Das Buch vereinigt Quellen zum Verlauf, den geistig-politischen Hintergründen
sowie den unmittelbaren Ursachen und Folgen des Dreißigjährigen
Krieges im Herzogtum Westfalen. Die Bearbeiter hoffen, mit diesem Werk
die Forschung über das Herzogtum Westfalen anzuregen und zugleich
die historisch interessierten Laien zu erreichen. Ts
Im Mittelpunkt der Edition steht die Schatzung von 1543 für eine ,,zweijährige Türkensteuer". Neben der Liste selbst wird in der Einleitung auch das bei der Erhe„bung dieser Schatzung angewandte Verfahren anhand„ der Aktenüberlieferung detailliert beschrieben. Die beste Handschrift sowohl bezüglich der Schreibung der Namen wie auch hinsichtlich der Vollständigkeit ist eine Akte des Archivs Plettenberg-Hovestadt (C). Um frühere Vorarbeiten nutzen zu können, wurde allerdings der Edition die Akte D 535 desselben Archivs„ zugrundegelegt (A), die in Form einer fotographischen Reproduktion im Staatsarchiv Münster schon bisher von Genealogen und Landesgeschichtlern benutzt worden war. Wesentliche Abweichungen in C und einer weiteren Handschrift aus dem Archiv Schorlemer-Overhagen (B) sind in den Fußnoten aufgeführt. Gleichsam als Inhaltsverzeichnis ist der Edition eine Übersicht der Überschriften mit Angaben zu den Seiten in der Akte, in der Edition und den Parallelstellen in Teil 1 vorangestellt.
Den beiden Adelsschatzungen von 1543 und 1549 sind zwei Akten des Bestands Herzogtum Westfalen, Landstände im Staatsarchiv Münster zugrunde gelegt. Sie sind ebenfalls im vollem Wortlaut abgedruckt.
Weitere, nur fragmentarisch erhaltene Schatzungsregister der Jahre 1482 bis 1559 werden dagegen nur chronologisch mit knappen Angaben zu Inhalt und Überlieferung aufgeführt. Sie beziehen sich auf das Amt Balve, das Gericht Stockum, das Oberamt Fredeburg, die Grafschaft Düdinghausen sowie auf die Gerichte„ und Kirchspiele Brilon, Eslohe, Wenholt„hausen, Reiste, Velmede, Schlip„rüthen und Oedingen und das Dorf Siedlinghausen; bei den Signaturen sind Plettenberg-Hovestadt, D 536 (S. 11 n. 20) und Weichs-Wenne Akte 49 (S. 12 n. 27) zu berichtigen bzw. zu ergänzen. Schließlich finden sich mehrere Schatzungen der Geistlichkeit aus den Jahren 1534 bis 1559 in den Akten des Reichskammergerichts im Staatsarchiv Münster; sie beziehen sich auf die Dekanate Meschede und Medebach. Auf den Abdruck aller dieser Fragmente wurde ebenso verzichtet wie auf eine ursprünglich geplante Karte der Ämter im Herzogtum Westfalen.
Eine wesentliche Ergänzung zur Edition bieten die Gesamtindizes zu Teil 1 und 2 der Schatzungsregister des 16. Jahrhunderts. Der Ortsnamenindex führt alle Orte nach ihrer modernen Schreibweise auf, was in der Regel keine Schwierigkeiten bereiten wird. Einige Probleme wirft dagegen die Konzeption des Personenindexes auf, der alle Namen in der Schreibung der Vorlagen mit vereinheitlichten, abgekürzten Vornamen aufführt. Dabei wurde auf Querverweise gänzlich verzichtet. So muss man z.B. nach dem Namen ,,Küster„" unter den Stichworten ,,Custer", ,,Coster", ,,Koster" und ,,Kuster" suchen, neben ,,Biecker" ist auch unter ,,Byker„" nachzusehen usw. Ferner wurden ,,Einzel„namen, die entweder Vor- oder Nachnamen oder auch Berufsbezeichnungen darstellen" gar nicht aufgenommen. Auf diese Weise konnten zwar ,,Zweifelsfälle eindeutig augeklammert" werden, zugleich sind sie damit aber auch gar nicht erst aufzufinden; das eine oder andere Fragezeichen wäre hier sicherlich hilfreicher gewesen. Unverständlich bleibt schließlich, warum die abweichenden besseren Schreibweisen und zusätz„lichen Namen aus der Handschrift C, die ja, wie erwähnt, nur in den Fuß„noten auftauchen, ebenfalls nicht in den Index auf„genommen wurden; auf sie stößt man höchstens im Vergleich mit den Angaben in Teil 1.
