QUELLE | ![]() | ||||||||||||||||
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DATUM | 1917-04-17 ![]() ![]() | ||||||||||||||||
URHEBER/AUSSTELLER | Heuser, Peter, Oberbürgermeister von Recklinghausen | ||||||||||||||||
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EMPFÄNGER | Merveldt, Felix von, Regierungspräsident von Münster | ||||||||||||||||
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AUSSTELLUNGSORT | Recklinghausen | ||||||||||||||||
TITEL/REGEST | Schreiben des Oberbürgermeisters von Recklinghausen an den Regierungspräsidenten von Münster zur Schilderung der Streiksituation auf der Zeche Recklinghausen I | ||||||||||||||||
TEXT | [fol. 286r] Die Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. Tagebuch-Nr. III 279 Es wird gebeten, im Antwortschreiben vorstehende Tagebuch-Nummer anzugeben. Recklinghausen, den 17. April 1917. K[önigliche] Reg[ierung] Münster 18. APR. 1917 V. I 4 N[umer]o 216 ges[ehen] - Anl[agen] verb[inden] mit Nr. 224 ges[ehen] [Kürzel unleserlich] An den Herrn Regierungspräsidenten in Münster.[1] Betrifft: Streik auf der Har- pener Zeche Recklinghausen I Wie ich bereits telegraphisch meldete, hält der Streik auf der Zeche Recklinghausen I an. Die Nachtschicht in der Stärke von 100 Mann ist zwar voll angetreten, dagegen sind von der Morgenschicht, welche 550 Belegschaft hat, nur 60 ange- fahren, es streikten 460 unter Tage und 30 über Tage. Von der Mittagsschicht stellten sich nur 14 zur Arbeit ein, es streikten 335 unter Tage. Über Tage fehlte keiner. Von dem Arbeiterausschuß dieser Zeche war auf heute Nachmittag 4 Uhr im Saale der Wirtschaft Blume in Reck- linghausen-Süd eine Beleg- [fol. 286v] schaftsversammlung einberufen, die von über 500 Bergleuten besucht war. Auf Wunsch des Arbeiter-Ausschusses habe ich auch persönlich an der Versammlung teil- genommen und mehrfach das Wort er- griffen. Ich muß schon von vornherein er- klären, daß die Stimmung der Arbeiter wegen der Brotverkürzung recht aufgeregt war und es zur ihrer Beruhigung recht vieler Worte bedurfte, sowohl in milder als wie auch in energischer Form. Ei- nen ausführlichen Ueberwachungsbericht werde ich morgen einreichen. Es wurde zunächst mehreren Bergleuten von der Belegschaft das Wort erteilt zwecks Anführung der Gründe der Arbeitsein- stellung. Als solche wurden vorgebracht: 1.) Wurstscheine seien auf der Zeche ausgegeben worden, jedoch habe der Wurstvorrat bei den Metzgern nicht ausgereicht; 2.) Die Brotrationen seien von 250 auf 215 gr. gesetzt und die Schwerstarbeiterzulage um 3 Scheine verkürzt worden; 3.) Den Bergarbeitern sei durch die Einführung der Sommerzeit eine Stunde Nachtruhe ent- zogen worden; 4.) Der irrtümliche Anschlag auf der Zeche am Sonnabend, daß es für Schwerstarbeiter keine Brotzusatzkarten mehr gebe. Alles dieses sei zu einem Zeitpunkte [fol. 287r] zusammengetroffen und habe die Beleg- schaft veranlaßt, die Arbeit einzustellen, um dadurch Protest einzulegen. Nachdem hierauf von mir und den Ge- werkschaftssekretären Baumann (christl. Verband) und Hermes (alter Verband) die Beantwortung der Beschwerdepunkte er- folgt und zur Wiederaufnahme der Arbeit aufgefordert worden war, wurde eine Resolution des Arbeiterausausschusses, in der die Wiederaufnahme der Arbeit vorge- sehen war, zur Abstimmung gebracht, wobei sich hierfür bedauerlicherweise nur die Minderheit aussprach. Hierauf forderten Hermes u. Baumann von den organisierten Arbeitern, daß mor- gen (18/4) die Anfahrt unbedingt wie- der erfolgen müsse, unabhängig davon, was die Unorganisierten machten, die tun und lassen könnten, was sie wollten. Schließlich gaben auch noch die Arbeiter- Ausschußmitglieder die Erklärung ab, daß sie ihrerseits morgen wieder anfahren würden. Ein Vertreter der Zeche gab die Zusicherung, daß für diejenigen, die morgen wieder anfahren würden, keinerlei Maßregelung erfolge, es erfolge keine Bestrafung, auch werde die Gleichmäßigkeitsprämie voll zur An- rechnung kommen. [fol. 287v] Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß ein großer Teil der Belegschaft morgen Vormittag die Arbeit wieder aufnehmen und der Rest langsam folgen wird. Abschrift dieses Berichts ist dem Herrn Oberpräsidenten eingereicht. Heuser[2] [1] Unterstrichen: Münster. [2] Peter Heuser, Oberbürgermeister von Recklinghausen. | ||||||||||||||||
PROVENIENZ | ![]() | ||||||||||||||||
BESTAND | Regierung Münster Abt. VII | ||||||||||||||||
SIGNATUR | Nr. 17, Bd.1, fol. 286r-287v | ||||||||||||||||
MATERIAL | Papier | ||||||||||||||||
SPRACHE | deutsch | ||||||||||||||||
ÜBERLIEFERUNGSART | Original | ||||||||||||||||
PROJEKT | ![]() | ||||||||||||||||
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN |
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DATUM AUFNAHME | 2014-03-11 | ||||||||||||||||
DATUM ÄNDERUNG | 2014-04-01 | ||||||||||||||||
AUFRUFE GESAMT | 1773 | ||||||||||||||||
AUFRUFE IM MONAT | 17 | ||||||||||||||||
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