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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 01.03.19

Von der Fläche in den Raum: Illusionistische Lichtkunst
Sonderausstellung "Bauhaus und Amerika. Experimente in Licht und Bewegung" im LWL-Museum für Kunst und Kultur

Münster (lwl). Mit der aktuellen Ausstellung "Bauhaus und Amerika. Experimente in Licht und Bewegung" (bis 10.3.) richtet das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster den Blick auf Künstler, die nach der Schließung des Bauhauses 1933 nach Amerika emigrierten und dort ihre Ideen weiterentwickelten. Gezeigt werden die Auswirkungen der Bauhausbühne als interdisziplinärem Laboratorium für Licht- und Bewegungsexperimente bis in die Gegenwart. Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) stellt einzelne Künstler und Werke oder besondere Themen der Sonderausstellung exemplarisch vor.

Die Experimente an der Bauhausbühne trugen maßgeblich zur Entwicklung der Lichtkunst als eigenständige Kunstströmung im 20. Jahrhundert bei. Dabei faszinierte die Künstlerinnen und Künstler Licht besonders wegen der Immaterialität. Sie interessierten sich aber gerade auch für die Körperlichkeit des Lichts und die sinnliche Wahrnehmung des Mediums im Raum.

Diese künstlerischen Überlegungen schlugen sich zunächst in der Malerei nieder. In der Ausstellung zeigt dies László Moholy-Nagys (1895-1946) "Konstruktion AL6" (1933/34), das auf Aluminium statt auf Leinwand gemalt wurde. Moholy-Nagy malte nicht nur mit lichtempfindlichen Materialien und gilt neben Man Ray als Erfinder der Fotogrammtechnik, sondern er erprobte auch die optische Wirkung von Licht auf reflektierenden und bewegten Oberflächen. Er setzte zudem neuere Materialien, wie Plexiglas oder Edelstahl ein. Nach seiner Emigration nach Amerika und der Gründung des New Bauhaus 1937 in Chicago (später Institute of Design) beeinflusste er mit seiner technikbegeisterten und interdisziplinäre Lehre zahlreiche Künstler.

Bei Lillian Florsheim (1896-1988), die ab 1951 das Institut besuchte, sind deutliche Anklänge an Moholy-Nagy zu erkennen. Sie verwendete vor allem in den 1950er und 1960er Jahren Acrylglas für ihre ungegenständlichen Skulpturen, die sich durch Verdichtung und Überlagerung des Materials auszeichnen. Eine ihrer Skulpturen aus verschachtelten Röhren und Plexiglasscheiben von 1965 ist in der Bauhaus-Ausstellung in Münster zu sehen.
Ende der 1960er Jahre hatte auch Robert Irwin (*1928) die Malerei über ihre materiellen Beschränkungen hinausgetrieben. In seiner "Disk"-Werkserie verschwimmen die Grenzen zwischen dem bemalten Objekt und dem umgebenden Raum. Er verwendet Aluminiumplatten als Bildträger. Die konvexen Scheiben sind in konzentrischen Kreisen mit matten Farbpigmenten besprüht und auf einen röhrenförmigen Arm montiert. Irwin nutzt bei diesen Werken zusätzlich eine ausgeklügelte Beleuchtung, die er zuvor in seinen Punktgemälden erarbeitet hatte. Indem er die Scheibe von vier Seiten aus anstrahlt, entstehen sich überlappende Schatten an der Wand. Die Arbeit "Ohne Titel" (1967-68) in der Ausstellung "Bauhaus und Amerika" ist eine Lichtskulptur, die vor der Wand zu schweben scheint. Irwin führt damit auch Josef Albers' Überlegungen zur Wahrnehmung über die Leinwand hinaus in den Raum und bringt dessen Erkenntnisse buchstäblich ans Licht. Er arbeitete 1968 am Los Angeles County Museum außerdem mit James Turrell zusammen.

James Turrell (*1943), einer der wichtigsten zeitgenössischen Vertreter der Lichtkunst, studierte zunächst Psychologie und Mathematik, bevor er sich dem Kunststudium widmete. In seiner Lichtkunst setzt er sich ebenfalls mit Wahrnehmungsphänomenen auseinander, die sich an wissenschaftliche Erkenntnisse anlehnen: "Zuerst einmal befasse ich mich nicht mit Objekten. Es geht mir allein um Wahrnehmung. Zweitens gibt es bei mir kein Bild, weil ich assoziative, symbolische Gedanken vermeiden möchte." In Münster ist eine Ecke in einem abgedunkelten Raum in pinkfarbenes Licht getaucht. Die scheinbar einfache Projektion einer akkuraten Dreiecksform wirkt bei längerer Betrachtung als würde sich eine neue Dimension eröffnen, der Raum dehnt sich förmlich aus und wird illusionistisch erweitert. "Worauf schaut man aber ohne Objekt, ohne Bild und ohne Fokus? Man schaut auf sich selbst, wie man schaut. Das geschieht als Antwort auf unser Sehen und den selbsterkennenden Vorgang des Sich-selbst-beim Sehen-Zuschauens", so Turrell über seine Kunst.

Öffentliche Rundgänge
Jeden Samstag und Sonntag finden um 13.30, 14, 14.45 und 15.15 Uhr einstündige geführte Ausstellungsrundgänge statt. Am Wochenende ermöglichen außerdem 25-minütige Spotlight-Rundgänge einen thematischen Zugang zur Ausstellung: zur Bauhausbühne, Samstag, 16 Uhr, und Sonntag, 11 Uhr, zur Lichtkunst, Samstag, 16.30 Uhr, und Sonntag, 11.30 Uhr, oder zu Fotoexperimenten, Samstag, 17 Uhr, und Sonntag, 12 Uhr. Weitere öffentliche Angebote unter http://www.bauhaus-amerika.de

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Claudia Miklis, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon: 0251 5907-168, presse.landesmuseum@lwl.org.
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.





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