Trotz dieser Einschränkungen bleibt der Index mit fast 12.000 Namen
ein unentbehrliches Hilfsmittel zur Erschließung der Schatzungsregister,
und es ist zu begrüßen, dass mit dem nun vorgelegten Teil 2
die Schatzungsregister des 16. Jahrhunderts für das Herzogtum Westfalen
in einer gegenüber den ursprüng„lichen Planungen gekürzten,
aber benutzbaren Form vorliegen. Ts
In seinem einleitenden Referat berichtete Wilfried Reinignhaus zunächst über den aktuellen Forschungsstand und schlug als Kriterien zur Abgenzung solcher Zunftlandschaften Interaktion der Zünfte, Übernahme von Normen, politische Rahmenbedingungen, gewerbliche Strukturen, obrigkeitliche Einwirkungen, Arbeitstechniken und kulturelle Praktiken vor; nachdrücklich plädierte er dafür, weniger die Normen als das tatsächliche Handeln der Zünfte zu untersuchen. In seinem Beitrag über ,,Zunft und Mermoria" wies Thomas Schilp speziell auf die spirituell-sakralen Tätigkeiten der Zünfte hin, die neben ihren sozialen und wirtschaftlichen Aufgaben ein drittes konstitutives Element dargestellt hätten und einen Einblick in das Selbstverständnis der mittelalterlichen Zünfte erlaubten. Schilp regte an, die Frage, ob gewerbliche Organisation und religiöse Bruderschaft getrennt waren wie in Münster oder zusammenfielen wie in Dortmund, zu einem weiteren Kriterium für die Abgrenzung von Zunftlandschaften zu machen.
In einem ersten Beispiel verglichen Piet Lourens und Jan Lucassen Modalitäten bei der Verleihung des Bürgerrechts und bei Aufnahme neuer Meister in den Niederlanden und Westfalen. Dabei traten die westlichen Niederlande, die östlichen Niederlande mit der Grafschaft Bentheim und Westfalen als drei von einander abgrenzbare Landschaften hervor. In einem zweiten Vergleich fragten Catharina Lis und Hugo Soly nach den Gründen, aus denen sich das Exportgewerbe, d.h. vor allem das Textilgewerbe, in den südlichen Niederlanden (Belgien) flexibler als in den nördlichen Niederlanden an veränderte Bedingungen habe anpassen können. Sie betonten, dass das Textilgewerbe in Flandern und Brabant frühzeitig ein Verlagssystem habe aufbauen und sich auch im Handel habe betätigen können. Dieses auch politisch einflußreiche gewerbliche Unternehmertum habe sich deutlich anpassungsfähiger gezeigt als der Handelskapitalismus der Republik der Niederlande.
