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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 18.09.25
"Aha-Erlebnisse und Wow-Effekte"
Melanie Wunsch bringt neuen Schwung ins LWL-Museum für Archäologie und Kultur
Herne (lwl). Mit Herz für das Ruhrgebiet: Seit gut zwei Wochen ist Melanie Wunsch neue Leiterin des LWL-Museums für Archäologie und Kultur in Herne. Die in Duisburg lebende Ausstellungsmanagerin will die Sichtbarkeit des Ortes erhöhen und eine stärkere Bindung zu den Menschen aufbauen. Ihr Ziel: Das LWL-Haus soll ein Museum für alle sein, wo Besuchende lernen, sich austauschen und staunen können. In Herne soll die Vielfalt und Identität des Ruhrgebiets von der Steinzeit bis heute erlebbar werden.
Drei Fragen an die neue Museumsleiterin:
Was hat Sie bewogen, nach Herne zu wechseln?
Melanie Wunsch: Aus dem Ruhrgebiet in das Ruhrgebiet für die Menschen, die hier leben. Ich bin mit dieser Region verwurzelt und finde es sehr schön, im westfälischen Landesmuseum dazu beitragen zu können, dass die hier lebenden Leute verstehen, wie lange es in ihrer Region eigentlich schon Menschen gibt, wie das Leben hier früher einmal aussah, welche Einflüsse und Innovationen z.B. durch Migrationen von Menschen hierhergekommen sind und wie sich alles bis heute entwickelt hat.
Wenn ich erzähle, dass ich Archäologin bin, sagen die meisten: "Oh, das wollte ich auch immer machen" und "Haben Sie schon einmal in Ägypten gegraben?" Mir ist es wichtig, dass die Leute erfahren und wertschätzen, was hier vor ihrer Haustür an Geschichte(n) im Boden liegt. Dieses Wissen trägt zu ihrer Identität bei und fördert gleichzeitig Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Menschen. Denn niemand war schon immer hier. Das Ruhrgebiet war früher und ist heute ein Hotspot für das Zusammentreffen von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen.
Bei meiner bisherigen Arbeit, u.a. in den letzten elf Jahren als Ausstellungsmanagerin im Neanderthal Museum, habe ich mich mit den großen Fragen der Menschheit beschäftigt. Wer sind wir, woher kommen wir, wohin gehen wir? Mit dem Wissen aus unserer Vergangenheit können wir die Geschehnisse in der Gegenwart besser beurteilen und uns überlegen, wie wir unsere gemeinsame Zukunft gestalten möchten. Dieses Leitbild bestimmt meine tägliche Arbeit.
Was zeichnet das LWL-Museum für Archäologie aus Ihrer Sicht aus?
Das LWL-Museum präsentiert regionale Geschichte aus fast 300.000 Jahren, verbindet diese aber auch mit dem zeitgleichen Geschehen außerhalb Westfalens und ordnet es so in einen größeren Kontext ein. Die Gestaltung der Dauerausstellung in Form einer riesigen Ausstellungsfläche ist ebenso attraktiv wie außergewöhnlich.
Besuchende werden sozusagen Teil der Ausgrabung und sind mittendrin, wenn es um das Dokumentieren, die Bergung und die Auswertung der Befunde und Funde geht. Eine solche Präsentation von Archäologie und Forschung gibt es in keinem anderen Archäologie-Museum in Deutschland. Ich liebe die raumgreifenden Inszenierungen im LWL-Museum für Archäologie. Die Balver Höhle zieht mich immer wieder magisch an. Wer schon einmal in einer Höhle war, kennt die besondere Atmosphäre. Ich finde aber auch den Nachbau eines Großsteingrabes aus Warburg mit Glasscheiben sehr gelungen. Die Dimensionen einer solchen Anlage werden den Besuchenden dadurch erst bewusst. Und auch hier spürt man die Besonderheit des Ortes. Darüber hinaus entdecke ich aber auch immer wieder kleine Objekte, die leise ihre Geschichte erzählen.
Was haben sie mit dem LWL-Museum vor? Worauf dürfen sich die Besuchenden freuen?
Es ist mir wichtig, mit Ausstellungen und Vermittlungsformaten möglichst alle Menschen abzuholen. Niedrigschwellige Zugänge zu komplexen Inhalten zu schaffen, verständliche Botschaften zu vermitteln und zum Austausch anzuregen. Ich wünsche mir, dass das LWL-Museum in der Stadt Herne und in der Umgebung sichtbarer wird.
In Zeiten, in denen unsere demokratische Grundordnung bedroht wird, werden wir als Museum ein sicherer Ort des Lernens und des Austausches für unterschiedlichste Menschen sein. Der Spaß und das Staunen dürfen auch nicht zu kurz kommen. Mit innovativen und kreativen Ideen werden wir im Team an neuen Inszenierungen und Ausstellungen arbeiten, die bei unseren Besuchenden Aha-Effekte und Wow-Erlebnisse auslösen. Menschen auf diesem Weg für Geschichte zu begeistern und sie darüber näher zusammenzubringen, ist eine sehr sinnstiftende Arbeit, die ich mit ganzem Herzen und aus voller Überzeugung jeden Tag gerne leiste. Die Besuchenden und ihre Bedürfnisse immer im Fokus zu haben, wird auch in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen. Wir machen Museum nicht für uns, sondern für die Menschen da draußen.
Vita
Wunsch studierte Vor- und Frühgeschichte und Keltologie an der Philipps-Universität Marburg. Nach der Leitung verschiedener archäologischer Ausgrabungen in Hessen, Sachsen und NRW wechselte sie 2011 in die Museumsarbeit und wirkte an der Entstehung der Dauerausstellung im Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz mit.
Seit 2014 war sie im Ausstellungsmanagement des Neanderthal Museums in Mettmann tätig. Sie entwickelte Wechselausstellungen zu verschiedenen kulturhistorischen Themen und war als Projektleiterin zuständig für die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Ausstellung "2 Mio Jahre Migration". Seit 2019 war sie Leiterin des Ausstellungsmanagements im Neandertal Museum. In dieser Zeit entwickelte sie Ausstellungsformate mit neuen Technologien zu aktuellen gesellschaftlichen Themen in Verbindung mit archäologischer Forschung. Sie lebt mit ihren beiden Töchtern in Duisburg.
Liebe Redaktionen, melden Sie sich gern, falls Sie selbst ein Interview mit Frau Wunsch führen möchten.
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen