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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 25.02.10
Von Rittern, Burgen und Intrigen
Ausstellung ¿Aufruhr 1225!¿ im LWL-Museum für Archäologie in Herne
Herne (lwl). ¿Aufruhr 1225!¿ heißt die größte Mittelalterausstellung, die es bisher im Ruhrgebiet gegeben hat: Vom 27. Februar bis 28. November ist die Schau des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), ein Projekt von RUHR.2010, im LWL-Museum für Archäologie in Herne zu sehen.
Das Jahr 1225 war ein historischer Wendepunkt für die Region. Während eines Überfalls kommt der Kölner Erzbischof Engelbert, einer der mächtigsten Männer des Reiches, gewaltsam ums Leben. Das Ereignis, das damals die ganze Ruhrregion veränderte, ist Ausgangspunkt der der 1,7 Millionen Euro teuren Ausstellung über Ritter, Burgen und Intrigen.
¿Die Kölner Dominanz war nach dem Tod des Bischofs vorübergehend gebrochen. Lokalgrößen gelangten nun zu mehr Macht, was einen regelrechten Bauboom auslöste¿, sagte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch bei der Vorstellung am Donnerstag (25.2.) in Herne. Zahlreiche Burgen seien in dieser Zeit entstanden. Mit jeder Festung habe ein Adeliger seinen Machtanspruch untermauert.
Die Ausstellung gibt eine Übersicht der mehr als 400 Burgen, die es zwischen Emscher und Ruhr gegeben hat. ¿Das heutige Ruhrgebiet weist eine der höchsten Burgendichten Europas auf¿, so Kirsch. Doch auch das Entstehen mehrerer benachbarter Zentren, das die Ruhrregion bis heute prägt, sei letztlich auf die Ermordung des Erzbischofs zurückzuführen.
Leben im Mittelalter
Auf einer Ausstellungsfläche von 1.500 Quadratmetern inszeniert das LWL-Museum für Archäologie eine Spurensuche nach den Überresten dieser Zeit in der heute vollkommen verwandelten Landschaft an Ruhr, Emscher, Lippe und Rhein. Etwa 1.000 Ausstellungsstücke wie Waffen, Rüstungen, goldene Reliquiare oder Kochgeschirr sowie Nachbildungen zum Anfassen und Ausprobieren zeigen, wie die Menschen im 13. Jahrhundert lebten.
Die verschiedenen Lebensbereiche des Mittelalters werden in bühnenartigen Themenräumen in Szene gesetzt. Vom Familienleben und Ständewesen, der Rechtsprechung und Gesetzgebung, der Bedeutung von Kirchen und Klöstern, vom Reisen, dem Rittertum und dem Burgbau spannt sich der Bogen bis zu einer der letzten großen Ritterschlachten im Jahr 1288. Dabei präsentiert ¿Aufruhr 1225!¿ auch unbekannte und kuriose Seiten dieser Epoche. Die Schau erklärt beispielsweise, was die blutbefleckten Kleider des ermordeten Erzbischofs auf der Hochzeitstafel des Königs verloren haben, oder warum die Hände eines Gehenkten als Talisman galten.
Blutiges Ereignis
Zunächst stehen die Hintergründe der Ereignisse im Mittelpunkt, die zur Ermordung des Kölner Erzbischofs führten. Die handelnden Personen werden samt ihrer Familien und ihren ¿Markenzeichen¿, den Wappen, vorgestellt. Den Erzbischof zeigt zum Beispiel eine vergoldete Büste aus dem Domschatz Essen. Die Kopie eines Freskos aus dem Schloss Burg in Altena illustriert den Überfall auf Engelbert.
Silberschatz
Mit einem fast 500 Kilogramm schweren Silberschatz veranschaulicht das LWL-Museum das Kopfgeld, das für die Ergreifung des Beschuldigten, Graf Friedrich von Isenberg, ausgelobt wurde. Gegen ihn verhängte der König in Nürnberg die Reichsacht. Ein Jahr nach der Tat wurde er gefasst und grausam hingerichtet. In diesem Zusammenhang wird den Besuchern erläutert, wie die Rechtsprechung im hohen Mittelalter funktionierte.
Kirchenbann
Für seine Tat belegte die Kirche Friedrich von Isenberg mit einem Bann. Auch seine Brüder, die Bischöfe von Münster und Osnabrück, wurden abgesetzt, woraufhin sich die drei Geschwister auf die Reise zum Papst nach Rom begaben. Die Ausstellung beschäftigt sich an dieser Stelle mit dem Aufbau der Kirche und ihrem Einfluss auf die Politik in der Region. Zudem geht es um das Reisen im Mittelalter und den Blick der Zeitgenossen auf ihre Welt. In einer Darstellung des Weltbildes, der Ebstorfer Weltkarte, wird auch die Ruhrregion erstmals erfasst.