Harald Deceulaer und Bibi Panhuysen stellten in ihrer Untersuchung über das Zahlenverhältnis von Schneidern und Näherinnen fest, dass in den nördlichen Niederlanden der Anteil der Frauen in diesem Sektor deutlich höher gewesen sei als in den südlichen; dabei hätte allerdings das Basismaterial, eine Volkszählung von 1796 für die südlichen und Angaben über Zunftmit„glieder und Patentabgaben von 1806 für die nördlichen Niederlande, einer näheren Charakterisierung bedurft, um für den Leser die Vergleichbarkeit der ermittelten Zahlen nachvollziehbar zu machen. Zur Erklärung des festgestellten Ungleichgewichts führten die beiden Referenten zum einen den großstädtischen Frauenüberschuss, den Stellenrückgang in anderen Branchen des Textilgewerbes und eine stärkere gesellschaftliche Stellung der Frau in den nördlichen Niederlanden an, und sie wiesen zum anderen auf den größeren politischen Einfluss der von Männern beherrschten Zünfte in den südlichen Niederlanden hin.
Maarten Prak differenzierte das Bild in der Republik der Vereinigten Niederlande weiter, indem er hier für die politische Beteiligung der Zünfte drei Zonen ausmachte: den niederländischen Teil der Provinz Brabant, wo die Zünfte direkt in den politischen Prozess einbezogen gewesen seien, die östlichen Provinzen, wo die Zünfte in die Beteiligung der Bürger an den Wahlen eingebettet gewesen seien, und die westlichen Provinzen, wo sich die Zünfte nur ausnahmsweise politisch betätigt hätten; speziell am Beispiel Utrechts zeigte er auf, dass sich die Zünfte nach ihrer Entmachtung durch Karl V. auf die Betreuung ihrer Mitglieder konzentriert hätten.
Zu vergleichbaren Ergebnissen kamen Franz-Josef Jakobi und Wilfried Reininghaus für Westfalen. In Münster, so berichtete Franz-Josef Jakobi, hätten die Handwerker- und Kaufmannsgilden im 15. und 16. Jahrhundert, auf dem Höhepunkt ihrer Macht, europaweite Wirtschaftsbeziehungen unterhalten und als Gesamtgilde wesentlich die Stadtpolitik mitbestimmt. Nach ihrer Entmachtung durch Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen 1661 hätten sie nicht nur ihren politischen Einfluß eingebüßt, sondern in der Mehrzahl auch ,,den innovatorischen Impetus" verloren. Reininghaus stellte in seinem Beitrag über die Rolle der Zünfte in den westfälischen und rheinischen Territorien und Reichsstädten am Ende des Alten Reiches fest, auch hier sei der politische Einfluss der Zünfte stark zurückgegangen, trotzdem hätten sie aber weiterhin ihre Interessen gegenüber einer den Handel bevorzugenden Politik artikulieren können. Fest im Sozialgefüge der Städte verankert, hätten sie stabilisierend gewirkt und für Qualitätskontrolle und Ausbildung gesorgt.
Hannes Lambacher gab schließlich einen Überblick zur Forschungs- und Überlieferungssituation der Gilde„geschichte der Stadt Münster. Die ältere Überlieferung sei durch die Wiedertäufer 1533/34 und das Gilde„verbot 1536 bis 1553 fast vollständig verloren. Die um so reichere Überlieferung der Gilden und Bruderschaften aus den späteren Jahren sei in der 1855/60 gebildeten Einheit ,,Handel und Gewerbe" des Ratsarchivs enthalten, die Statuten, Rechnungen, Protokolle, Verträge und Schriftverkehr der Gesamtgilde, der Einzelgilden und Bruderschaften enthalte. Daneben seien auch die Ratsprotokolle und Schatzungsregister sowie die im Staatsarchiv Münster verwahrten Bestände ,,Fürstbistum Münster, Gilden und Zünfte", ,,Fürst„bistum Münster, Kabinettsregistratur" und das dortige Depositum ,,Altertumsverein Münster, Handschriften" heranzuziehen.
