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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 07.09.20

Sonderausstellung "Leben am Toten Meer" im LWL-Museum in der Kaiserpfalz
Balsam für die Seele

Paderborn (lwl). Nicht nur Kleopatra wusste um die Vorzüge der Salben und Parfüms vom Toten Meer. Noch heute verwenden Menschen weltweit die Wellness-Produkte aus der Region. Die Sonderausstellung "Leben am Toten Meer ", die bis zum 15. November 2020 im Museum in der Kaiserpfalz des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Paderborn zu sehen ist, zeigt anhand zahlreicher archäologischer Schätze die antike Tradition moderner Körper- und Schönheitspflege.

Heiß-trockenes Klima und Quelloasen
Die natürlichen Ressourcen des Toten Meeres sind seit der Antike maßgeblich für den wirtschaftlichen und kulturellen Reichtum der Region. Aus Pflanzen und Rohstoffen werden parfümierte Öle, Salben, Schminke und Räucherwerk hergestellt. Diese kommen nicht nur bei religiösen Riten und Kulten zum Einsatz, sondern auch als Arzneimittel und in der alltäglichen Körper- und Schönheitspflege. Dank des heiß-trockenen Klimas und der zahlreichen Quellen in den Oasen wachsen am Toten Meer spätestens seit der Eisenzeit (1200 - 586 v. Chr.) seltene subtropische Heil- und Aromapflanzen besonders gut.

Eines der teuersten Luxusgüter der Antike
Berühmt ist die nur dort heimische Balsampflanze. Seit knapp 2.700 Jahren wird aus ihrem Harz Parfüm gewonnen - eines der teuersten Luxusprodukte der antiken Welt. Heute noch ist es bei uns sprichwörtlich als "Balsam" in Gebrauch. Angefangen bei Funden aus den Parfümwerkstät-ten der Eisenzeit (ab 1200 v. Chr.) bis hin zu einem römisch-byzantinischen Balsamgefäß (324 n. Chr. - 638 n. Chr.) vermittelt die Sonderausstellung "Leben am Toten Meer" ein facettenreiches Bild der Kosmetik- und Medizinindustrie, die das Leben in den Oasen der Region prägte.

Zu den Ausstellungshöhepunkten gehören zahlreiche wertvolle Gefäße, in denen einst Parfüm, Kosmetik, Salben oder Öl angerührt und aufbewahrt wurden. Archäologen fanden sie als Grab-beigaben und in Siedlungsschichten seit dem zweiten Jahrtausend v. Chr. Auch kunstvolle Doppelkämme mit Relief zeigt das LWL-Museum in der Kaiserpfalz. Weit verbreitet war auch das Tragen von Kohl, einer dunklen Augenschminke aus Kohle, und später auch auf - wie wir heute wissen - giftiger Bleibasis. Ein bronzenes Kohlegefäß aus dem ersten Jahrhundert v. Chr. legt davon Zeugnis ab.

Gefahr von Raub und Konflikt
Darüber hinaus haben Archäologen in den Siedlungen am Toten Meer Werkstätten und land-wirtschaftliche Anlagen ausgegraben, die zur Verarbeitung von Balsam und anderen Heil- und Aromapflanzen dienten. Ihre massiven Mauern und Wehrtürme spiegeln den wirtschaftlichen Reichtum wider, aber auch die Gefahr von Raub und Konflikt. Bereits Herodes der Große und Kleopatra stritten um die Vorherrschaft der Balsamplantagen am Toten Meer. Vespasian und Titus trugen auf ihrem Triumphzug über Judäa 71 n. Chr. Balsamsträucher als Kriegsbeute durch die Straßen Roms.

Römer bringen moderne Thermalanlagen
Die römische Eroberung im ersten Jahrhundert v. Chr. führt zu einer tiefgreifenden Veränderung der Bade- und Medizinkultur am Toten Meer. Herodes der Große stattet seine Paläste mit modernen Thermenanlagen im römischen Stil aus. Gleichzeitig widmen römische und jüdische Gelehrte den therapeutischen Eigenschaften der Thermalquellen viel Aufmerksamkeit und es entstehen in den Oasen die ersten gebauten Heil- und Badeanlagen. Durch 3D-Modelle lässt das LWL-Museum in der Kaiserpfalz diese Anlagen virtuell wieder auferstehen.

Wiederaufleben antiker Tradition heute
Heute erlebt Balsam am Toten Meer eine Renaissance. Seit einigen Jahren finden erfolgreiche Versuche statt, durch den Anbau der Pflanze an antike Landwirtschaftstraditionen anzuknüpfen und aromatische Öle für rituelle, kosmetische und medizinische Zwecke zu nutzen. Eine Duft-probe antiker Art können Besucher unter Einhaltung der aktuellen Hygienebestimmungen auch im LWL-Museum in der Kaiserpfalz probieren.

Begleitprogamm zur Sonderausstellung
Für alle Besucher, die mehr über die antike Welt rund um das Tote Meer erfahren möchten, hält das Team des LWL-Museums in der Kaiserpfalz während der Sonderausstellung ein umfassen-des Begleitprogramm mit Vorträgen, Führungen und Kreativseminaren bereit. Mehr Informationen unter: http://www.lwl-kaiserpfalz-paderborn.de

Sonderausstellung "Leben am Toten Meer" im Überblick
Archäologische Fundstätten wie Jericho, Masada und Qumran sind weltberühmt. In der Sonderausstellung "Leben am Toten Meer" zeigt das LWL-Museum in der Kaiserpfalz die Funde dieser Kulturlandschaft in Kooperation mit dem Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz erstmals als Ganzes. Noch bis zum 15. November 2020 sind in Paderborn bis zu 12.000 Jahre alte Funde eines einzigartigen Kulturraums zu sehen. Die umfassende Schau über Archäologie aus dem Heiligen Land ist mit mehr als 300 Exponaten europaweit die erste, die sich mit mehr als nur einem Teilaspekt dieser scheinbar lebensfeindlichen Region befasst. Das Themenspektrum reicht von Natur und Umwelt über Wellness und Besiedelung bis hin zu Macht und Religion.


Weitere Informationen unter:
http://www.lwl-kaiserpfalz-paderborn.de
https://de-de.facebook.com/museuminderkaiserpfalz/
https://www.instagram.com/lwl_kaiserpfalzmuseum/

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christian Gobbers, Tel.: 0251 591-3504
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Auf der Mosaikkarte von Madaba aus dem 6. Jahrhundert ist unter den Nutzpflanzen auch die Balsampflanze abgebildet.
Foto: Archäologisches Institut der Universität Göttingen/ Stephen Eckardt

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Das bemalte Fläschchen aus Fayence wurde zur Aufbewahrung kosmetischer Produkte verwendet.
Foto: Ashmolean Museum, Oxford

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Das Tote Meer als Ort der Erholung wussten schon Cleopatra und Herodes zu schätzen.
Foto: Avi Naim, Unsplash

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Blick in die Wellnessabteilung der Sonderausstellung. Im Hintergrund ist der Balsamtopf zu sehen.
Foto: K. Noltenhans

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Seit der Antike werden die natürlichen Ressourcen des Toten Meeres wirtschaftlich und kulturell genutzt.
Foto: Dave Herring, Unsplash


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen