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Presse-Infos | Psychiatrie
Mitteilung vom 07.03.18
Morgenlicht für gute Laune
Vier Fragen zum Thema "Licht und Psyche" an Prof. Dr. Dr. Martin Holtmann von der LWL-Universitätsklinik Hamm
Hamm (lwl). Die Tage werden länger, die Temperaturen werden milder und trotzdem lässt der Frühling noch auf sich warten. Das trübe Wetter kann auf die Stimmung schlagen und melancholische Gefühle auslösen. In der LWL-Universitätsklinik in Hamm untersucht der Ärztliche Direktor, Prof. Dr. Dr. Martin Holtmann, in einer Lichttherapie-Studie mit Jugendlichen den Zusammenhang von Licht und Stimmung. Hier unsere Fragen und Antworten zum Thema "Licht und Psyche".
Herr Holtmann, Licht und Stimmung - besteht da ein Zusammenhang?
Prof. Dr. Dr. Martin Holtmann: "Ja, Licht wirkt auf unser Gehirn. Genauer gesagt, das Licht wirkt auf Hormone und Botenstoffe im Gehirn. Zum Beispiel hat es auch Einfluss auf das lichtabhängige Hormon Melatonin. Dieses Hormon signalisiert dem Körper beispielsweise "jetzt musst du schlafen". Licht beeinflusst den Melatoninstoffwechsel. Die Lichtverhältnisse beeinflussen also den Stoffwechsel im Körper, der wiederum mit unserer Stimmung zusammenhängt. Wird es morgens erst spät hell, kann unser Rhythmus durcheinander kommen. Vielen macht das gar nichts aus. Es gibt aber Menschen, die darauf sensibel reagieren."
Können wir zum Beispiel mit viel Licht im Büro unsere Stimmung aufhellen?
"Wichtiger ist es, dass man morgens- zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit - vor die Tür kommt. Selbst das Dunkle draußen ist für den Körper relativ hell. Am besten helfen direkt morgens Bewegung und Licht. Das Morgenlicht ist für unseren Körper aktivierender als anderes Licht."
Welche Rolle spielt Licht bei Ihrer Studie?
"Bei einer Winterdepression wissen wir, dass eine Lichttherapie hilft. Betroffene setzen sich jeden Morgen eine halbe Stunde vor eine spezielle Lampe oder setzen sich eine Lichttherapiebrille auf. Es stellte sich heraus, dass die Lichttherapie nicht nur bei Winterdepressionen hilft, sondern auch bei anderen Depressionen. Bei Erwachsenen wurde das schon erfolgreich untersucht, wir wollen das nach ermutigenden Pilotstudien jetzt in unserer großen Studie bei Jugendlichen testen."
Und wie ist das mit Licht am Abend: Sollte man vorrangig Lichtquellen dämpfen, um den Körper auf die Schlafenszeit einzustellen?
"Insbesondere die blauen Anteile im Lichtspektrum führen zu einer Aktivierung und können bei manchen Menschen das Einschlafen verzögern oder erschweren. Daher kann es sinnvoll sein, über entsprechende Filter - wie zum Beispiel 'Night Shift' - das blaue Licht in Smartphones oder Computern auszublenden. Wichtiger scheint mir aber im Sinne einer guten "Schlafhygiene", den Umgang mit elektronischen Medien im Verlauf des Abends zu reduzieren."
Hintergrund:
Mit dem Titel "DeLight" führt die LWL-Universitätsklinik Klinik Hamm für Kinder- und Jugendpsychiatrie eine Studie zur Lichttherapie bei depressiven Jugendlichen durch. Um die Behandlung von depressiven Erkrankungen zu verbessern, wird in dieser Studie die Wirksamkeit von Licht bei depressiven Jugendlichen untersucht. Im Erwachsenenbereich ist Lichttherapie als zusätzliches Behandlungselement bereits etabliert. Erste Studien im Jugendalter deuten vor allem auf eine Verbesserung des Schlafes hin. Jedoch fehlen größere Studien, um allgemeingültige Aussagen zu treffen. Diese Forschungslücke möchte dieses vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt schließen. Dazu erhalten etwa 224 stationär behandelte Jugendliche mit einer Depression zusätzlich zur Regelbehandlung über vier Wochen eine morgendliche Lichttherapie (mit einer Lichtintensität von 10.000 Lux) mithilfe von Lichtbrillen. Die Studie wird in Kooperation mit den Unikliniken Neuruppin, Ulm und dem UKE in Hamburg durchgeführt.
Pressekontakt:
Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Klaudia Suilmann, LWL-Universitätsklinik Hamm, Telefon: 02381 893-5018, klaudia.suilmann@lwl.org
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