Die Tagung setzte einerseits die vergleichenden Forschungen für
den niederländsichen Raum fort und ergänzte sie um Grundsatzreferate
und Beispiele aus Westfalen. Einen direkten grenzüberschreitenden
niederländisch-westfälischen Vergleich, wie ihn der Titel des
Kolloquiums nahelegt, bleibt die Publikation - abgesehen vom Beitrag von
Piet Lourens und Jan Lucassen - dagegen schuldig, da die Diskussionsbeiträge
fehlen. Ebenso wurde in dem Band, der durch ein geographisches Register
erschlossen wird, auf ein Verzeichnis der Referenten und ihrer Institutionern
verzichtet. Doch auch so macht er die Vorteile des regionalgeschichtlichen
Ansatzes für die Zunftforschung deutlich. Ts
In der gegenwärtigen archivischen Fachdiskussion zu Fragen der Internetpräsentation ist immer wieder festgestellt worden, dass Archive sich dieses Mediums viel zu wenig bedienen. Die Spannbreite archivischer Öffentlichkeitsarbeit im Internet reicht von einer Homepage unter Angabe von Verkehrsanbindung und Öffnungszeiten, über Beständeführer und Inventare im Internet bis hin zu ausgefeilten archivpädagogischen Konzepten, Online-Ausstellungen und der Digitalisierung einzelner Archivalien. Bei aller Technikeuphorie fragt sich der besonnene Archivar jedoch, ob das Internet ein zeitbedingtes Phänomen oder doch eine grundlegende (informations-) technische Revolution ist, die vor den Toren des Archivs nicht halt macht. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Archive müssen kritisch die Vor- und Nachteile einer Internetpräsentation abwägen, denn für eine gelungene und benutzerorientierte Darstellung bei gleichbleibend aktuellen Inhalten sind nicht nur materielle, sondern auch personelle Voraussetzungen zu schaffen. Nichts ist unglaubwürdiger als ein ,,alter Hut" im Internet. Ein Gewinn für das Archiv kann z. B. die erhöhte Benutzungsfrequenz sein, d. h. steigende Benutzerzahlen, weiterhin verbesserte Recherchemöglichkeiten und die Überwindung von Raum und Zeit für die Benutzer. Für die DFG war es interessant zu ermitteln, wie Archivare mit dem Medium ,,Internet" umgehen. Gefördert werden seit einiger Zeit Projekte, die archivische Findhilfsmittel öffentlich zugänglich machen und gleichzeitig Werkzeuge entwickeln, die von anderen Archiven nachnutzbar sind. Solche Projekte waren das ,,Online-Findbuch" der Archivschule Marburg, das Projekt ,,NRW-Archive im Internet" und ,,Digitalisierung von Archiv- und Bibliotheksgut". In diesem Kontext ist auch die Reise nach Nordamerika zu verstehen, die dazu dienen sollte, die Internetnutzung durch amerikanische Archive im Zusammenhang mit der in den USA entwickelten Encoded Archival Description (EAD) zu untersuchen. Mit Hilfe der EAD soll es möglich sein, vorhandene Findbuchtexte mit SGML- und XML-Codes zu versehen, um sie so für das Internet recherchier- und navigierbar zu machen. Daneben sollte auch die Praxis der Archivierung elektronischer Unterlagen in den USA untersucht werden, um eventuell die Erfahrungen amerikanischer Archive in dieser schwierigen Thematik für die eigene Tätigkeit nutzen zu können.
Die Broschüre der Archivschule Marburg gliedert sich in fünf Abschnitte, im ersten Kapitel werden kurz der Reiseplan und die Erwartungen an die Reise vorgestellt. Verzichtet wurde leider auf eine Einführung in das Thema ,,Findbücher im Internet" mit einer allgemeinverständlichen Erläuterung der Begriffe EAD, SGML, XML und dergleichen. So bleibt für den ungeübten Leser und den mit ,,EDV-Dingen" wenig vertrauten Archivar der weitere Inhalt des Buches weitgehend im Dunklen.
Der zweite Abschnitt befasst sich mit einer Aufstellung der besuchten Institutionen in den USA. Bereist wurden insgesamt neun Archive, Bibliotheken und Ausbildungsstätten in Nordamerika. Die Einrichtungen werden in aller„ Kürze im Protokollstil vorgestellt. Die einzelnen Projekte sind ebenfalls knapp und mit der entsprechenden Fachterminologie vorgestellt, so dass dieser Teil wahrscheinlich eher als Gedächtnisstütze für Insider gedacht ist.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Kolloquium ,,Primary Sources", welches vom 13. - 15. Mai 1999 an der Yale-Universität stattfand. Themen dieser Veranstaltung waren Initiativen zur Harmonisierung der archivischen Erschließungsverfahren, unter anderem wurden die Anwendungsmöglichkeiten der EAD (Encoded Archival Description) und das Projekt zur Vereinheitlichung der ,,Authority Records", eine Initiative zur Weiterentwicklung der Ansetzungsformen von Verfassern, Körperschaften und Schlagworten vorgestellt. Weitere Themen waren Implementierungsstrategien für EAD und zukünftige technische Fragen sowie Nutzerschulung und Nutzerforschung. Am Ende des Kapitels werden die wichtigsten Anregungen der Tagung aus der Sicht der Reisegruppe zusammengefasst. So z. B. die Forderung nach einem integrierten Zugang (Portal) mit einem einfachen Gateway zu allen in Archiven online verfügbaren Beständen. Das würde die Schaffung eines ,,virtuellen Archivs" in Analogie zur ,,virtuellen Bibliothek" bedeuten. Ein solches Portal geht über die Funktionsweise einer gewöhnlichen Linksammlung hinaus. Die Archive werden nicht nur aufgelistet und können ,,angeklickt", d.€h. angewählt werden, sondern die Bestände aller beteiligten Archive wären mit einer Suchmaschine und in einem Recherchevorgang recherchierbar. Das setzt allerdings eine weitgehende Vereinheitlichung der archivischen Erschließung und die Schaffung entsprechender Werkzeuge voraus.
Das vierte Kapitel bietet endlich das, was man schon zu Beginn erwartet hätte. Unter dem Titel ,,Fachliche Schwerpunkte der Reise" wird in diesem Abschnitt die EAD (Encoded Archival Description) als Kodierungsverfahren für Texte, die Vorteile der EAD gegenüber anderen Verfahren zur EDV-gestützten Erschließung sowie die Entwicklungsgeschichte der EAD erläutert. Der zweite Themenschwerpunkt, die Erfahrungen in der Langzeitarchivierung von elektronischen Unterlagen bezieht sich auf die im Nationalarchiv der USA gewonnenen praktischen Erfahrungen und die theoretischen Überlegungen der Universität in Vancouver. Die elektronischen Unterlagen aus den Bundesbehörden werden auf einheitliche Datenträger und in einem einheitlichen Datenformat abgespeichert. Diese identisch strukturierten Dateien können bei Bedarf auf höhere Versionen migriert werden. Als Findmittel dient ein datenbankgestützter Katalog, der über die physische Beschaffenheit, den Umfang der Daten und über die Verfahren, mit denen das Ausgangsmaterial bearbeitet wurde, informiert. Ein Patentrezept für die Langzeitarchivierung der Daten gibt es jedoch auch hier nicht, und die Skepsis gegenüber digitalen Datenformaten und Datenträgern bleibt somit unvermindert bestehen.
