren nicht frei von Widersprüchen. Einerseits unterstützte er die Mediatisierten aller Standesgrade, auch der Reichsritter, in ihrem antiquierten Streben, ihre vormals privilegierte Stellung zu restaurieren. Andererseits setzte er sich für starke Bundeskompetenzen und die Schmälerung der einzelstaatlichen Souveränität ein. Landständische Rechte sollten neben der Freiheit der Person und des Eigentums in der neuen deutschen Verfassung garantiert werden, nicht zuletzt um angebliche Fürstenwillkür rechtlich zu unterbinden. Aus nationalem Patriotismus und Nostalgie schloss sich Stein den kleinstaatlichen Anhängern der Kaiseridee auf dem Wiener Kongress an. Die Bundesakte vom Juni 1815 konnte seinen Wünschen nicht entsprechen. Noch vor ihrer Verabschiedung reiste er ab.
Steins Zukunftsentwürfe orientierten sich, mehr als die der verantwortlichen Regierungen, großenteils an der Vergangenheit. In Europa sollte das Gleichgewicht der Kräfte wieder hergestellt werden, darin waren sich freilich alle Großmachtpolitiker einig. Für Deutschland wollte Stein eine Rückkehr zum Kaisertum. Die Zersplitterung des Alten Reiches war allerdings kein Modell für ihn, sondern ein Kritikpunkt. Ihm schwebte ein von Preußen und Österreich straff regierter Föderativstaat vor. Sein idealisiertes Bild vom Reich im Mittelalter führte ihn zu der Überzeugung, dass ein machtvolles Deutschland an alte Traditionen anknüpfen solle. Ähnlich verhielt es sich mit der Idee der Selbstverwaltung. Stein kreidete vor allem den Rheinbundfürsten an, die Stände unterdrückt und durch eine Herrschaft der Bürokratie ersetzt zu haben. Mit den deutschen Großmächten, gegen die sich ja der gleiche Vorwurf hätte richten lassen, ging er behutsamer um.
Wenn er auch Preußen und Österreich eine Ausnahmestellung in der neuen deutschen Verfassung einräumen und ihre politische Bewegungsfreiheit möglichst wenig einengen wollte, so fand er doch bei Staatskanzler Metternich kein Gehör. Mit seiner Verachtung der Rheinbundfürsten, deren Entthronung er beim Zaren und bei Hardenberg forderte, stand er unter den maßgeblichen Politikern und Diplomaten ziemlich isoliert.
Auf dem Wiener Kongress (1814/1815) war Steins Einfluss in Bezug auf die politische Neuordnung Deutschlands gering. Seine Positionen waren nicht frei von Widersprüchen. Einerseits unterstützte er die Mediatisierten aller Standesgrade, auch der Reichsritter, in ihrem antiquierten Streben, ihre vormals privilegierte Stellung zu restaurieren. Andererseits setzte er sich für starke Bundeskompetenzen und die Schmälerung der einzelstaatlichen Souveränität ein. Landständische Rechte sollten neben der Freiheit der Person und des Eigentums in der neuen deutschen Verfassung garantiert werden, nicht zuletzt um angebliche Fürstenwillkür rechtlich zu unterbinden. Aus nationalem Patriotismus und Nostalgie schloss sich Stein den kleinstaatlichen Anhängern der Kaiseridee auf dem Wiener Kongress an. Die Bundesakte vom Juni 1815 konnte seinen Wünschen nicht entsprechen. Noch vor ihrer Verabschiedung reiste er ab.
Gebhard Leberecht Blücher als Generalleutnant der Demarkationstruppen, um 1804
Wiener Kongress, Sitzung der Bevollmächtigten der unterzeichnenden acht Großmächte des Vertrags von Paris, 1814/1815