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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 15.03.11

¿Gotteshäuser zu verkaufen¿
Der LWL stellt die Ergebnisse eines zweijährigen Forschungsprojektes zu Kirchenumnutzung vor

Bochum/Westfalen (lwl). Was ist davon zu halten, wenn sich plötzlich eine Gaststätte dort befindet, wo vor einigen Jahren noch Gläubige ein und aus gingen? Wie fühlt sich das an, wenn man in einer Kirche wohnt oder arbeitet? Im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojektes der Volkskundlichen Kommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat sich Dr. Katrin Bauer mit den verschiedenen Facetten dieses Prozesses auseinandergesetzt, der mit Gemeindefusionen beginnt und mit Kirchenumnutzungen, immer häufiger auch mit Kirchenabrissen endet.

Angesichts der Veränderungen in den beiden großen Kirchen mehren sich die Beispiele für neue Nutzungen, die in einer ehemaligen Kirche einen Raum gefunden haben, der seinesgleichen sucht. Auf der anderen Seite formiert sich auch Protest: Gemeindemitglieder trauern um ihre soziale Heimat, Denkmalpfleger warnen vor dem Verlust von wertvoller Bausubstanz, Bürgermeister fürchten um die Attraktivität ihrer Städte. ¿In Interviews mit Betroffenen, mit Vertretern der Amtskirche und mit zahlreichen Gruppen, die mit diesen Prozessen zu tun haben, habe ich versucht herauszufinden, was die Schließung oder Umnutzung einer Kirche bedeutet und wie die verschiedenen Gruppen damit umgehen¿, so Bauer.

¿Wir können diese Kirche nicht aufgeben, weil sonst die Mitte weggeht¿, betont zum Beispiel Andrea Ackermann aus der Paulus-Gemeinde in Kamp-Lintfort. Und dennoch, die Pauluskirche ist mittlerweile außer Dienst gestellt, entweiht und gleich abgerissen worden.

Präsentiert werden die Forschungsergebnisse in einem etwa 45 Minuten langen Dokumentarfilm und in einem Buch. ¿Wir haben uns dazu entschlossen, neben einem Buch auch einen Film zu drehen, weil die eindrucksvollen, teils auch emotionsgeladenen Bilder des Films auf ihre ganz eigene Art die Bedeutung eines Themas belegen, das beispielhaft ist für eine sich grundlegend verschiebende Beziehung zwischen Religion und Gesellschaft¿, erläutert die Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission für Westfalen, Christiane Cantauw.

Sowohl im Buch als auch in der Ausstellung ¿Kirchenumnutzungen¿, die der LWL vom 17. März bis zum 10. April in der Bochumer Kunstkirche zeigt, sind außerdem Fotos von Stephan Sagurna zu sehen. ¿Der Fotograf des LWL-Medienzentrums führt mit seinen sprechenden Bildern deutlich vor Augen, dass eine Kirche kein Gebäude wie jedes andere ist. Die klaren und sachlichen Fotografien fordern uns auf, Stellung zu beziehen. Wie ernst wir gerade das Medium Bild im Rahmen dieses Projektes genommen haben, zeigt sich daran, dass die DVD zusätzlich zum Film noch einen ROM-Teil mit 21 Fotos enthält und auch dem Buch neben der DVD noch zahlreiche Fotografien beigegeben wurden¿, so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale.

¿Im Grunde geht es um die Frage, welchen Platz wir Kirche und Religion in unserer Gesellschaft heute noch einräumen möchten. Konfrontiert mit Umnutzungskonzepten, leergeräumten Kirchen oder gar dem Abriss eines Gotteshauses können wir einer grundlegenden Diskussion über das Thema nicht mehr ausweichen¿, betont Rüschoff-Thale.

Katrin Bauer:
Gotteshäuser zu verkaufen.

Gemeindefusionen, Kirchenschließungen und Kirchenumnutzungen,
212 Seiten, zwei farbige Bildteile,
mit DVD, Festeinband, 29,90 Euro Waxmann-Verlag, Münster

DVD ¿Gotteshäuser zu verkaufen.
Kirchenschließungen zwischen Verlust und Chance¿.

Ein Film von Katrin Bauer, Andrea Graf und Ragnar Kopka.
(in der Reihe: Alltag im Film, eine Co-Produktion des LWL-Medienzentrums und der Volkskundlichen Kommission für Westfalen,
zu bestellen beim LWL-Medienzentrum für Westfalen, medienzentrum@lwl.org oder im Buchhandel)

Ausstellung: Kirchenumnutzungen.
Fotografien von Stephan Sagurna,
vom 17.März bis zum 10. April
in der Kunstkirche Christ-König, Steinring 34 in Bochum

Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Die Christ-König-Kirche in Bochum wurde nach ihrer Profanierung zur Kunstkirche. Hier zeigt der LWL bis zum 10. April die Foto-Ausstellung ¿Kirchenumnutzungen¿.
Foto: LWL/Sagurna


Foto zur Mitteilung
Aktion statt Besinnlichkeit gab es 2010 in der Bochumer Marienkirche.
Foto: LWL/Sagurna


Foto zur Mitteilung
Wohnen in einem ehemaligen Gotteshaus, das gibt es in Langenberg-Benteler, wo eine evangelische Kirche nun privat genutzt wird.
Foto: LWL/Sagurna



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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