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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 16.08.19

Wahrheit oder Mythos? Der Pestdoktor und die Schnabelmaske
Die "PEST!"-Ausstellung im LWL-Museum für Archäologie in Herne

Herne (lwl). Gab es den berühmten Pestdoktor mit der Schnabelmaske wirklich? Das Museum für Archäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) geht im Rahmen der großen Sonderausstellung "PEST!" dieser Frage auf den Grund. Acht Monate lang zeigt das Museum verschiedene Objekte aus Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte, um die tödliche Krankheit näher zu beleuchten. Darunter auch die Geschichte des Schnabeldoktors.

Ein Bild, das wahrscheinlich viele mit der Pest verbinden, ist das des sogenannten Pestdoktors mit der Schnabelmaske. Oft in einem schwarzen Umhang gekleidet und mit dunklem Hut versehen ist er das Sinnbild für die tödliche Seuche im Mittelalter.

Jüngste Forschungen von Prof. Dr. Marion Ruisinger, Direktorin des Deutschen Medizinhistorischen Museums Ingolstadt, haben nun Zweifel an diesem Bild gesät: "In vielen Medien und auch Museen wird die Figur des Schnabeldoktors typischerweise mit der Pest in Verbindung gebracht", erklärt Ruisinger "Doch für seine Existenz gibt es nur sehr wenige Belege." Über ihre bisherigen Ergebnisse hat Ruisinger auch einen Beitrag im Ausstellungskatalog zur "PEST!" verfasst.

Die heute bekannten Darstellungen der Pestärzte gehen auf einige wenige Zeichnungen und Berichte aus dem 17. Jahrhundert zurück. Sie überliefern, dass es zu dieser Zeit in Frankreich und Italien tatsächlich Ärzte gab, die versuchten sich so vor der Pest zu schützen.

Aber darüber hinaus gibt es keine sicheren Nachweise des Pestdoktors mit Schnabelmaske, erst recht nicht für das Mittelalter und auch nicht für den deutschsprachigen Raum. Die zwei in deutschen Museen ausgestellten Pestarztmasken stehen unter dem Verdacht, Fälschungen jüngeren Datums zu sein. Der Schnabeldoktor existierte also tatsächlich, aber hat im Nachhinein eine Bedeutung bekommen, die er in der Wirklichkeit wohl nie hatte.

Das Museum zeigt in der Sonderausstellung zur "PEST!" eine um vielleicht 1700 datierende Elfenbeinstatuette, die möglicherweise einen verhüllten Pestarzt darstellen könnte. Dieses und an die 300 anderen Ausstellungsstücke können interessierte Besucherinnen und Besucher vom 20. September 2019 bis zum 10. Mai 2020 im LWL-Museum für Archäologie in Herne besichtigen.

Pressekontakt:
Jens Schubert, LWL-Archäologie für Westfalen, Tel.: 0251 591-3504 und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Die Sonderausstellung "PEST!" wird vom 20. September 2019 bis zum 10. Mai 2020 im LWL-Museum für Archäologie in Herne zu sehen sein.
Grafik: LWL

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Allseits bekannt und vielfach wiedergegeben, gilt er als das Symbol für den Schwarzen Tod: Der Pestdoktor mit der Schnabelmaske.
Grafik: LWL/O. Kalus

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Eine sogenannte Schnabelhaube eines Pestarztes aus der Sammlung des Deutschen Medizinhistorischen Museums Ingolstadt, die vielleicht aus der Zeit um 1700 stammt.
Foto: Deutsches Medizinhistorisches Museum Ingolstadt

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Blick von Innen auf den Gesichtsteil der Ingolstädter Schnabelhaube.
Foto: Deutsches Medizinhistorisches Museum Ingolstadt

Foto zur Mitteilung
Die Elfenbeinstatuette eines vermeintlichen Pestarztes, die auch in der Sonderausstellung zu sehen sein wird.
Foto: Deutsches Medizinhistorisches Museum Ingolstadt


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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