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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 13.11.24

Von Madagaskar nach Münster
Zarasoa Rajaonarivelo lernt das LWL-Museum für Kunst und Kultur kennen

Münster (lwl). Seit Ende August hospitiert die 25-jährige Madagassin Zarasoa Rajaonarivelo im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Möglich ist dies durch das UNESCO-Programm "kulturweit", das unter anderem jungen Menschen aus Subsahara-Afrika, Nordafrika und dem Nahen Osten die Gelegenheit bietet, die Arbeit von Bildungs- und Kultureinrichtungen in Deutschland kennenzulernen. Erstmalig ist auch das LWL-Museum in Münster eine Einsatzstelle für das Programm. Zarasoa Rajaonarivelo berichtet im Gespräch über ihre Erfahrungen in Deutschland und über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der deutschen und madagassischen Kunst und Kultur.

Frau Rajaonarivelo, warum haben Sie sich bei dem Programm "kulturweit" beworben?

Zarasoa Rajaonarivelo: Ich mag Deutschland und die deutsche Sprache. Ich lerne die Sprache seit zehn Jahren und war 2015 schon einmal für einen Sprachkurs in Deutschland. Das hat mir gut gefallen. Außerdem interessiere ich mich sehr für Kunst. Ich bin gerne kreativ und habe mir während der Corona-Pandemie das Malen und Zeichnen beigebracht. Ich studiere zwar Jura - also etwas ganz anderes - aber mit dem Ziel, später als Botschafterin zu arbeiten. Dieser Job verlangt die Fähigkeit interkultureller Kommunikation und transnationaler Vermittlung. Dass ich nun in einem deutschen Museum Kunst und Kultur erfahren kann, ist letztlich auch ein Teil davon und eine wichtige und hilfreiche Erfahrung.

Was sind denn Ihre Aufgaben und können Sie einen persönlichen Höhepunkt benennen?

Ich arbeite in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Museums. Dort betreue ich die Social-Media-Kanäle, schreibe Texte für die Website und die Presse und übersetze Texte vom Deutschen ins Englische oder andersherum. Außerdem nehme ich an allen Meetings teil, biete Hilfe im Atelier an und unterstütze auch mal in anderen Abteilungen. Es ist wirklich sehr vielfältig und macht großen Spaß. Ein großes Highlight war auf jeden Fall der Familientag zum zehnten Geburtstag des Museumsneubaus. Auch die Ausstellungseröffnung zu Otto Mueller hat mir sehr gut gefallen.

Deutschland und Madagaskar trennen 8.542 Kilometer. Wie ähnlich oder unterschiedlich sind sich die beiden Länder hinsichtlich ihrer Kunst?

Ein Unterschied ist mir sehr schnell aufgefallen: In Deutschland haben viele Kunstwerke etwas mit der Kirche zu tun. In Madagaskar ist das überhaupt nicht der Fall. Das hat mich sehr erstaunt. 
Meine Heimat ist unter anderem bekannt für das Holzhandwerk. In der Mittelaltersammlung des Museums hier habe ich gesehen, dass das Holzhandwerk auch in Deutschland eine lange Geschichte hat.

Ansonsten lässt sich das wirklich nur schwer vergleichen - zumal wir auch gar nicht so viele Museen haben. Obwohl meine Heimatstadt Ambositra als Kunsthauptstadt von Madagaskar gilt, gibt es dort nur zwei Museen.

Können Sie ein bisschen über die Kunstszene in Madagaskar erzählen?

Es gibt viele Kunstverkäufer, aber die veräußern die Bilder überwiegend an Touristen. Selbst unser immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe, das Holzhandwerk der Zafimaniry, wurde lange nur von Touristen beachtet. Erst in den letzten Jahren hat die Regierung mehr Werbung dafür gemacht und mittlerweile begeistert es auch immer mehr Madagassen. Selbst die Jugendlichen interessieren sich mehr für Kunst und Kultur und besuchen inzwischen die Museen.

Woher kommt das Interesse?

Das haben die Museen vor allem den sozialen Medien zu verdanken. Sie veröffentlichen gut inszenierte Fotos aus ihren Ausstellungen, die die Jugendlichen neugierig machen. Außerdem gibt es viele Gruppen, die madagassische Künstlerinnen und Künstler unterstützen, sodass diese beispielsweise Ausstellungen machen können. Ich würde sagen, dass die Kunst- und Kulturszene in Madagaskar gerade sehr im Wandel ist. Und nach meiner Hospitation hier werde ich das sicherlich auch noch einmal durch ganz andere Augen sehen können.

Was haben Sie abseits vom Museum für Erfahrungen in Deutschland gemacht?

Hier gibt es so viele Straßen und höhere Gebäude. Das kenne ich aus Madagaskar gar nicht - da ist viel mehr Natur. Aber mit gefällt das. Ich reise in meiner Freizeit viel durch Deutschland, auch um andere Hospitantinnen des Programms zu besuchen, und lerne Deutschland Stück für Stück besser kennen.

Was gefällt Ihnen speziell in Münster?

Der Markt in Münster ist toll. Ich habe mich durch Vieles durchprobiert und muss sagen: Ich liebe den Backfisch. Auch die Kirmes hier, der Send, ist gigantisch. Wir haben zwar auch kleine Karussells, aber nicht so wilde und schon gar nicht eine Achterbahn. Ich habe viele tolle Erfahrungen gemacht - vor allem aber bin ich auf ein total sympathisches, freundliches und geduldiges Team gestoßen. Meine Kolleginnen und Kollegen sind wirklich toll. All das nehme ich mit.

Wie geht es nach Ihrer Hospitation weiter?

Ich schreibe derzeit meine Masterarbeit im privaten Recht. Was dann nach meinem Abschluss kommt, weiß ich noch nicht genau. Für mich ist auf jeden Fall sicher, dass ich irgendwann international arbeiten möchte. Außerdem habe ich mir fest vorgenommen, mich mehr mit der madagassischen Kunst und Kultur zu beschäftigen und ich würde gerne mein Englisch verbessern und Koreanisch lernen. 
Aber erst einmal genieße ich bis Mitte November noch meine Hospitation hier im Museum.

Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Knapp 9.000 Kilometer von der Heimat entfernt, sammelt Zarasoa Rajaonarivelo Erfahrungen im LWL-Museum für Kunst und Kultur.
Foto: LWL/Hanna Neander


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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