In knapper Form werden im fünften Abschnitt die Ergebnisse der Studienreise zusammengefasst, allerdings ohne wirkliche Perspektiven oder Handlungsansätze aufzuzeigen. Positiv ist hervorzuheben, dass als Ergebnis dieser Reise das DFG-Projekt ,,Deutsch-Amerikanische Fachkonzeption Online-Erschließung" ins Leben gerufen wurde. (Siehe S. 41/42)
Insgesamt wendet sich diese Broschüre mehr an die IT-Spezialisten
unter den Archivaren als an die interessierte Öffentlichkeit. Unter
dieser Voraussetzung ist die Zusammenstellung eine wahre Fundgrube für
aktuelle Projekte zur archivischen Internetpräsentation und zur Langzeitarchivierung
von Unterlagen aus digitalen Systemen. Für den interessierten Laien
allerdings, denn dieses Thema brennt allen Archivaren unter den Nägeln,
ist der Inhalt schwer verständlich, viele Begriffe werden nicht erklärt
und die Vorstellung der Einrichtungen und Projekte ist eher stichwortartig,
so dass die Zusammenhänge für viele Archivare unverständlich
sein werden. Ni
Die Beiträge des vorliegenden Bandes sind in die drei Sektionen a) Theorie der Unternehmenskommunikation, b) Geschichte der externen Unternehmenskommunikation und c) Geschichte der internen Unternehmenskommunikation gegliedert. Dabei ist jedem dieser Teilbereiche eine kurze Einführung durch die Sektionsleiter der Tagung (Wilfried Feldenkirchen, Ulrich Pfister und Hartmut Berghoff) vorangestellt, in der sowohl das Sektionsthema als auch die einzelnen Referate in kurzer Form skizziert werden. In der Sektion Theorie der Unternehmenskommunikation begründen die Beiträge von Holger Bonus Das Unternehmen in institutionenökonomischer Sicht und Clemens„ Wischermann Unternehmensgeschichte als Geschichte der Unternehmenskommunikation: Von der Koordination zur Kooperation den Anspruch der Wirtschaftshistoriker, neue Wege der Unternehmensgeschichte zu beschreiten und ein Forschungsfeld zu eröffnen, das durch seine Aktualität gerade auch zum Nutzen für die gegenwärtige unternehmerische Praxis beitragen kann.
Dem klassischen Kommunikationsaspekt in der Unternehmensgeschichte, nämlich den Werbeaktivitäten als Steuerungsinstrumentarium zur Förderung von Absatzmärkten, trägt die zweite Sektion - Geschichte der externen Unternehmenskommunikation - Rechnung, in der zeit- und gesellschaftssystemübergreifend die Entwicklung der Werbung und der Absatzorientierungen untersucht wird.
Peter Borscheid Transaktionskosten beim Dialog mit der Öffentlichkeit: Die Werbung der deutschen Lebensver„sicherer im 19. und frühen 20. Jahrhundert schildert für einen relativ frühen Zeitraum am Fall einer speziellen Versicherungssparte die Anpassung der Werbestrategien an die Entwicklung der Warenkultur, also letztlich der Suche nach der richtigen Ansprache der Kunden und die damit verbundenen Kosten.
Mit der Entstehung und der Entwicklung von Gemeinschaftswerbungen von den 20er bis 60er Jahren des 20. Jahrhunderts beschäftigt sich die Studie von Dirk Schindelbeck Werbung für alle? Kleine Geschichte der Gemein„schaftswerbung von der Weimarer Republik bis zur Bundesrepublik Deutschland. Darin wird deutlich, in welch hohen Ausmaß die Gemeinschaftswerbung von den jeweiligen Zeitumständen wie Wirtschaftskrise in der Weimarer Republik, Ideologisierung im National„sozialismus und Wiederaufbau in der jungen Bundes„republik profitierte, bevor in den 60er Jahren die Indus„trie„ver„bände diesen Bereich auch als Bestandteil einer Selbstdarstellung instrumentalisierten.
In seiner Darstellung Werbung für alle! Kleine Ideologiegeschichte der Wirtschaftswerbung in der DDR mit einem„ Exkurs zur Gemeinschaftswerbung für 'Wolcrylon' schildert Rainer Gries anschaulich die Schwierigkeiten, Werbung in einem sozialistischen System zu etablieren, was nach anfänglichen Schwierigkeiten insbesondere unter dem Vorzeichen der Funktion von Werbung als Medium für Ideologietransfer unter den Voraussetzungen planwirtschaftlicher Strukturen bedingt gelang.
Die Analysen von Schindelbeck und Gries erlauben auch einen interessanten Vergleich zwischen Theorie und Praxis der Gemeinschaftswerbung in der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR. Der Beitrag von Karl-Peter Ellerbrock Signatur der Zeit. Visuelle Unternehmenskultur bei Hoesch in den 'langen 1950er Jahren' leitet schon zur Abschlusssektion Geschichte der internen Unternehmenskommunikation über, denn die Werksfotografie diente nicht nur der Forschung, der Qualitätssicherung und der externen Werbung sondern auch als Medium zur Dokumentation betrieb„licher Sozialpolitik mit einer identitätsstiftenden Wirkung. Die Wechselwirkungen äußerer Unternehmenskommunikation mit der Binnenkommunikation im Unternehmen werden anschaulich über das visuelle Medium„ der Fotografie sichtbar. Das Selbstverständnis des Eisen- und Stahlwerks Hoesch und dessen Entwicklungsprozess, der sich in der Werksfotografie dokumentiert und in dem der arbeitende Mensch aus einer Statistenrolle heraus allmählich in den Bildmittelpunkt rückt, wird auch durch die als Beispiele im Beitrag abgedruckten Fotografien anschaulich nachvollziehbar.
Die Studien der Abschlusssektion spannen den Bogen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zum Ende des 20. Jahrhunderts und zeichnen sich durch methodologische Vielfalt aus. Die drei sozialhistorisch, betriebssoziologisch und ethnographisch ausgerichteten Beiträge verdeutlichen hier schon rein äußerlich den interdisziplinären Charakter und zeigen die Vielfältigkeit der Forschungsansätze im Bereich der Unternehmenskommunikation.
Anne Nieberdings Untersuchung 'Dann wurde ein Werksverein gegründet für Arbeiter ...'. Die Gelbe Gewerkschaft der J.M. Voith 1911-1918 beleuchtet exemplarisch das Scheitern des Versuchs, durch ein vom Unternehmen selbst in bewusster Abgrenzung gegenüber den freien und christlichen Gewerkschaften gegründeten Arbeiterverein eine innerbetriebliche Kommunikation im Sinne eines beliebig einsetzbaren Management-Werkzeuges zu etablieren.
Thomas Welskopp zeigt in seinem Beitrag Das institutionalisierte Misstrauen. Produktionsorganisation und Kommunikationsnetze in Eisen- und Stahlunternehmen des Ruhrgebiets während der Zwischenkriegszeit, dass und wie sich fehlende Kommunikation zwischen der Leitungs- und der Arbeiterebene kontraproduktiv auf die betrieblichen Leistungspotentiale auswirkt. Durch den gewählten Untersuchungszeitraum ist er auch in der Lage, die Auswirkungen des 1920 gesetzlich verankerten Betriebsrätegesetzes auf die Betriebskommunikation in der Eisen- und Stahlindustrie detailliert zu untersuchen und aufzuzeigen, wie verbandspolitisch motivierte Ziele in der Arbeiterpolitik Vorrang erhielten gegenüber den betrieblichen Interessen.
Der Beitrag von Irene Götz schließlich Erzählungen als Indikatoren für Unternehmenskultur. Zur Ethnographie innerbetrieblicher Kommunikation in einem mittelständischen Unternehmen widmet sich dem Erzählverhalten von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in einer Münchener Großbäckerei als Indikator der Unternehmenskultur und dokumentiert aus ihrer Sicht als Feld„forscherin das Funktionieren von Hierarchien und Arbeitsbeziehungen.
Insgesamt gesehen bietet der gelungene Tagungsband durchweg interessante
Beiträge, die auf vielschichtige und vielfältige Weise Einblick
in die verschiedenen Facetten und Segmente der Unternehmenskommunikation
gewähren. Er ist nicht zuletzt denjenigen zur anregenden Lektüre
zu empfehlen, die sich kritisch ganz allgemein mit Management- und Führungsfunktionen
auseinandersetzen wollen. Hö
In dem ersten umfangreicheren Beitrag des Jahrbuches beschäftigt sich Hans-Bode Thieme mit einer ,,anstößigen" Verehelichung, wobei bereits der Untertitel - ,,Die erste evangelische Trauung in Olpe im Jahre 1847" - die Brisanz des geschilderten Vorfalles andeutet. Es gelingt Thieme, die äußeren zeitgeschichtlichen Rahmenbedingungen des Ehe- und Scheidungsrechtes anschaulich mit einem konkreten Fall aus Olpe zu verknüpfen. Umso bedauerlicher erscheint es, daß über das Schicksal der aufsehenerregenden Personen nach ihrer Eheschließung nur wenige Fakten zu ermitteln waren.
Über die Stadt Olpe hinaus von Interesse dürfte der Beitrag von Bernd Dieckmann sein, in dem er sich mit Wilhelm Marx (1851-1924), der von 1899-1910 als Oberbürgermeister von Düsseldorf amtierte, beschäftigt. Marx, der in einem Nachruf als ,,alter, rheinischer, katholischer Nationalliberaler" bezeichnet wurde, war mit einer Frau aus der Olper Unternehmer- und Honoratiorenschicht verheiratet. Dieckmann schildert die Verdienste Marx' in Düsseldorf, erwähnt die Verbindungen der Eheleute Marx nach Olpe und zitiert vollständig einen ausführlichen Artikel des Sauerländischen Volksblattes über die Beerdigung von Wilhelm Marx in Olpe.
Bemerkenswert erscheint ebenso ein Beitrag von Gretel Kemper über Jugendstilfenster in Olpe, durch den mit Sicherheit der Blick der Olper geschärft und zur Bewahrung - vielleicht auch zur Entdeckung weiterer - kunsthistorisch und lokalgeschichtlich bedeutender Fenster beigetragen wird. Kleinere Beiträge von Maria Ebbert widmen sich u. a. der Genealogin Auguste Liese und Erinnerungen an das Dorfleben in Saßmicke. Christian Scheele schildert den Anschluß Olpes an das Eisenbahnnetz und Gretel Kemper führt in die Erinnerungen von Hannah Altbush an ihren Großvater Isaac Lenneberg, der in Olpe ein Textilgeschäft führte und 1939 nach Kuba flüchten konnte, ein. Wie in den vergangenen Jahren beschäftigt sich auch diesmal Dr. Werner Beckmann mit der Olper Mundart, wobei besonders seine Übersetzung der Sagen aus Olpe, die Friedrich Albert Groeteken 1926 herausgegeben hat, in die Olper Mundart auf breites Interesse stoßen wird.
Schließlich enthält das Jahrbuch wieder zahlreiche Berichte aus dem kulturellen und kommunalen Geschehen des Jahres 1999 in Olpe. Hervorzuheben sind hier der ausführliche Bericht von Josef Wermert über die Arbeit des Stadtarchivs von 1997 bis 1999, wobei neben der Archivarbeit auch der Bereich der Museumssammlung berücksichtigt wurde, und die gründliche Olpe Bibliographie, die ebenfalls Josef Wermert erarbeitet hat. Zum Schluß erinnert der Vorsitzende des Heimatvereins, Gerhard Burghaus, an drei verstorbene Vereinsmitglieder. Mit sehr persönlichen Erinnerungen gedenkt Burghaus des im August 1999 verstorbenen Dr. Manfred Schöne, der jahrzehntelang die heimatkundlichen Aktivitäten in seiner Heimatstadt Olpe mitgestaltete und publizistisch begleitete.
Wie bei den vorangegangenen Bänden darf dem abwechslungsreichen und informativen 8. Jahrbuch des Heimatvereins für Olpe und Umgebung e. V. wieder eine breite Leserschaft gewünscht werden. Rico Quaschny