URL dieser Seite: https://www.lwl.org/pm23397
Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 25.11.10
Thermohaut frisst Baukultur?
LWL-Tagung stellt Alternativen zur Verhüllung von Gebäuden vor
Dortmund (lwl). Klimawandel und Ressourcenverknappung zwingen zum sparsamen Umgang mit Energie. Muss energiesparendes Bauen zu Standardhäusern ohne Identität und regionalem Bezug führen? Mit dieser Frage beschäftigen sich über 100 Vertreter der kommunalen Politik und Verwaltung, Architektinnen und Planer sowie interessierte Bürger auf der diesjährigen Fachtagung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Dortmund. Anhand von Beispielen erörterten Referenten aus dem In- und Ausland Sanierungsmaßnahmen kritisch und stellten alternative Lösungsansätze vor. Ziel der Veranstaltung war es, Wärmeschutzkonzepte im Sinne der Baukultur vorzustellen, die zur Nachahmung anregen.
Seit der Einführung der Energieeinsparverordnung (EnEV) im Jahr 2002 werden bundesweit Gebäude systematisch mit Thermohäuten eingepackt. Erhaltenswerte Stuck- und Natursteinfassaden verschwinden hinter dicken Dämmstoffschichten. Eine Studie des LWL-Amtes für Landschafts- und Baukultur in Westfalen aus dem Jahr 2009 dokumentiert, wie die Sanierungsmaßnahmen das Straßenbild der Städte verändern. Für ausgewählte Bauwerke entwickelten LWL-Fachleute Empfehlungen zur Umgestaltung der Fassaden.
Wegen zunehmend kritischer Stimmen hob die Bundesregierung in der zweiten Jahreshälfte 2010 den Sanierungszwang auf. Hierdurch entstanden Spielräume für neue Lösungsansätze.
Auf der Jahresfachtagung Baukultur wurden zukunftsweisende Konzepte diskutiert:
Der Buchautor und Architekt Professor Ingo Gabriel macht sich für Energiesparhäuser stark: "Eine flächendeckende Sanierung ist machbar. Die Sanierung finanziert sich häufig über eingesparte Energiekosten gewissermaßen selbst.¿ Seit 25 Jahren zählt sein Büro zu den Pionieren des ökologischen Bauens.
Ganz neue Wege der energetischen Sanierung schlägt Professor Günter Pfeifer ein. Unter Einsatz passiver Technologien und klimaaktiver Fassadenelemente reduziert er in seinen Projekten die Wärmeabstrahlung. Er erreicht damit ungefähr eine Steigerung der Wärmedämmqualität um 25 Prozent gegenüber einem konventionellen Außenwandaufbau.
Das Kölner Ingenieurbüro P. Jung stellt in seinen Computer-Simulationen Bauprojekte auf den Prüfstand. Licht, Strömung und Thermik sind für Patrick Jung wesentliche Faktoren des Binnenklimas. ¿Ein echtes Wohlfühlklimas entsteht nur, wenn die Architektur, die Speichermasse, die Fassade und die Sonneneinstrahlung der Innenwelt eines Gebäudes genau aufeinander abgestimmt sind.¿
Als Kontrast zu den Hightech-Technologien greift das österreichischen Architekturbüro Ton Erde, Baukunst GmbH aus Schlins auf traditionelle Baumaterialien zurück. Martin Rauch und Thomas Honermann betonen immer wieder: ¿Lehm ist aus vielen Gründen ein zukunftsweisender Baustoff. Lehmbautechniken vom Lehmputz bis zum Stampflehm eröffnen vielfältige gestalterische Möglichkeiten, unterstützen das gesunde Raumklima und eröffnen Freiräume für eigene kreative Umsetzungen.¿
Das Amsterdamer Architekturbüro RAU zeigte mit seinen Bürobauten, Privathäusern und Schulen wie fortschrittlich nachhaltiges Bauen sein kann. ¿Im Sommer entsteht ein Wärmeüberschuss und diese Wärme können wir in unterirdischen Wassertanks im Boden speichern und im Winter dann wieder aus dem Boden holen und zum Heizen verwenden. So machen wir ein Gebäude energieneutral. Ein energieneutrales Gebäude heißt im Grunde, dass ich mit dem Gebäude genauso viel Energie produziere, wie ich für den Betrieb des Gebäudes brauche.¿
Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen