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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 22.07.16

Exponate auf einen Blick: Liselotte von der Pfalz (Gemälde)
Sonderausstellung ¿Homosexualität_en¿ im LWL-Museum für Kunst und Kultur

Münster (lwl). Das Leben und die Liebe abseits der heterosexuellen Norm stehen im Mittelpunkt der Sonderausstellung ¿Homosexualität_en¿ im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Noch bis zum 4. September erfahren Besucher anhand von rund 800 Exponaten Wissenswertes über Geschichte und Kultur, Ausgrenzung, Verfolgung und Errungenschaften der queeren Gemeinschaft. In einer Serie stellt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) einzelne Ausstellungsstücke vor.

Gemälde von Liselotte von der Pfalz (Louis Elle, ca. 1678)
In einer Zeit, in der die meisten adeligen Frauen eher als üppig herausgeputzte Anhängsel ihrer Ehemänner auftraten und in erster Linie neue Erben zu gebären hatten, muss Elisabeth Charlotte ¿Liselotte¿ von der Pfalz allein aufgrund ihres Auftretens großen Eindruck hinterlassen haben: Die 1652 in Heidelberg geborene spätere Herzogin von Orléans und Schwägerin von König Ludwig XIV war bekannt für ihr burschikoses Auftreten. Auf dem Gemälde, das dem französischen Porträtmaler Louis Elle zugewiesen wird und um 1678 entstand, präsentiert sich Liselotte von der Pfalz selbstbewusst im Jagdkostüm, die Pose maskulin, die Frisur ebenfalls eher nach männlicher Mode getragen.

1671 aus politischen Erwägungen mit Philipp I. von Orléans, dem Bruder des ¿Sonnenkönigs¿, verheiratet, fand sie sich am französischen Hof weitestgehend isoliert. Ein Grund hierfür mag die offene Homosexualität ihres Mannes gewesen sein. Das Leben am Rand der adeligen Gesellschaft gestattete Liselotte jedoch, das Treiben und die Intrigen in Versailles kritisch zu beobachten und in mehreren tausend Briefen festzuhalten. Etwa 5.000 der rund 60.000 Schriftstücke sind heute noch erhalten und zählen zu den wichtigsten kulturgeschichtlichen Zeugnissen vom Hof des Sonnenkönigs. In einer für die damalige Zeit ungewöhnlich direkten Sprache schildert die Herzogin darin ihre Eindrücke mächtiger Persönlichkeiten. Häufig fallen ihre Urteile kritisch aus ¿ so schreibt sie etwa über Madame Maintenon, Mätresse des Königs: ¿Sie ist nur eine alte Zott, eine Hexe und eine Rompompel.¿ Als scharfe Beobachterin und unverblümte Chronistin ihrer Zeit war Liselotte zufriedener als in ihrer Rolle als adelige Dame und später dreifache Mutter am königlichen Hof: ¿Madame sein ist ein ellendes Handwerck¿, schreibt sie in einem ihrer Briefe. In einem anderen: ¿Es ist mir all mein leben leydt gewessen, ein weibsmensch zu sein, und churfürst zu sein wehre mir, die wahrheit zu sagen, beßer ahngestanden, als Madame zu sein.¿ Mit den komplizierten Sitten, dem Protz und Prunk und der Verschwendungssucht des höfischen Lebens kam sie nie gut zurecht. Und doch lebte Liselotte von der Pfalz über 50 Jahre am Königshof. 1722 starb sie im Alter von 70 Jahren.

Pressekontakt:
Hannah Reichelt, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-5400
presse@lwl.org



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Foto zur Mitteilung
Das Gemälde von Liselotte von der Pfalz (Louis Elle, ca. 1678).
Foto: LWL


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