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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 07.12.20

"Kinder unter dem Weihnachtsbaum"
LWL-Museum für Kunst und Kultur: Gemälde von Robert Weise ist Kunstwerk des Monats Dezember

Münster (lwl). Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zeichnet im Dezember das Gemälde "Kinder unter dem Weihnachtsbaum" (1905) von Robert Weise (1870â¿¿1923) als Kunstwerk des Monats aus. 1909 erwarb das damalige Landesmuseum der Provinz Westfalen Robert Weises Gemälde, das ursprünglich "Weihnachten" hieß.

Die dargestellten Inhalte weichen von den üblichen Motiven des Künstlers ab, der vor allem mit Gesellschaftsporträts Erfolg hatte: Neben Frauenbildnissen in ganzfiguriger Ansicht, platziert vor einem Landschaftshintergrund oder in einem Interieur, schuf er vor allem repräsentative Porträts - so auch von Kaiser Wilhelm II. Daneben malte er Familienbildnisse oder allegorische Darstellungen, wobei ihm seine Frau und die Kinder als Mo-delle dienten. Auch hier stehen drei von ihnen im Mittelpunkt und spielen unter dem geschmückten Weihnachtsbaum mit ihren Geschenken: einer Eisenbahn, einer Puppe und einer Spielküche sowie einem Spielzeugelefanten. Der Künstler hält mit dem Gemälde ein Weihnachtsfest im eigenen Wohnzimmer in einer lichtdurchfluteten und friedlichen Szene fest.

Die Herkunft des Tannenbaumes als Weihnachtssymbol ist nicht eindeutig zu klären. Sicher ist aber, dass gabentragende und immergrüne Bäume schon seit mehreren hundert Jahren als Hoffnungsträger für neues Leben gelten und mit Nüssen, Äpfeln und Süßigkeiten geschmückt wurden.

Der Lichterbaum als Requisit des Weihnachtsfestes lässt sich zunächst beim Adel und im Bildungsbürgertum vereinzelt nachweisen. Wohlhabende Bürger und Beamte übernahmen zunehmend diesen Brauch, doch zur größeren Verbreitung trugen erst der deutsch-französische Krieg 1870/71 und dann vor allem der Erste Weltkrieg bei - der Weihnachts-baum war als Symbol der Hoffnung in Quartieren und Schützengräben zu finden.

Heute ist nur noch wenig über Robert Weise bekannt. Um 1909, dem Jahr der Erwerbung des Gemäldes, befand sich er sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er war als Mitglied in verschiedenen Vereinigungen gut vernetzt, seine Werke erzielten in Ausstellungen Preise, und die Museen, darunter Düren, Stuttgart und München, erwarben seine Gemälde.

Seine Bilder haben oft eine heitere Note, fangen das Licht ein und lassen die dargestellte Szene im Sonnenlicht scheinen. Mit auffallenden weißen Akzenten setzte Weise einzelne Motive, insbesondere vor einem dunklen Hintergrund, von ihrer Umgebung ab und er-zielte dadurch starke Hell-Dunkel-Kontraste, die typisch für seine Malweise sind und ihn von seinen Zeitgenossen unterscheiden. Weise verband in seinen Bildern Elemente des Impressionismus mit denen des Jugendstils.

Der 1870 in Stuttgart geborene und aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammende Weise begann 1889 seine Studien an der Düsseldorfer Akademie. Auch wenn Weise in der Akademie eine solide Ausbildung geboten wurde, so war er doch unzufrieden mit ihrer künstlerischen Ausrichtung. Während seiner Studienjahre freundete sich Weise mit seinem Kommilitonen und Maler Heinrich Vogeler (1872-1940) an. Zusammen mit Vogeler arbeitete er am liebsten im Freien, und unternahm Reisen in die nahegelegene Eifel, entdeckte das südholländische Sluit. Von dort aus erkundeten sie im belgischen Brügge die reichhaltige spätmittelalterliche Kunst.

Zwischen 1892 und 1894 verbrachte der Künstler die Wintermonate regelmäßig in der französischen Hauptstadt und nahm Unterricht an der "Académie Julian", besuchte Museen und Ausstellungen. Dr. Tanja Pirsig-Marshall, stellvertretende Museumsdirektorin und Kuratorin für die Moderne: "In Paris kam er in Kontakt mit den französischen Impressionisten, deren lichtdurchflutete Malerei wichtige Impulse setzen und ihn nachhaltig inspirieren sollte." Zwar ist die Verbindung zum LWL-Museum für Kunst und Kultur nicht augenfällig, doch ist "Kinder unter dem Weihnachtsbaum" ein bei Weihnachtsausstellungen beliebtes Gemälde, das in diesem Jahr passend zur Festzeit als Kunstwerk des Monats ausgezeichnet wird.

Seit 1978 stellt das Museum jeden Monat eine Arbeit aus der Sammlung detailliert vor. Ein Text zum Kunstwerk des Monats ist im Museumsshop für 1 Euro erhältlich.

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und André Bednarz, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon 0251 5907-311, andre.bednarz@lwl.org
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
Robert Weises „Kinder unter dem Weihnachtsbaum“ (1905) ist passend zur Advents-zeit das Kunstwerk des Monats Dezember im LWL-Museum für Kunst und Kultur. © LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster.
Foto: Sabine Ahlbrand-Dornseif


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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