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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 02.07.19

Von fliegenden Gleisen und hängenden Loren
Ausstellung im Ziegeleimuseum Lage zeigt Feldbahngeschichten

Lage (lwl). "Feldbahngeschichten" erzählt das Ziegeleimuseum in einer neuen Ausstellung, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe am Sonntag (7.7.) um 11 Uhr in seinem Industriemuseum in Lage eröffnet.

In der ehemaligen Direktorenvilla stellen historische, bis zu 100 Jahre alte Fotografien, und Texte die vielfältigen Einsatzgebiete der Transportmittel in Industrie und Landwirtschaft vor. Alle Beispiele stammen aus Westfalen und Lippe. Auf Gleisen im Freigelände des Museums sind ein Dutzend Originalfahrzeuge zu besichtigen, darunter eine Hydrauliklok der Ziegelei Kerawil aus Löhne, eine E-Lok der Dörentruper Sand- und Thonwerke, Kipploren sowie spezielle Erz- und Landwirtschaftswagen. Dieselloks der Ziegelei Beermann aus Sylbach drehen an Betriebstagen (7.7., 4.8., 1.9., 6.10. und 13.10.) ihre Runden.

Das LWL-Industriemuseum hat die Ausstellung in Zusammenarbeit mit den Feldbahnforschern Dr. Burkhard Beyer und Rüdiger Uffmann sowie den Feldbahnfreunden Lippe e.V. realisiert.


Hintergrund
Der Name "Feldbahn" geht auf eine Erfindung des französischen Gutsbesitzers Paul-Armand Decauville zurück, der 1875 für die Ernte ein einfaches, wetterunabhängiges Transportsystem suchte. Er entwickelte ein transportables, leicht verlegbares Schienen- und Fahrzeugsystem, das zuerst auf seinen Feldern zum Einsatz kam. "Ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit machte die Feldbahn schon bald weltweit zu einem wichtigen Transportmittel", erklärte Museumsleiter Willi Kulke am Dienstag (2.7.) bei der Vorstellung der Ausstellung in Lage.

Schnell verlegbare Gleise und Kipploren wurden auf Baustellen, in Wäldern, beim Torfabbau und in Ziegeleien eingesetzt. Die meisten Wagen wurden geschoben, manchmal bewegten Pferde und Ochsen die Wagen. Größere Betriebe beschafften auch Dampfloks, später Dieselloks.

Im Bergbau an der Ruhr gab es im 18. Jahrhundert Wagen mit Holzschienen für den Kohlentransport, unter Tage und über Tage. Schon 1790 begann man, Eisenstücke auf die Holzschienen zu nageln, aus der Schiebebahn wurde eine Eisenbahn. Zunächst bewegten Pferde und Ochsen die Wagen. Die ersten Feldbahnlokomotiven wurden wie ihre großen Schwestern mit Dampf betrieben, wenig später bereits mit Elektrizität. Doch der Dieselmotor setzte sich durch. Die Hersteller von Feldbahnloks - Henschel, Jung, Deutz, Schöma, Diema und viele andere - bauten Gleise, Loks und Loren für Feldbahnen und Grubenbahnen.

Die Feldbahnen fuhren auf allen großen Baustellen, halfen beim Bau von Schifffahrtskanälen und den ersten Autobahnen. Trümmerbahnen transportierten die Schuttberge nach 1945 aus den Städten. Torfbahnen ermöglichten den industriellen Abbau der trockengelegten Moore. Seit den 1960er-Jahren ersetzten Gabelstapler, Förderbänder und Lastwagen das traditionelle Transportmittel.

Eröffnung
Im Mittelpunkt der Ausstellungseröffnung am Sonntag (7.7.) um 11 Uhr steht eine Talkrunde zum Thema "Feldbahngeschichten". Teilnehmer sind Dr. Burkhard Beyer, Geschäftsführer der Historischen Kommission für Westfalen, Feldbahnforscher Rüdiger Uffmann, Feldbahn-Lokomotivführer Werner Stegemann, Sebastian Beyer, Vorsitzender der Feldbahnfreunde Lippe e.V., sowie Technikexperte Jens Newöhner.


Feldbahngeschichten. Von hängenden Loren und fliegenden Gleisen
7. Juli bis 27. Oktober 2019
LWL-Industriemuseum Ziegeleimuseum Lage
Sprikernheide 77, 32791 Lage
Geöffnet Do-So 10-18 Uhr


Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
Feldbahnbetrieb im Hartsteinwerk der Fa. Claas in Harsewinkel Anfang der 1950er Jahre.
Foto: Claas

Foto zur Mitteilung
Fahrtag der Feldbahn im Ziegeleimuseum. Die Lok wurde 1964 von der Maschinenfabrik "Schöma" gebaut.
Foto: LWL / Hudemann

Foto zur Mitteilung
Eine Feldbahn des Kalkwerks Müller kreuzt die B 68 in Künsebeck (1966). Die Lokomotive wurde 1935 von Orenstein & Koppel gebaut.
Foto: Helmut Beyer

Foto zur Mitteilung
Pause - junge Männer aus dem bei Bramsche gelegenen Arbeitslager Achmer des sogenannten "Reichsarbeitsdienstes" (1939). Im Hintergrund Kipploren einer Feldbahn.
Foto: Werner Stegemann


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