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Presse-Infos | Psychiatrie

Mitteilung vom 11.09.25

LWL-Klinik Lengerich blickt in die eigene Geschichte und nach vorn
"Aktives Erinnern" mit neuer Broschüre zu Zwangssterilisationen

Lengerich (lwl). Die Klinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Lengerich lädt auch in diesem Jahr zum gemeinsamen "Aktiven Erinnern" ein: Am Sonntag (21.9.) beginnt die Veranstaltung um 14.30 Uhr an der Pforte der Klinik und führt über den Lengericher Gedenkpfad in den Festsaal, wo eine neue Publikation vorgestellt wird. "Ich bin nicht einverstanden" lautet der Titel der Broschüre, der auf einem überlieferten Zitat von Elli Goldbeck beruht. Diese war in der Zeit des Nationalsozialismus Patientin der Klinik, damals "Provinzialheilanstalt Lengerich". Ihre Leidensgeschichte wurde jetzt von einer Autorengruppe intensiv aufgearbeitet und veröffentlicht. "Mit dieser Publikation kommen wir erneut unserem selbst formulierten Auftrag nach, die Geschichte an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben", betont Mechthild Bischop, Pflegedirektorin der Klinik.

Verantwortung wahrnehmen und die Geschichte weitererzählen
LWL-Krankenhausdezernent Dr. Emanuel Wiggerich wird die Broschüre mit dem Untertitel "NS-Zwangssterilisationen in der Provinzialheilanstalt Lengerich 1933-1945" vorstellen und einordnen. In einer Talkrunde präsentiert das Autor:innenteam das erschreckende und dramatische Einzelschicksal von Elli Goldbeck, das als eindrucksvolles Beispiel für die Gräueltaten und Verbrechen der NS-Zeit steht. Die Autor:innen erläutern, wie es ihnen persönlich bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Zwangssterilisationen und dem bedrückenden Schicksal der davon betroffenen Patient:innen und deren Angehörigen ergangen ist. So äußert sich der Bildhauer Mandir Tix seine Gedanken und Gefühle bei der Schaffung der Skulpturengruppe zum Thema Zwangssterilisation, die seit 2023 den Lengericher Gedenkpfad auf dem Klinikgelände eindrucksvoll erweitert. Die Historikerin Sandra Holtrup präsentiert ihre Forschungsergebnisse zum Thema Zwangssterilisation in der Zeit von 1933 bis 1945 in der Klinik: Mindestens 407 Menschen wurden hier gegen ihren Willen zwangssterilisiert. Der Mediziner Dr. Jörg Wittenhaus hat sich intensiv mit der Krankenakte Elli Goldbergs beschäftigt und beschreibt die Zeit von der Aufnahme in der Klinik, der Zwangssterilisation bis zu ihrem Abtransport in die Tötungsanstalt Hadamar. Die Dokumentation der Ausstellung "Vergessenen begegnen - NS-Opfer aus dem Münsterland" bietet den inhaltlichen Rahmen für die Schilderungen.

In einer abschließenden Gesprächsrunde schlagen junge Menschen den Bogen zur heutigen Zeit: Svea Heukamp, Isa Markaj und Frida Ritz haben sich in unterschiedlichen Projekten mit der NS-Zeit auseinandergesetzt und nehmen in der Talkrunde Stellung dazu, was ihre Generation tun kann, damit das vielfache Unrecht unvergessen bleiben und sich niemals wiederholen kann.

Arbeitsgruppe "Lengericher Gedenkpfad"
"Es ist uns als Klinik ein wichtiges Anliegen, dass unsere Erinnerungskultur sich stetig weiterentwickelt und aktualisiert wird, um aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen zu berücksichtigen und die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus lebendig zu halten. Nur durch eine intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ein klares Bekenntnis zu einer offenen, pluralistischen und demokratischen Gesellschaft und damit zu einer humanen Psychiatrie, können die Lehren aus der Geschichte gezogen und eine Wiederholung der Verbrechen des Nationalsozialismus verhindert werden", betont Bischop. Die Arbeitsgruppe will mit dieser, mittlerweile der dritten Broschüre und mit ihrer langjährigen Arbeit immer wieder dazu beitragen, eine lebendige Erinnerungskultur zu erschließen und zu fördern.

Bis zum 12. September 2025 ist eine Anmeldung für die Teilnahme am "Aktiven Erinnern" unter Tel. 05481 12 2103 oder per E-Mail an marita.unterauer@lwl.org möglich. Treffpunkt ist an der Pforte der Klinik an der Parkallee 10 in Lengerich. Die 52-seitige Broschüre "Ich bin nicht einverstanden" kann gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro ebenfalls hier bestellt werden.

Pressekontakt:
Barbara Köhling, LWL-Klinik Münster, Telefon 0251 91555-1013, kommunikation-ms@lwl.org und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Freuen sich auf viele Gäste beim „Aktiven Erinnern“ am 21.9.25: v.l. Monika Zintel (Mitarbeiterin der LWL-Klinik Lengerich und Mitglied in der Arbeitsgruppe „Lengericher Gedenkpfad“). Mechthild Bischop (Pflegedirektorin LWL-Klinik Lengerich), Isa Markaj (Schüler, Lengerich und Teilnehmer an einer Talkrunde) und Dr. Jörg Wittenhaus (Ärztlicher Leiter LWL-Tagesklinik Rheine).
Foto: LWL / Barbara Köhling

Foto zur Mitteilung
Titelbild der neuen Broschüre, die beim „Aktiven Erinnern“ am 21.9.25 vorgestellt wird.
Titel: LWL-Klinik Lengerich


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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