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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 29.01.18
LWL zeichnet Wassermühle Graffeln als Denkmal des Monats aus
Mit 500 Jahren ist sie eines der ältesten Exemplare Westfalens
Büren (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat die Wassermühle Graffeln im Bürener Ortsteil Wewelsburg als Denkmal des Monats ausgezeichnet. "Das Gebäude dürfte zu den ältesten erhaltenen Wassermühlen Westfalens gehören", so LWL-Denkmalpfleger Dr. Fred Kaspar. "Dank seiner soliden Ausführung steht es auch nach 500 Jahren noch bemerkenswert gut da. Die gesamte Dachkonstruktion zeigt keine Schäden und wurde nicht verändert."
An der Mühle, die unterhalb der Wewelsburg im Tal der Alme liegt, lassen sich verschiedene Ereignisse der Landesgeschichte ablesen: Der Bau der Mühle war nur möglich, da der frühere Ort Graffeln nach der Pest um 1370 ebenso von den Bewohnern aufgegeben worden war, wie das benachbarte Kloster Böddeken. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts besiedelten die Kreuzherren das Kloster wieder und bauten eine Landwirtschaft auf. Dabei gründeten sie auf den Ländereien des verlassenen Ortes Graffeln ab 1434 einen Wirtschaftshof mit einer großen Mühlenanlage. Um die Mühle mit Wasser zu versorgen, bauten sie einen über einen Kilometer langen Mühlenkanal von der wasserreichen Alme. Dieser Kanal ist bis heute erhalten.
Diese erste Mühle existiert nicht mehr: Nachdem die Kreuzherren 1515 in einen wirtschaftlichen Konflikt mit den Herren von Brenken gerieten, plünderten diese den Wirtschaftshof und zerstörten die Mühle. Schon ein Jahr später begannen die Kreuzherren mit dem Bau der heutigen Mühle. Wie zu dieser Zeit in Westfalen üblich, wurde sie als Doppelmühle errichtet. Dabei bauten die Kreuzherren eine Korn- und eine Ölmühle in zwei Gebäuden an beiden Seiten des Stauwehrs. Die Klosterchronik berichtet für das Jahr 1517 "Buwen wy dit jar eyn malmollen von steynen" ("Bauen wir dieses Jahr eine Mahlmühle aus Steinen.") Der LWL-Denkmalexperte Peter Barthold hat jetzt bei einer dendochronologischen Untersuchung der im Dach verwendeten Eichenbalken nachge-wiesen, dass die Eichen tatsächlich im Frühjahr 1517 gefällt wurden. "Da früher Eichen immer frisch verzimmert wurden, ist damit der Eintrag in der Klosterchronik bestätigt", so Barthold.
Hintergrund
Als das Kloster Böddeken 1803 aufgelöst wurde, wurde der Wirtschaftshof Graffeln zu einer staatlichen Domäne. Die Mühlen und die übrigen Wirtschaftsgebäude wurden zunächst zusammen mit den Ländereien und einer großen Schafhaltung an Unternehmer verpachtet. 1860 wurde das Ensemble ausgerechnet an den Freiherren von Brenken zu Erpenberg verkauft, also dem Nachfahren derjenigen, die 1515 die Vorgängeranlage zerstört hatten. Seitdem haben die Besitzer die gesamte Anlage gepflegt und 1911 um das "Haus Graffeln" ein kleines Herrenhaus erweitert. In der alten Kornmühle ist heute eine Tischlerei untergebracht, so dass das Gebäude weiterhin genutzt und damit erhalten wird.
Das Mühlengebäude ist ein mehrgeschossiger Steinbau, der neben der Mühle auch die Wohnung des Müllers sowie im Obergeschoss und im Dach Lagerböden für Getreide aufnahm. "Das bemerkenswert alte Gebäude folgt in seiner ungewöhnlichen Gestalt noch ganz mittelalterlichen Bautraditionen, denn es zeigt in seinem steilen Satteldach heute nur noch sehr selten erhaltene Halbwalme", erklärt Kaspar.
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