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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 17.07.15
Gestrandet in der westfälischen Bucht?
LWL zeichnet Reetdachhaus in Ahlen als Denkmal des Monats aus
Ahlen (lwl). Nicht nur wegen seines für Westfalen ungewöhnlichen Reetdaches sondern auch wegen seines idyllisch angelegten Gartens hebt sich das Haus am Ahlener Stadtrand von den Häusern der Umgebung ab. Jetzt hat es der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Denkmal des Monats ausgezeichnet.
Erst bei genauem Hinsehen lässt sich erahnen, dass sich inmitten eines fast schon verwunschen anmutenden Gartengrundstücks ein Unikum verbirgt. ¿Der scheinbare Wildwuchs von Bäumen, Büschen und Sträuchern lässt nur wenige Einblicke zu auf ein Haus mit einer besonderen Dacheindeckung: Wo in Westfalen eigentlich Materialien wie Tonziegel oder Schiefer fast schon monopolartig für die Ausbildung der sogenannten fünften Fassade verantwortlich zeichnen, trotzt ein normalerweise eher in nördlicheren bzw. küstennahen Regionen beheimatetes Reetdach Wind und Wetter¿, sagt LWL-Denkmalpfleger Christian Steinmeier.
Hintergrund
Die Eindeckung des Daches des Wohnhauses erfüllte über 50 Jahre lang ihre Pflicht. Neben einer langsamen, aber stetigen Reduzierung des Schilfrohres machte ein fortschreitender Moosbewuchs eine Erneuerung des Reetes unausweichlich. Mit der Umsetzung der Arbeiten wurde eine niederländische Fachfirma beauftragt. ¿Dank solider Arbeit erstrahlt das Landhaus heute in altem Glanz ¿ und wartet in diesem Zustand auf neue Eigentümer, die die vorbildliche Pflege der jetzigen Besitzerfamilie verantwortungsbewusst fortführen¿, so Steinmeier.
Unter einer ausladenden Haube aus Schilfrohr erstreckt sich über zwei Flügel ein eingeschossiges Wohnhaus mit vollausgebautem Dachgeschoss, das 1958 auf dem Kellersockel eines im Jahr zuvor abgebrannten, 1946 errichteten Nothauses errichtet wurde. Seine Eindeckung erhielt das Haus auf besonderen Wunsch des Bauherren, es sollte ausdrücklich an die Lüneburger Heide erinnern, passend hierzu der Entwurf des Gebäudes im Stile eines Landhauses. Über den backsteinverkleideten Wänden wurde das Reetdach aus Sorge vor einem erneuten Brand auf eine Betondachkonstruktion aufgelegt. Zudem erschienen den Behörden - ebenfalls vor dem Hintergrund des Brandschutzes - die Abstände zur Nachbarbebauung durch die zurückliegende Positionierung auf dem sehr weitläufigen, etwa 2.900 Quadratmeter großen Grundstück als akzeptabel. Zum Anwesen gehört eine 1955 errichtete Garage mit pfannengedecktem Walmdach.
Über dem Keller des Vorgängerbaus erstreckt sich der Hauptteil des Hauses, von dem aus ein kürzerer, nicht unterkellerter Flügel schräg abknickt. In seinen 13 Räumen bot das Haus viel Platz für die Familie des Bauherren ¿ eines Ahlener Fabrikanten. So sind im Erdgeschoss neben den üblichen Wohnbereichen auch Besuchs- und Herrenzimmer zu finden. Das Dachgeschoss beherbergt die über lange Schleppgauben belichteten Schlafzimmer der Familie und Hausmädchen.
¿Die anspruchsvolle und liebevoll detaillierte Ausstattung der Innenräume ist in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben¿, so LWL-Denkmalpfleger Steinmeier. ¿Der Garten gehört wie das Haus zur bewussten Gestaltung des Grundstücks, denn auch im Außenbereich wurde die ländliche Idylle zum Gestaltungsideal erhoben. Hier schlängeln sich mit Bruchsteinplatten belegte Wege vorbei an Rasenflächen durch gekonnt platzierte Baum- und Strauchgruppen zu reizvollen Freiplätzen, an denen Teich, Bronzefiguren und Springbrunnen für zusätzliche Akzente sorgen¿, so Steinmeier weiter. Zur Straße grenzt sich der Garten durch eine Backsteinmauer mit geschmiedetem Tor ab.
Pressekontakt:
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