Ereignisse > Ereignis des Monats März
Julia Paulus
7. März 1906 -
Gründung der "Westfälischen Frauenhilfe" in Witten
Vor 100 Jahren, am 07.03.1906, wurde in Witten an der Ruhr unter der Leitung des damaligen Generalsuperintendenten Wilhelm Zöllner der westfälische Provinzialverband der 1899 auf Initiative von Kaiserin Auguste Victoria entstandenen Evangelischen Frauenhülfe gegründet. Entstanden ist die Evangelische Frauenhülfe in Westfalen aus 75 von 91 schon bestehenden evangelischen Frauenvereinen, die sich bereits im 19. Jahrhundert in vielen Kirchengemeinden Deutschlands im "Evangelisch-kirchlichen Hülfsverein" zusammen geschlossen hatten. Ursprünglich als ein reiner Kirchenbauverein gegründet, bestand der Zweck dieses Vereins vor allem darin, die Folgeerscheinungen der gesellschaftlichen Modernisierung, wie Industrialisierung und politische Emanzipation zu bekämpfen, um der schleichenden Säkularisierung in den Gemeinden Einhalt zu gebieten.
Entsprechend lag das Zentrum der Wirksamkeit der Frauenhilfs-Vereine in den Kirchengemeinden, die unter der Leitung der jeweiligen Ortspfarrer neben der Linderung sozialer Notzustände die religiöse Erbauung ihrer weiblichen verheirateten Mitglieder zu fördern erhofften. Dass dieses Angebot von den evangelischen Frauen angenommen wurde, beweist nicht zuletzt das rasche Wachstum der Frauenhilfen in Westfalen: 1909 gehörten dem westfälischen Provinzialverband der Frauenhilfe 252 Vereine an, die zwanzig Jahre später bereits über 155.000 Mitglieder zählten. Die Angebote des Verbandes kamen offenbar einem wachsenden Interesse von Frauen entgegen, da besonders in ländlichen Gegenden die Frauenhilfe meist das einzige dörfliche Vereinsangebot für Frauen darstellte.
Neben der Vereinstätigkeit vor Ort richtete die westfälische ‚Evangelische Frauenhülfe\' bereits ein Jahr nach ihrer Gründung zehnwöchige Kurse zur Ausbildung freiwilliger Helferinnen in der Krankenpflege auf dem Lande sowie einen "Diakonissen-Hülfsvereins für Privatpflege" in Münster ein, aus dem später die Schwesternschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen hervorging. Diese ehrenamtlichen Helferinnen sollten vor allem in ländlichen Gebieten die Arbeit der hauptberuflich als Gemeindeschwestern tätigen Diakonissen unterstützen und in Nachbarschaftshilfe familienpflegerische Aufgaben übernehmen.
Neben der Vereinstätigkeit vor Ort richtete die westfälische ‚Evangelische Frauenhülfe\' bereits ein Jahr nach ihrer Gründung zehnwöchige Kurse zur Ausbildung freiwilliger Helferinnen in der Krankenpflege auf dem Lande sowie einen "Diakonissen-Hülfsvereins für Privatpflege" in Münster ein, aus dem später die Schwesternschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen hervorging. Diese ehrenamtlichen Helferinnen sollten vor allem in ländlichen Gebieten die Arbeit der hauptberuflich als Gemeindeschwestern tätigen Diakonissen unterstützen und in Nachbarschaftshilfe familienpflegerische Aufgaben übernehmen.
Pfarrer Wilhelm Zöllner war von 1905-1930 Generalsuperintendent der Kirchenprovinz Westfalen und (ab 1906) zugleich Vorsitzender des Westfälischen Provinzialverbandes der Frauenhilfe
Nach dem Umzug ihrer Geschäftsstelle nach Soest im Jahre 1911 errichtete die "Westfälischen Frauenhülfe" ein eigenes Haus, in dem ab 1912 die erste Haushaltsschule der Evangelischen Frauenhilfe (die heutigen Fachseminare für Familienpflege und Altenpflege) eingerichtet wurde. Sechs Jahre später erfolgte die Eröffnung des Frauenheims für "gefährdete und verwahrloste" Mädchen und Frauen in Wengern, der ersten diakonischen Einrichtung der Frauenhilfe, der eine eigene Entbindungs- und Kinderstation angegliedert wurde, sowie ein Jahr später die Gründung eines Kindererholungsheimes in Windrath.
Während des Ersten Weltkrieges waren die einzelnen Vereine der Frauenhilfe in Westfalen, im Verbund mit Vereinen katholischer und nichtkonfessioneller Frauenorganisationen vor allen an der Sammlung und Versendung von Geld, Lebensmittel- und Bekleidungsspenden beteiligt. Konnte die Frauenhilfe in den Jahren des Krieges eine hohe Zahl an Mitgliedern rekrutieren, nutzte der Verband die 1920er Jahre dazu, seine Institutionen und Arbeitsschwerpunkte auszubauen: So errichtete die Westfälische Frauenhilfe 1926 in Soest ein Schwesternheim, wodurch sich auch der Dienstbereich des Diakonissen-Hülfsvereins auf Krankenhäuser, Müttererholungsheime und die Ausbildung der Pflegehelferinnen und Pflegevorschülerinnen auszuweiten begann. Ein Jahr danach wurde eine zusätzliche landwirtschaftliche Haushaltsschule in Gohfeld eingerichtet, die Evangelische Wohlfahrtsschule in Bielefeld gegründet sowie zwei Jahre später ein Mutterkurheim in Bad Driburg eröffnet.
Während des Nationalsozialismus wurde wie auch in anderen Vereinen und Verbänden die Selbständigkeit der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen stark beschnitten. Gleichzeitig jedoch unterstützte die Westfälische Frauenhilfe das NS-Regime ohne Vorbehalte. So bemühte sich die Frauenhilfe seit 1933 um eine positive Zusammenarbeit mit NS-Frauenorganisationen wie der NS-Frauenschaft (NSF) und dem Deutschen Frauenwerk (DFW), wodurch sie einen Großteil ihrer Arbeitfelder beibehielt.
Während des Kirchenkampfes versuchte die Westfälische Frauenhilfe zunächst eine neutrale Position einzunehmen. Auf innerkirchlichen Druck aus deutsch-christlichen Kreisen sowie der Führung der Reichsfrauenhilfe musste die am 29.06.1934 beschlossene "Soester Entschließung" der Westfälischen Frauenhilfe, in der eine enge Verbundenheit mit der Bekennenden Kirche zum Ausdruck gebracht wurde, jedoch abgeschwächt werden, wodurch eine Zusammenarbeit mit deutsch-christlichen Kreisen nicht mehr ausgeschlossen wurde. Einer einseitigen Ausrichtung zugunsten der Deutschen-Christen, wie es die Führerin des Evangelischen Frauenwerks in Westfalen und Anhängerin der Deutschen Christen Eleonor Liebe-Harkort propagierte, verweigerte sich die Frauenhilfe jedoch. Daraufhin kam es nach der Verabschiedung der Soester Erklärung im Februar 1935 zur Spaltung: ca. 10 % bis 15 % der Frauenvereine der Evangelischen Frauenhilfe wechselten darauf hin in die von Eleonor Liebe-Harkorts gegründete Arbeitsgemeinschaft der Reichskirche, dem späteren deutsch-christlichen ‚Frauendienst\'.
Nach dieser Konfrontation mit den Deutsch-Christen hatte die Westfälische Frauenhilfe mit zum Teil offenen Repressionen zu kämpfen. So kam es in vereinzelten Orten immer wieder zu Konflikten zwischen NSF/DFW und der Westfälischen Frauenhilfe, bei denen die Gestapo und der Sicherheitsdienst der SS die Frauenhilfe aus dem öffentlichen Leben weitgehend zu verdrängen suchte.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Sieg der Alliierten über die nationalsozialistische Diktatur galt es zunächst physische und psychische Unterstützungsarbeit zu leisten. So versuchte sich auch die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen im Rahmen ihrer zuvor geleisteten diakonische Arbeit den neuen Anforderungen zu stellen. Neben ihren bisherigen Arbeitsfeldern widmete sie sich dabei insbesondere der Einrichtung von Hilfen für Mütter, aus dem später der "Soziale Dienst Mütterhilfe" hervorging. Nachdem 1954 das erste Müttergenesungsheim "Haus Isenburg" bei Kierspe eröffnet worden war, konnten in den folgenden elf Jahren bereits zehn weitere Müttererholungsheime sowie ein Mütterkurheim in Burbach in Betrieb genommen werden.
Neben die Mütter- und Landfrauenarbeit trat seit den 1970er Jahren verstärkt die religiöse Bildungsarbeit, für die zunächst das Mutterhaus der Schwesternschaft in Soest, 1984 dann das Müttergenesungshaus "Haus Isenburg" in Kierspe in Tagungs- und Begegnungsstätten umgewandelt wurden. In den folgenden Jahren weitete die Frauenhilfe ihre sozial-diakonische Arbeit auf Menschen mit psychischen Erkrankungen, auf die stationäre Altenarbeit, auf die Arbeit mit von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen und Kindern sowie Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution aus.
Während des Nationalsozialismus wurde wie auch in anderen Vereinen und Verbänden die Selbständigkeit der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen stark beschnitten. Gleichzeitig jedoch unterstützte die Westfälische Frauenhilfe das NS-Regime ohne Vorbehalte. So bemühte sich die Frauenhilfe seit 1933 um eine positive Zusammenarbeit mit NS-Frauenorganisationen wie der NS-Frauenschaft (NSF) und dem Deutschen Frauenwerk (DFW), wodurch sie einen Großteil ihrer Arbeitfelder beibehielt.
Während des Kirchenkampfes versuchte die Westfälische Frauenhilfe zunächst eine neutrale Position einzunehmen. Auf innerkirchlichen Druck aus deutsch-christlichen Kreisen sowie der Führung der Reichsfrauenhilfe musste die am 29.06.1934 beschlossene "Soester Entschließung" der Westfälischen Frauenhilfe, in der eine enge Verbundenheit mit der Bekennenden Kirche zum Ausdruck gebracht wurde, jedoch abgeschwächt werden, wodurch eine Zusammenarbeit mit deutsch-christlichen Kreisen nicht mehr ausgeschlossen wurde. Einer einseitigen Ausrichtung zugunsten der Deutschen-Christen, wie es die Führerin des Evangelischen Frauenwerks in Westfalen und Anhängerin der Deutschen Christen Eleonor Liebe-Harkort propagierte, verweigerte sich die Frauenhilfe jedoch. Daraufhin kam es nach der Verabschiedung der Soester Erklärung im Februar 1935 zur Spaltung: ca. 10 % bis 15 % der Frauenvereine der Evangelischen Frauenhilfe wechselten darauf hin in die von Eleonor Liebe-Harkorts gegründete Arbeitsgemeinschaft der Reichskirche, dem späteren deutsch-christlichen ‚Frauendienst\'.
Nach dieser Konfrontation mit den Deutsch-Christen hatte die Westfälische Frauenhilfe mit zum Teil offenen Repressionen zu kämpfen. So kam es in vereinzelten Orten immer wieder zu Konflikten zwischen NSF/DFW und der Westfälischen Frauenhilfe, bei denen die Gestapo und der Sicherheitsdienst der SS die Frauenhilfe aus dem öffentlichen Leben weitgehend zu verdrängen suchte.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Sieg der Alliierten über die nationalsozialistische Diktatur galt es zunächst physische und psychische Unterstützungsarbeit zu leisten. So versuchte sich auch die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen im Rahmen ihrer zuvor geleisteten diakonische Arbeit den neuen Anforderungen zu stellen. Neben ihren bisherigen Arbeitsfeldern widmete sie sich dabei insbesondere der Einrichtung von Hilfen für Mütter, aus dem später der "Soziale Dienst Mütterhilfe" hervorging. Nachdem 1954 das erste Müttergenesungsheim "Haus Isenburg" bei Kierspe eröffnet worden war, konnten in den folgenden elf Jahren bereits zehn weitere Müttererholungsheime sowie ein Mütterkurheim in Burbach in Betrieb genommen werden.
Neben die Mütter- und Landfrauenarbeit trat seit den 1970er Jahren verstärkt die religiöse Bildungsarbeit, für die zunächst das Mutterhaus der Schwesternschaft in Soest, 1984 dann das Müttergenesungshaus "Haus Isenburg" in Kierspe in Tagungs- und Begegnungsstätten umgewandelt wurden. In den folgenden Jahren weitete die Frauenhilfe ihre sozial-diakonische Arbeit auf Menschen mit psychischen Erkrankungen, auf die stationäre Altenarbeit, auf die Arbeit mit von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen und Kindern sowie Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution aus.
Heute gehören dem Landesverband der Evangelische Frauenhilfe Westfalen 39 Bezirks- und Stadtverbände an, die fast 80.000 Frauen in etwa 1350 Gruppen in fast allen westfälischen Gemeinden repräsentieren.
Website der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.