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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 05.09.19
Ein San Gimignano aus Kupfermünzen
Scully-Skulptur im LWL-Museum für Kunst und Kultur
Münster (lwl). 18 aufeinander gestapelte Bronzemünzen, "Stack of Coins", stehen derzeit in der Ausstellung "Sean Scully. Vita Duplex" im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Noch bis zum Sonntag (8.9.) sind 98 abstrakte Werke von Scully zu sehen: Gemälde in Acryl und Öl auf Leinwand und Aluminium, Pastelle, Aquarelle, Zeichnungen, Skizzenbücher und Druckgrafiken auf Papier sowie einige seiner Fotografien und drei Skulpturen.
Sean Scully schlägt immer wieder Brücken zwischen seiner Biographie und seinen Kunstwerken. Das Gedicht "Happiness" von 2018 beschreibt eine Situation, die das Leben des jungen Scully stark geprägt hat: "GLÜCK. Mein Vater war Friseur, ein Lächler, er lächelte den ganzen Tag wie eine Hyäne, wie eine Hollywood-Schauspielerin. Um uns, die wir am Wochenende darauf warteten, die kupfernen und silbernen Einnahmen zu bringen. Sie tröpfelten in seine Hände, hinterließen Trinkgeld. (⿊) im Angesicht unserer Hoffnungen, baute er Türme. Türme aus Silbermünzen, Türme aus Kupfermünzen. Alles kommt in einem Ort zusammen. Ein klitzekleines San Gimignano."
Der Vater war Friseur und arbeitete hart für seine kleine Familie, sowohl körperlich als auch psychisch: unbedingte Freundlichkeit, Lächeln bis zum Umfallen, Lächeln bis zur Erniedrigung. Sein alleiniges Ziel war es, die eingenommenen Münzen als Lebensunterhalt nach Hause zu seiner Familie zu bringen. Auf dem Küchentisch baute er daraus dann Stapel. Für Scully waren es Türme der Hoffnung und des Familienglücks. Die Bedeutung dieser Erfahrung gipfelt im Vergleich mit der italienischen Stadt San Gimignano, die für ihre Türme aus dem 13. und 14. Jahrhundert bekannt ist.
Skulpturen bilden heute einen integrativen Bestandteil seines kreativen Schaffens. Doch die Reise zwischen Zwei- und Dreidimensionalität begann bereits Anfang der 1980er Jahre. Damals fing Scully an, Gemälde aufzubrechen, indem er Kunstwerke baute und aus verschiedenen Teilen zusammensetzte. Seine Bildkörper waren und sind somit stets objekthaft und skulptural. Seit 2003 wandte er sich dann vermehrt der Skulptur zu, noch deutlicher ab 2015.
"Stack of Coins" von 2018 ist die bisher einzige Rundstapel-Skulptur von Sean Scully. 2,74 Meter hoch und 729 Kilogramm schwer sind die achtzehn aufeinander gestapelten Bronzescheiben. Sie zeigen Scullys Kindheitserinnerung an die gesammelten Münzen des Vaters. So erklärt sich sowohl die runde Form der Skulptur als auch das Material Bronze. Es ist anzunehmen, dass die Münztürme des Vaters eher aus Kupfergeld bestanden haben - im Vergleich zu Silbermünzen haben Kupfermünzen einen geringeren Geldwert. Diese Beobachtung passt in das Arbeiterklassen-Milieu im Süden Londons, in dem Scully aufgewachsen ist.
"Vita Duplex" ist noch bis Sonntag (8.9.) zu sehen. Am Samstag (7.9.) um 18 Uhr gibt die Kuratorin Dr. Pirsig-Marshall im Rahmen der Langen Nacht Einblicke in das künstlerische Schaffen Scullys und in die Entwicklung der Ausstellung. Der Eintritt ist frei.
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Nora Staege, Telefon 0251 5907-311, presse.museumkunstkultur@lwl.org
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