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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 22.05.23

Bemalte Keramik aus Venedig
LWL-Museum für Kunst und Kultur präsentiert das Kunstwerk des Monats Mai

Münster (lwl). Der Trojanische Krieg ist ein zentrales Ereignis der griechischen und römischen Mythologie. Eine Begebenheit aus dieser Geschichte schildert eine Keramik-Schale, die das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster als Kunstwerk des Monats Mai zeigt.

Bei der Schale handelt es sich um eine sogenannte Majolika, eine farbig bemalte, zinnglasierte italienische Keramik. Der Name selbst wurde vermutlich von der Mittelmeerinsel Mallorca abgeleitet. Diese galt als Umschlagplatz für Keramik mit Zinnglasur und Lüsterbemalung, also eine Malerei mit Silber- und Kupferpartikeln.

Das Kunstwerk des Monats entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Venedig, wie auch einige anderen Majoliken, die im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ausgestellt sind. Der Entstehungsort lässt sich anhand eines besonderen Kennzeichens auf der Unterseite der Objekte identifizieren: Jede Werkstatt hat eine spezielle Prägung. In diesem Fall sind es vier oder fünf gelbe Kreise - ein Symbol, das eine Werkstatt in Venedig nutzte.

Die Schale zeigt eine Begebenheit aus dem Trojanischen Krieg mit zwei der Hauptprotagonisten Priamos und Achilles. Die Szene auf der Schale stellt die Übergabe der Leiche Hektors zwischen Achilles und Priamos im Kriegslager der Griechen dar. Links steht, bekleidet mit einer Rüstung, Achilles, der ein weißes Tuch in seinen Armen hält; vermutlich befinden sich darin die Schätze des Priamos, die als Lösegeld dienen sollten. Ihm gegenüber steht Priamos, mit Krone und in königlichen Gewändern, die Arme sind noch vorgestreckt, um das Tuch zu übergeben. Zu den Füßen des Achilles liegt, ebenfalls in Rüstung, der Leichnam Hektors.

Aus dem feinen Ton entstanden Haushaltsgegenstände wie Gefäße und Teller und Gegenstände für den Bau wie Dachziegel und Regenrohre. Die Keramik wurde nach dem Rohbrand mit einem dünnflüssigen Glasurbrei übergossen. Auf der so entstandenen feinkörnigen Oberfläche wurde dann mit Farben, die den hohen Temperaturen des nachfolgenden Hauptbrandes widerstehen konnten, gemalt. Nach der Bemalung kamen die Majoliken in den Ofen zum Scharffeuerbrand. Nach drei Tagen durften sie dann aus dem Ofen geholt werden.

Majoliken genossen schon in der italienischen Frührenaissance, also im 15. Jahrhundert, hohe Wertschätzung in den vornehmen Gesellschaftskreisen. Die Beliebtheit der Feinkeramik hielt auch in der Folgezeit an und verbreitete sich in ganz Europa. Die Szenen für die Majolika-Malerei stammten überwiegend aus der antiken Mythologie und der biblischen Geschichte. Diese Themen gehörten zum humanistischen Bildungsgut der Zeit und waren daher sehr populär. Für die eindeutige Lesbarkeit der dargestellten Episoden befindet sich auf der Unterseite der Schalen zumeist eine Inschrift. Bis spät in das 19. Jahrhundert hinein galten derartige Majoliken als Inbegriff italienischer Renaissance-Keramik.

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Robin Hofstetter, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon 0251 5907-220, presse.museumkunstkultur@lwl.org
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
Eine Majolika ist das Kunstwerk des Monats Mai im LWL-Museum für Kunst und Kultur.
Foto: LWL / Hanna Neander


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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