Klostergründungen
Um für Verstorbene einen Ort des Andenkens zu schaffen, wurden vielfach Klöster gegründet. Nach dem Tod Engelberts entstand in Gevelsberg ein Kloster zu seinem Gedenken. Eine lebensgroße Holzstatue seiner Person, die dort stand, hat in den kommenden Monaten in Herne ihren Platz.
Eine andere Vorgeschichte hat das Kloster Cappenberg. Deren Begründer waren am Dombrand in Münster beteiligt und gaben später aus Reue ihren gesamten Besitz der Kirche. So wurde der Familiensitz zum Kloster, das unter anderem den kostbaren Barbarossa-Kopf ¿ das einzige heute bekannte Bildnis eines deutschen Kaisers mit individuellen Zügen ¿ beherbergte.
Die Ritter
Ritter waren geübte Krieger und fromm erzogene Edelmänner. Die Ausstellung schaut auf die Figur des Ritters und seinen Werdegang. Aufstieg und Niedergang der Ritterschaft werden dabei ebenso betrachtet wie das Geschehen auf dem Schlachtfeld. Ein seltener Helm aus der Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien verdeutlicht die zunehmenden Probleme der Ritter zu Felde. Von Lang- und Schusswaffen bedroht, verschanzten sie sich von Kopf bis Fuß in Eisen.
Motte in der Nachbarschaft
Viele der Burgenbauten im Mittelalter waren nicht aus Stein, sondern große Holzwohntürme auf einem Erdhügel, sogenannte ¿Motten¿. Keine dieser Turmhügelburgen ist heute noch erhalten, so dass kaum jemand die am meisten verbreitete Burgenform des 13. Jahrhunderts kennt. Ein Höhepunkt der Ausstellung wird eine solche nachgebaute Turmhügelburg sein, die ab März für ein Jahr vor dem LWL-Museum in Herne stehen wird ¿ über 20 Meter hoch und so eingerichtet, als wären die Bewohner gerade erst gegangen.
Leben auf der Burg
Wie es sich auf einer Burg lebte, erfahren die Besucher im ¿Weißen Saal¿ der Ausstellung. Dort können sie die einzelnen Funktionsbereiche von verschiedenen Handwerksstätten bis zur Lagerhal-tung und die Beziehungsgeflechte am Hof kennenlernen. Den Aufbau einer Burg vermittelt ein Modell der Hattinger Isenburg im Maßstab von 1:50. Das sechs Meter lange und zwei Meter breite Modell ist ein Vorschlag der Ausstellungsmacher, denn die Burg selbst wurde nur wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung zerstört.
Burgenland Ruhrregion
Was ist aus den zahlreichen Burgen bis heute geworden? Nur wenige sind erhalten geblieben. Einige wurden wieder aufgebaut, einige (beispielsweise als Fabrikgebäude) umfunktioniert, andere wurden abgerissen oder sind verfallen. Die Ausstellung zeigt, wie sich die Adelssitze nach dem Ende der Burgenbauten entwickelt haben. Dabei stehen der Siegeszug der Industrie im Ruhrgebiet und dessen Folgen im Vordergrund. Ergänzend stellen sich elf museal erschlossene Burgen ¿ allesamt Partner von ¿Aufruhr 1225!¿ ¿ vor.
Events, Workshops, Führungen und Mittelaltermärkte sowie ein Außenprogramm in elf Burgen und Schlössern der Region begleiten die Ausstellung (s. pdf-Dokumente in der Anlage).
Der Katalog (Verlag Zabern, 600 Seiten, reich bebildert, gebunden, mit Schutzumschlag) kostet im Museum: 24,90 Euro, im Buchhandel: 39,90 Euro (ISBN 978-3-8053-4108-0)
Kurzführer (5,95 Euro) und Entdeckerheft für Kinder (8,50 Euro) erscheinen Mitte März.
Der Burgenführer ¿Burgen Aufruhr!¿ (Klartext Verlag, 450 Seiten, farbig bebildert, broschiert) zu über 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion kostet 19,95 Euro (ISBN 978-3-8375-0234-3).
27. Februar bis 28. November 2010
"AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen"
LWL-Museum für Archäologie
Europlatz 1, 44623 Herne
Di, Mi, Fr 9-17 Uhr, Do 9-19 Uhr
Sa, So und feiertags 11-18 Uhr
Eintritt: Zwischen 2 und 6 Euro, Familienkarte 12 Euro, Gruppenrabatte
Ticket Telefon 0180 - 500 1812 (aus dem Festnetz 14 Cent/Minute, Mobilfunk abweichend)
http://www.aufruhr1225.lwl.org
Achtung: Videos finden Sie im Internet im TV- und Audioservice des LWL (http://www.lwl.org/LWL/Der_LWL/PR/tv_audioservice/Aufruhr/)
Achtung: Fotos finden Sie auch im zweiten Text ¿Aufruhr 1225: Exponate und Themen der Ausstellung¿ im Internet unter http://www.lwl.org
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
Anlagen: Anlage 1: Burgen_Fuehrungen_Programme.pdf
Anlage 2: Burgen_Veranstaltungen.pdf
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen