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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 27.09.17
LWL hat das Kanzelorgelprospekt der Altenaer Lutherkirche als Denkmal des Monats ausgezeichnet
Altena (lwl). Der Brand in der Lutherkirche in Altena (Märkischer Kreis) in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 2015 hinterließ am Kanzelorgelprospekt vielfältige Schäden. An dieser farbig gestalteten, raumbeherrschenden Holzkonstruktion mit ältesten Teilen aus der Zeit um 1738 waren starke Verrußung sämtlicher Oberflächen, Blasenbildung, großflächige Abhebungen der Farbschichten sowie zahlreiche flächige Farbveränderungen zu beklagen. Nach Abschluss der gelungenen Restaurierung zeichnet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Kanzelorgelprospekt nun als Denkmal des Monats September aus.
"Das denkmalpflegerische Ziel war nicht die Beseitigung der Brandschäden, sondern der Erhalt sämtlicher Partien und Fassungen, deren Konservierung noch mit einem zu rechtfertigenden Aufwand und einem zufriedenstellenden Ergebnis möglich war", erläutert LWL-Amtsrestauratorin Helena Dick das Konservierungskonzept. "Gleichzeitig galt es, die Eingriffe auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren und die Herangehensweise bei der Konservierung der einzelnen Bereiche differenziert an die jeweiligen Erhaltungszustände anzupassen. Eine Herausforderung stellte der Umgang mit den Farbveränderungen dar. "Die starke Hitzeeinwirkung während des Brandes hatte offenbar in den jüngeren Retuschen und Überarbeitungen eine beschleunigte künstliche Alterung bewirkt. Je nach chemischer Zusammensetzung äußert sie sich nun durch Vergilbung und/oder Verdunkelung der Farbe", erklärte die Amtsrestauratorin die fleckige Gesamterscheinung des Prospektes nach der Oberflächenreinigung.
Angesichts der entstandenen Schäden zeigen sich die Denkmalbehörden und das Fachamt mit dem Ergebnis dennoch zufrieden, auch wenn die ehemals lichte Erscheinung des Prospektes mit der Restaurierung nicht erreicht werden konnte. Fachlich wurden die Maßnahmen eng mit der Unteren Denkmalbehörde Altena und der LWL-Denkmalpflege, Landschaft- und Baukultur in Westfalen (LWL-DLBW) abgestimmt. Deswegen ist diese Restaurierung ein gutes Beispiel für konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Evangelischen Gemeinde Altena als Eigentümer, den ausführenden Restauratoren und den beteiligten Denkmalpflegern.
Hintergrund
Das Orgelkanzelprospekt wurde in seiner Geschichte mehrmals überarbeitet und zuletzt im Jahr 2007 restauriert. In den oberen Bereichen waren die Fassungsschäden so gravierend, dass dort eine Neufassung unumgänglich war. Ausgeführt wurde sie mit traditioneller Leinölfarbe. Bei den vergoldeten Schleierbrettern konnten die ursprünglichen Polimentvergoldungen allerdings erhalten werden, nur die beschädigten jüngeren Bronzierungen wurden entfernt und neu aufgearbeitet. "Das beabsichtigte Spiel zwischen den Glanz- und Mattvergoldungen wurde dadurch nach mehreren Jahrzehnten überhaupt erst wieder erlebbar", freut sich die LWL-Amtsrestauratorin Dick.
Auf der Emporenbrüstung, auf dem Schalldeckel, dem Kanzelkorb und der bodennahen Altararchitektur bestand trotz der unumkehrbaren Farbveränderungenaus konservatorischer Sicht keine Notwendigkeit, die sichtbare Fassung komplett aufzugeben. Die Maßnahmen wurden dort auf eine Oberflächenreinigung sowie eine Integration farblich veränderter Partien durch Lasuren beschränkt. Gerade dieser letzte Schritt erforderte seitens der Restauratoren ein sehr sensibles und strukturiertes Vorgehen, um die Überarbeitungen minimal zu halten. Gleichzeitig musste man in der Auswahl der zu überarbeitenden Flächen wissenschaftlich konsequent und nachvollziehbar bleiben. Das Ergebnis ist nun ein Prospekt, dessen ursprüngliche lichte Wirkung etwas gedämpft ist. Trotz des Brandereignisses konnte in weiten Teilen die wertvolle, historische und teils originale Fassung bewahrt werden.
Durchgeführt wurde die aufwändige Restaurierung des Brandschadens von der Werler Diplom-Restauratorin Monika Voss-Raker in Zusammenarbeit mit der Olper Kirchenmalerfirma Rademacher.
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