Gesandte 1645/49 > Schneider
Schneider,
Johann Balthasar
(Colmar 09.07.1612 - Colmar 05.04.1656)
Gesandter der Stadt Colmar und der elsässischen Städte in Münster und Osnabrück,
1645-1646, 1647-1648
Eines von sieben Kindern des Verwalters Johann Balthasar Schneider und der Ursula Leytting. Der Großvater Balthasar war aus Hessen eingewandert. Zunächst besucht er das evangelische Gymnasium in Colmar, später die Hohe Schule von Mömpelgard (Montbéliard). 1629 beginnt er in Straßburg mit dem Jurastudium. Eine Bildungsreise führt ihn durch Frankreich mit Stationen in Paris, dem Collège de La Flèche (Bretagne) und der juristischen Fakultät von Orléans, durch England und die Niederlande. Am 30.04.1640 heiratet er Anna Catharina Pistorius, die Witwe des Stadtphysikus Johann Reinhard Faber und Tochter des Dr. Nicolaus Pistorius, Notar und Schreiber im Dienst der Grafen von Rappoltstein (Ribeaupierre) in Rappoltsweiler (Ribeauvillé), sowie der Anna Catharina Wetzel aus Colmar. Aus der Ehe gehen 8 Kinder hervor.
1634 beginnt er in Colmar seine Ämterlaufbahn in städtischen Diensten: er wird Stadtregistrator, dann Gerichtsschreiber, schließlich Stadtschreiber und Syndikus. Bailli von Sainte-Croix en Plaine und Scholarch des protestantischen Gymnasiums von Colmar. Mehrfach von seiner Heimatstadt für Auslandsmissionen verwendet, u.a. nach Katalonien und von 1642 bis 1644 zum französischen Hof.
1645 wird er vom Rat der Stadt Colmar für die elsässische Dekapolis statt des verstorbenen Obristmeisters Jonas Walch zum Friedenskongreß nach Münster und Osnabrück gesandt. Er bricht am 13. März mit seinem Sekretär Heinrich Klein, begleitet von einem Soldaten, auf und erreicht Münster am 19.04.1645. Er pendelt zwischen den beiden Kongreßorten, an denen er jeweils eine Wohnung angemietet hat. Bei einer Krankheit versorgt ihn der Arzt des Grafen d'Avaux. Er kehrt am 22.10.1646 nach Colmar zurück, um am 01.05.1647 erneut nach Münster aufzubrechen. Über sein Wirken ist nichts bekannt. Er unterschreibt am 24.10.1648 in Münster die Friedensinstrumente für Hagenau, Colmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Kaisersberg, Münster im St. Gregoriental, Rosheim und Türkheim (während für Weißenburg und Landau

1649/1650 nimmt er in Nürnberg am Exekutionskonvent teil, 1652/1653 am Reichstag in Regensburg. 1656 stirbt er in Colmar und wird dort beerdigt. Ihm wird die anonyme, 1645 in Colmar erschienene Apologia Civitatis Imperialis Colmariensis zugeschrieben.
Das ehemals im Rathaus seiner Heimatstadt befindliche Porträt, dem später Wappen und Titel zugefügt sind, stammt nach der Überlieferung von Anselm van Hulle, Schneider muß es demnach aus Münster mitgebracht haben. Während die Ähnlichkeit mit dem Stich nach van Hulle gegeben ist, unterscheidet es sich von den beiden offenbar von einer Hand stammenden Gemäldekopien in Osnabrück und Schloß Gripsholm beträchtlich.
Literatur
Cools IV, S. 39-40; Theatrum Europaeum VI, nach S. 664 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 122 (Abb.); Meiern IV Schema Nr. 41; Bildnisse 1827 Nr. 59 (Abb.); Striedinger Nr. 35; Katalog Gripsholm Nr. 757; Christian Wolff, Une famille bourgeoise d`Alsace, les Schneider de Colmar de la fin du XVIe au début du XVIII siècle, thèse de l`Ecole nationale des chartes, 1956 (unveröffentlicht); Christian Wolff, Les débuts de la famille Schneider à Colmar, in: Annuaire de la société d'histoire et d'archéologie de Colmar 4 (1957), S. 53-60; Bosbach, S. 249 (Register: Reichsstadt Colmar); Francis Lichtle, les voyages de Jean Balthasar Schneider à Münster et Osnabrück de 1645 à 1648, in: Annuaire de la société d'histoire et d'archéologie de Colmar 37 (1990), S. 47-54; Duchhardt/Jakobi II, S. 30.Christian Wolff
Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 292f.
Ein




Devise
BENE AGENDO ET CAVENDO
Gut im Handeln und in der Voraussicht.
Kartusche
IOHANN-BALTHASAR SCHNEIDER COLMARIENSIS Reipublicæ Patriæ Syndicus, Oppidi Sanctæ Crucis Præfectus, et decem liberarum Civitatum Imperialium in Alsatia, ad Pacis Tractatus Monasterienses, Osnabrugenses et Norimbergenses Legatus.
Wappenbeschreibung
Im geteilten Schild oben in Rot zwei Lilien nebeneinander, unten in Silber ein roter Sparren. Auf dem Helm mit Wulst ein offener Flug.