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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 01.09.20
Der Michelangelo der Fische
Flämisches Bild ist Kunstwerk des Monats September im LWL-Museum für Kunst und Kultur
Münster (lwl). Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zeichnet im September das "Fischstillleben" des Flamen Alexander Adriaenssen (1587-1661) als Kunstwerk des Monats aus und würdigt damit die Kunstfertigkeit des Öl- und Aquarellmalers aus Antwerpen. Es ist bis Ende des Monats im Museumsfoyer zu sehen.
Alexander Adriaenssen wurde bereits im Alter von zehn Jahren der Schüler eines Antwerpener Malers. Im Laufe seines Schaffens schuf er mehr als 200 Werke. Dabei spezialisierte er sich auf Stillleben mit Fischen und Meeresgetier - ein bescheidenes, wenig prestigeträchtiges Sujet. Die Wahl dieses Themas und ihrer heute wenig populären Rezeption sagt allerdings noch nichts über die Güte der Malerei aus, auch wenn in der Forschung mitunter die Ansicht vertreten wird, bei Adriaenssens Gemälde handele es sich um minderwertige Kunst.
Die Kunst des Flamen, der als Aquarell- wie auch als Ölmaler in Erscheinung tritt, zeichnet sich durch eine Tendenz zur Einfarbigkeit und die Wiederkehr bestimmter Bildelemente aus. Zudem deutet die eingeschränkte Farbpalette, wie sie auch im "Fischstillleben" vorzu-finden ist, auf einen geringen Kostenaufwand bei der Produktion bzw. dem Kauf der Pigmente hin, was eine weniger vermögende Käuferschaft nahelegt. In ihrem Erscheinungsbild stehen Adriaenssens Fischstillleben den Darstellungen eines gedeckten Tisches nahe. Allerdings zeigen sie nicht wie diese eine fertig angerichtete Mahlzeit, sondern den frischen, ansprechend arrangierten Fang.
Neben einer nachgesagten fördernden Wirkung auf die Gesundheit und einem guten Geschmack wurde Fisch vor allem aufgrund seiner Bedeutung für die niederländische Wirtschaft und dem daraus resultierenden Wohlstand geschätzt. Dies zeigt sich auch in den aufkommenden Fischstillleben des 16. und 17. Jahrhunderts.
Der belgische Kunsthistoriker Henri Hymans adelte Adriaenssens als "Michelangelo der Fische" für seine spezielle Fähigkeit, den Glanz und die changierenden Lichtreflexe auf der schillernden Haut der Fische darzustellen. Auch die Kuratorin für Alte Meister des LWL-Museums für Kunst und Kultur, Dr. Judith Claus, erkennt in Adriaenssens Gemälde eine hohe Qualität: "Die hohe Kunstfertigkeit im Umgang mit Pinsel und Farbe kommt in der minutiösen Schilderung der Fischleiber zum Ausdruck, die das gedämpfte Licht des Interieurs einfangen."
Seit 1978 stellt das Museum jeden Monat eine Arbeit aus der Sammlung detailliert vor. Ein Text zum Kunstwerk des Monats ist im Museumsshop für 1 Euro erhältlich.
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und André Bednarz, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon 0251 5907-311, andre.bednarz@lwl.org
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