Mitteilung vom 19.07.23
Presse-Infos | Maßregelvollzug
Pepe ist zertifizierter Co-Therapeut auf vier Pfoten
LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine setzt bei Behandlung von psychisch Kranken auch auf tiergestützte Therapie
Münster/Rheine (lwl). Vor dem Umzug in die neue und größere Einrichtung in Hörstel hat die LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine viele neue Mitarbeitende eingestellt. Neu im Team ist auch Labrador Pepe. Der vierbeinige Co-Therapeut hat auf dem besonders gesicherten Klinikgelände des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe jetzt seine Ausbildung zum Therapiebegleithund erfolgreich abgeschlossen.
"Seine drei Patienten, die bei der Prüfung mitgeholfen haben, waren fast genauso aufgeregt wie ich", berichtet Marie-Noelle Bellwon lachend. Leinenführigkeit, Tests zur Impulskontrolle, Apportieren und Agility standen unter anderem auf dem Prüfungsprogramm, das Pepe souverän meisterte. Eineinhalb Jahre hat Bellwon den Rüden in der Hundeschule Braun-Klabes in Steinfurt ausbilden lassen und ihn ganz bewusst dafür ausgesucht. "Pepe hat ein aufgeschlossenes, munteres, nicht aggressives und mutiges Wesen - perfekt für den Einsatz in der Psychiatrie", sagt die Psychologin, die Pepe an drei Tagen in der Woche mit hinter den 5,50 Meter hohen Sicherheitszaun nimmt - mal ins Büro, mal zur Visite oder mit auf die Aufnahmestation. "Pepe geht ganz unvoreingenommen auf die Patienten zu, ist offen und will einfach von jedem gestreichelt werden. Durch ihn bekomme ich einen ganz anderen Zugang zu den Patienten - er ist quasi ein Türöffner", berichtet die 30-Jährige, die in der forensischen Klinik selbst aktuell ihre Weiterbildung zur psychologischen Psychotherapeutin absolviert.
Besonders gute Erfahrungen habe sie mit Pepe in der Therapie mit Psychose-Erkrankten gemacht. Über den Hund seien bei besonders verschlossenen Patienten plötzlich Gespräche möglich, auch könne Pepe zurückgezogene Patienten motivieren, die Station zu verlassen und an der frischen Luft spazieren zu gehen. Weil Hunde einen hohen Aufforderungscharakter besitzen, gelänge es den Patienten, sich einzulassen, Nähe zuzulassen und sich zu öffnen. Bellwon: "Und bei vielen sorgt er einfach auch mal für ein Lächeln im Gesicht." Zu Problemen oder aggressivem Verhalten gegenüber Pepe sei es hingegen noch nie gekommen. "Ich muss allerdings aufpassen, dass er nicht von allen zu sehr verwöhnt wird und zu viele Leckerlis bekommt", berichtet Bellwon schmunzelnd.
Zwei feste und einen variablen Patienten hat Pepe in der Woche, mit denen er jeweils eine Stunde am Tag aktiv arbeitet. Neben Spaziergängen auf dem Gelände oder auch mal als Begleitung im Ausgang bauen die Patienten auch schon mal einen Agility-Parcours für ihn auf, üben das Apportieren oder kuscheln einfach nur mit ihm. Pepe fördert selbstständiges Arbeiten, Konzentration, Kreativität, Beweglichkeit und Ausdauer, Verantwortungsbewusstsein.
Zusammen mit Huskydame Lia, die noch mitten in der Begleithundeausbildung steckt, will die LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine die tiergestützte Therapie wieder als komplementäres Angebot aktiv in die Behandlung von psychisch kranken Straftätern aufnehmen. Seit mehr als zehn Jahren nutzt die Einrichtung den positiven Effekt von Tieren auf die überwiegend an Psychosen erkrankten Patienten. "Wir haben mit der tiergestützten Therapie bisher überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Tiere können auch im Maßregelvollzug zu Therapiepartnern werden und Patienten motivieren, Verantwortung zu übernehmen und sich an therapeutischen Aktivitäten zu beteiligen", sagt Dr. Carola Spaniol, Ärztliche Leiterin der LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine.
Hintergrund
Die LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine beschäftigt rund 220 Vollkräfte und ist ein Fachkrankenhaus für psychisch und suchtkranke Straftäter. Rechtsgrundlage für die Aufnahme ist eine gerichtliche Verurteilung nach Paragraf 63 bzw. 64 Strafgesetzbuch zu einer Maßregel der Besserung und Sicherung. Die Klinik wird voraussichtlich noch bis Spätsommer als Übergangsklinik geführt und nach dem Umzug ins neue LWL-Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Münsterland in Hörstel vorübergehend stillgelegt. Das Land beabsichtigt, die Einrichtung nach einem Umbau als Fachklinik für suchtkranke Straftäter weiterzuführen. Die LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine steht in der Trägerschaft des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL).
Pressekontakt:
Bianca Hannig, LWL-Maßregelvollzug, 0251 591-3476; Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, 0251 591-235; presse@lwl.org
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LWL-Einrichtung:
LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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