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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 08.09.10
Seit 90 Jahren verschollene Teile des Epitaphs von Sylvester zu Büren in Pfarrkirche St. Nikolaus in Büren entdeckt
Büren (lwl). Als sich Denkmalpflegerin Dr. Bettina Heine-Hippler und ihr Kollege Beat Sigrist vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den eingerüsteten Turm der Pfarrkirche St. Nikolaus in Büren (Kreis Paderborn) näher anschauten, weil dessen Fassade saniert werden sollte, staunten sie: Denn aus einigen schmalen Fenstern ragten Steinteile, die nicht zur Fassade passten, weil sie wie Marmor aussahen. Im Inneren des Turmes fanden sie dann rund 60 Bruchstücke, mit einigen waren Fenster verschlossen worden, andere waren aufgestapelt. Das Geheimnis um die rätselhaften Bruchstücke löste schließlich LWL-Kunsthistoriker Dr. Dirk Strohmann: Die Bruchstücke sind die seit 90 Jahren vermissten Teile des Epitaphs (Denkmal, ähnlich einem Grabmal) von Sylvester zu Büren aus dem 16. Jahrhundert, das die Kirchengemeinde 1924 dem Kreis Büren schenkte und das heute im Kreismuseum Wewelsburg zu sehen ist.
¿Das ist schon eine kleine Sensation¿, sagten Heine-Hippler und Strohmann am Mittwoch (08.09.) als sie die Bruchstücke an ihrem Fundort vor Journalisten präsentierten. Die Bruchstücke sollen am Donnerstag geborgen und in einer Restaurierungswerkstatt gereinigt werden. ¿Dann können wir sie vermessen, fotografieren und auf Farbspuren untersuchen¿, erklärt Heine-Hippler. Danach beginnt dann das große Puzzlespiel für die Denkmalpfleger und Restauratoren. Erst danach wissen sie, ob der 117 mal 82 Zentimeter große mittlere lateinische Textteil und einer von insgesamt drei deutschen 54 mal 28 Zentimeter großen Textteilen komplett erhalten geblieben sind. Zu diesem Puzzle gibt es eine ¿Anleitung¿ in Form einer Abschrift der Texttafeln, die aus dem 19. Jahrhundert stammt.
¿Diese Abschrift der deutschen Inschrift im Sockelbereich zeigt eindeutig, dass das größte Einzelstück aus der Nikolauskirche der Anfang der Inschrift des Sylvester-Epitaphs ist. Denn der Verstorbene wird hier namentlich erwähnt¿, so Strohmann. Neben den Textteilen im mittleren und unteren Teil besteht das Epitaph aus einer Relief-Darstellung Sylvesters von Bürens auf der linken sowie des Kreuzes auf der rechten Seite und jeweils Wappenreliefs darüber. Ob weitere im Turm gefundene Bruchstücke wie Gesimsteile und andere Architekturelemente auch zum Epitaph gehören, muss noch geklärt werden. Gehören sie dazu, hatte das Epitaph ursprünglich ein anderes Aussehen als bisher gedacht.
Wann genau das Epitaph aus der Kirche entfernt wurde, ist nicht überliefert. Renovierungen in den Jahren 1861, 1885/90 oder 1922/24 könnten der Anlass gewesen sein. ¿Wir gehen davon aus, dass die Kirchengemeinde das Epitaph 1924 dem Kreis Büren für sein Kreismuseum geschenkt hat. Über die Umstände der Schenkung ist aber nichts bekannt¿, so Strohmann.
Hintergrund
Sylvester von Büren (1550 ¿ 1575) war ein jung verstorbener Spross des Geschlechts der Edelherren von Büren, die in der Herrschaft Büren landesherrliche Rechte beanspruchten. Obwohl sie sich damit gegen den Paderborner Fürstbischof als eigentlichem Territorialherren nicht durchsetzen konnten, waren sie zeitweise eine der mächtigsten Adelsfamilien der Region. An der Stelle ihrer Burg in Büren steht heute das ehemalige Kolleggebäude der Jesuiten. Diesem Orden hatte der letzte Edelherr, Moritz von Büren, 1661 seinen ganzen Besitz vermacht. Die Grablege der Edelherren befand sich in der Nikolauskirche in Büren.
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