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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 22.05.14
Garten des Kapuzinerklosters in Werne ist Denkmal des Monats
¿Freundeskreis Klostergarten Werne¿ hilft bei der Pflege
Werne (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat den Garten des Kapuzinerklosters in Werne (Kreis Unna) als Denkmal des Monats ausgezeichnet.
¿Der Klostergarten ist ein religiöses Denkmal. Er bildet mit der umgebenden hohen Mauer zusammen mit dem Kloster und dem eingeschlossenen Kreuzgang eine tiefe symbolische Einheit. Seit über 340 Jahren ist er ein Ort des spirituellen Lebens, in dem Gebet, Einkehr, geistige Tätigkeit und Handarbeit gepflegt werden¿, erklärt LWL-Denkmalpfleger Uwe Siekmann.
Weil die beschwerliche Arbeit im Klostergarten den vorwiegend älteren Kapuzinern nicht mehr so leicht von der Hand geht, fanden sich im ¿Freundeskreis Klostergarten Werne¿ Interessierte zusammen, die die Brüder bei der Gartenarbeit unterstützen. ¿Der Freundeskreis will den Klostergarten als Kulturdenkmal erhalten und pflegen. Wichtigste denkmalpflegerische Ziele sind es dabei, die Ordnung des Nutzgartens zu bewahren und die alten Obst- und Ziergehölze zu pflegen¿, freut sich Siekmann über das Engagement.
Ehrenamtlich haben die Gartenfreunde die Gemüsebeete von Unkraut befreit, die Obstbäume, die alten Hainbuchen, die Buchsbaumkegel und die Beeteinfassungen fachgerecht geschnitten und ergänzt. Neben Gemüse und Obst pflanzen sie auch Ziersträucher und Sommerblumen, die für die Ausschmückung der Kirche verwendet werden. Die Helfer haben sich einen kleinen überdachter Sitzplatz hinter dem Geräteschuppen eingerichtet, den auch Besucher nutzen können, die wegen der Blütenpracht in den Klostergartens kommen. Wer bei der Pflege des Klostergartens mithelfen möchte, kann sich beim Freundeskreis melden.
¿Wie der Garten zur Bauzeit des Klosters 1671 aussah, wissen wir nicht. Seine heutige Gestaltung und Bepflanzung stammt wohl aus dem späten 19. Jahrhundert, doch ist anzunehmen, dass damals der Klostergarten nicht grundsätzlich neu angelegt, sondern der bisherige Garten instand gesetzt worden ist¿, erklärt Siekmann.
Hintergrund
Ein Mittelweg und zwei verlaufende Querwege gliedern den Gemüsegarten mit seinen unterschiedlich großen Beeten, wie er sich hinter dem Klostergebäude erstreckt. Im Kreuzungspunkt des Mittelweges mit dem hinteren Querweg befindet sich ein Rondell, in dessen Mitte ein Kruzifix steht. Das Rondell und die umgebenden Beete sind mit niedrigen Buchsbaumhecken eingefasst. Ein Obstgarten südwestlich des Gemüsegartens vervollständigt die Anlage, denn Obstbäume waren immer schon wichtige Lieferanten für den klösterlichen Speiseplan. Noch heute sind an der südexponierten Klostermauer die Befestigungshaken für ein Lattengerüst erkennbar, an das von Weinranken oder Spalierobst angebunden wurde.
Besonders auffallend sind vier parallel zur Traufseite des Klostergebäudes wachsende hohe Buchsbäume, die wohl um 1900 gepflanzt und in rundkegeliger Form geschnitten werden, sowie eine Reihe alter, regelmäßig beschnittener Hainbuchen entlang der südlichen Klostermauer. Als weitere markante Gehölze prägen eine Magnolie, eine Weide, zwei Eiben und mehrere Rotbuchen den Garten.
¿In den vergangenen Jahrzehnten wurden zwar vermehrt Ziergehölze wie Hortensien und Rosen in die Beete gepflanzt, der Anteil an Rasenfläche wurde vergrößert und sich in manchen Gartenbereichen machte sich Wildwuchs breit. Das tut der Schönheit und dem Zeugniswert des Werner Klostergartens, der in seiner Schlichtheit und funktionalen Aufteilung über Jahrhunderte hinweg in traditioneller Weise genutzt wurde, aber keinen Abbruch¿, so Siekmann.
Von alters her dienten Klostergärten der Selbstversorgung der Mönche. Einfach gestaltet, von rechteckigem Grundriss und mit orthogonalem Wegenetz ausgestattet, gehörten Gemüse- und Kräuterbeete sowie Obstgehölze zur Anlage eines Klosters dazu. Die enge spirituelle Beziehung zum Garten und zum Gärtnern bildete eine der Grundlagen des christlichen Klosterlebens.
Die Kapuziner zählen zu den Franziskaner-Minoriten, die bereits seit dem 13. Jahrhundert in Westfalen eine bedeutende Rolle spielten. Nach dem Vorbild des heiligen Franz von Assisi setzten sie sich vor allem für Arme, Notleidende, Obdachlose und Kranke ein. In Werne kümmerten sie sich im 17. und 18. Jahrhundert auch um die Pestkranken. Das Pesthäuschen, in dem die Patres wohnten, die die Pestkranken pflegten, kündet noch heute davon.
Das Kapuzinerkloster wurde ab 1671 außerhalb der Stadt direkt im Anschluss an die Stadtmauer errichtet. Im Unterschied zu vielen anderen Klöstern Westfalen-Lippes überstand das Werner Kapuzinerkloster die Folgen der Säkularisation und des Kulturkampfes im 19. Jahrhundert nahezu unbeschadet, die Gebäude wurden als Schule und nach dem Zweiten Weltkrieg als Bildungsstätte für Studenten des Ordens genutzt. Über die Zeit hinweg blieb auch der Garten als Fläche weitgehend erhalten und wurde als Nutzgarten bewirtschaftet.
Pressekontakt:
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