URL dieser Seite: https://www.lwl.org/pm49033
Presse-Infos | Psychiatrie
Mitteilung vom 10.09.19
Zum Welttag der Suizidprävention
LWL-Psychiatrieverbund bietet umfassende Hilfen bei psychischen Problemen an /
Münster (lwl). Der Selbstmord ist eine der 20 häufigsten Todesursachen, in Deutschland ist die Zahl der Suizide mit jährlich rund 10.000 Menschen weiterhin höher als die Gesamtzahl der Todesfälle im Straßenverkehr, durch Gewaltverbrechen und Drogenmissbrauch zusammen. Der Psychiatrieverbund des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) weist zum Welttag der Suizidprävention (10.9.) auf die zahlreichen Hilfsmöglichkeiten in den LWL-Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie und weiteren Einrichtungen des LWL-Psychiatrieverbundes hin.
Interview mit Dr. Knut Hoffmann, dem stellv. Ärztlichen Direktor des LWL-Universitätsklinikums Bochum für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin.
Frage: Was muss bei einem Menschen psychisch passieren, dass er nicht nur an einen Selbstmord denkt, sondern diesen Wunsch auch in die Tat umsetzt?
Hoffmann: Suizid ist vor allem in bestimmten Altersgruppen eine der häufigsten Todesursachen, so bei jungen Menschen bis Anfang 20, die Zahlen steigen dann bei älteren Menschen wieder deutlich an. Bei Männern ist die Zahl der durchgeführten Suizide größer als bei Frauen, die wiederum mehr Suizidversuche durchführen. Insbesondere bei älteren Männern ist die Zahl immer noch sehr erschreckend. Im Vorfeld kommt es oft zu einer Einengung des Denkens um das suizidale Thema mit konkreten Überlegungen und auch Vorbereitungen. Wichtigster Punkt ist letztendlich die Hoffnungslosigkeit, die sich fast immer vor der suizidalen Handlung einstellt. Prophylaktisch wirkt im Übrigen oft eine sichere religiöse Bindung des Patienten.
Frage: Wie können Sie als Psychotherapeut helfen?
Hoffmann: Zunächst einmal muss man ja von den suizidalen Impulsen wissen, also dieser Mensch muss sich irgendwie mitgeteilt haben. Wenn dies nicht der Fall ist, wird es natürlich schwierig. Im professionellen Setting kann man über die Verhaltensebene auf die suizidalen Impulse rückschließen. Wir sprechen die Patienten direkt darauf an. Was aber im nicht-professionellen Umfeld natürlich schwieriger ist, insbesondere bei Menschen, die nur über sehr eingeschränkte soziale Bindungen verfügen. Grundsätzlich ist Suizidalität ein Thema, was in der therapeutischen Beziehung offen angesprochen werden muss und nicht tabuisiert werden darf, oft hilft schon das Darüberreden ein Stück weiter und es können Alternativen zur Hoffnungslosigkeit aufgezeigt werden. Dass die Zahlen über die Jahrzehnte gesunken sind, ist auch ein Effekt einer grundsätzlich besseren psychiatrischen Versorgung und einer Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen ist. Es gibt aber z. B. auch eine weitgehende Übereinkunft, dass über Suizide nicht in der Presse berichtet wird, weil dies zu Nachahmungen führen kann, dem sogenannten Werther-Effekt.
Frage: Welche Hilfsmöglichkeiten finden die betroffenen Menschen beim LWL?
Hoffmann: Im LWL-Psychiatrieverbund wird flächendeckend ein hoch professionelles stationäres und ambulantes Angebot für psychische Störungen jeglicher Art angeboten. Diese Störungen gehen fast alle mit einem erhöhten Suizidrisiko einher, insbesondere Depressionen, Schizophrenien und Suchterkrankungen, aber auch Persönlichkeitsstörungen. Die Angebote sind möglichst niederschwellig gestaltet, so dass es den Betroffenen und deren sozialem Umfeld relativ leicht gemacht wird, Zugang zu psychiatrischer Hilfe beim LWL zu finden. Weiterhin ist eine Vernetzung im psychosozialen Versorgungssystem wichtig, dazu gehören z. B. Selbsthilfe-gruppen, Angehörigenarbeit, Vernetzung mit anderen Leistungsanbietern, Spezialsprechstunden und vieles mehr.
Hintergrund:
Damit Betroffene oder ihre Angehörigen und Freunde möglichst schnell und unkompliziert professionelle Hilfe bei psychischen Problemen finden, bietet der LWL-Psychiatrieverbund eine interaktive Karte an: Unter der Adresse http://www.gesundheitsliste.lwl.org können Betroffene die von ihrem Wohnort am nächsten gelegenen LWL-Einrichtungen sehen. Die Karte zeigt die Ergebnisse wahlweise nach Diagnose, Therapie- und Leistungsangeboten oder Einrichtungsart. Dort lässt sich mit wenigen Klicks herausfinden, wo das individuelle Beschwerdebild am besten behandelt werden kann - und das nach Möglichkeit nah am eigenen Zuhause. Das Versorgungsnetz des LWL-Psychiatrieverbundes umfasst über 3.200 stationäre Plätze, 40 Tageskliniken mit 630 Plätzen und 43 Institutsambulanzen für die ambulante Behandlung.
Pressekontakt:
Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen