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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 19.02.10
Die Wiederauferstehung der Isenburg
Rekonstruktion der Hattinger Festung im LWL-Museum in Herne
Herne (lwl). Strahlend weiß erhob sie sich auf dem Isenberg über dem Ruhrtal. Die Hattinger Isenburg (Ennepe-Ruhr-Kreis) gehörte zu den größten Burganlagen des Reiches im frühen 13. Jahrhundert. Doch nur wenige Jahre nach ihrer Errichtung wurde sie wieder zerstört. In der neuen Ausstellung ¿Aufruhr 1225!¿ zeigt das LWL-Museum für Archäologie in Herne ab dem 27. Februar eine realistische Rekonstruktion der Festung, die Arnold von Altena für sich errichten ließ. Am Freitag (19.2.) traf das Modell im Maßstab von 1:50 im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ein.
¿Die rekonstruierte Isenburg soll den Besuchern veranschaulichen, wie eine mittelalterliche Burg aufgebaut war¿, sagte Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock. Eine Modellbaufirma schuf aus Holz und Gips den Nachbau, der sechs Meter lang und zwei Meter breit ist. Da heute nur noch die Ruine der Isenburg steht, ist das Modell ein Vorschlag der Forscher. ¿Wir haben uns an den Überresten orientiert und schlossen anhand anderer Bauten aus dieser Zeit auf den Originalzustand¿, erklärte Mühlenbrock. Beispielsweise sei der Hauptturm der Anlage vermutlich 40 bis 50 Meter hoch gewesen. Sein heute noch nachweisbarer Grundriss sei so breit wie die Türme anderer Festungen hoch.
Ausdruck enormer Wirtschaftskraft
Etwa 20 Jahre nach Baubeginn müsse die Isenburg um 1216/17 bezugsfähig gewesen sein, schätzt der Experte. Sie war die Stammburg des Grafen Friedrich von Isenberg, dessen Vater Arnold (der Auftraggeber des Baus) im Jahr 1209 starb. ¿Angesichts ihrer enormen Größe war die benötigte Bauzeit sehr kurz¿, so Mühlenbrock. Die riesige Burg sei ein Spiegel des großen wirtschaftlichen Potenzials ihres Bauherrn gewesen. Beim Bau wurden überwiegend Materialien aus der direkten Umgebung, zum Beispiel Ruhrsandstein, verwendet. Zum Teil wurden Steine aus Lothringen und der Eifel importiert. Während Steinmetze die komplexen Hochbauarbeiten erledigten, übernahmen unfreie Bauern Transport- und Erdarbeiten.
Nachdem Friedrich von Isenberg im Jahr 1225 für den Mord am Kölner Erzbischof beschuldigt wurde, war die Isenburg dem Untergang geweiht. Der Nachfolger des Bischofs ließ die Burg belagern und zerstören. Vermutlich wurde sie kampflos übergeben. Die knappe Lebensdauer der Festung ist für die Archäologen von Vorteil. ¿Wegen der kurzen Bestandszeit können wir die Funde genau datieren¿, so Mühlenbrock. Wenige Burganlagen seien heute so gut erforscht wie die Isenburg. Rund 15.000 Fundstücke wurden dort zwischen 1969 und 1989 ausgegraben; viele davon sind in der Mittelalterschau zu sehen.
Burg ist nicht gleich Burg
Anders als die gewaltige Isenburg waren zahlreiche Burgen des Mittelalters keine großen Steinbauten. Mühlenbrock: ¿Als Burgen bezeichnet man alle festen Adelssitze, sahen sie auch nur aus wie ein Bauernhof oder größere Steinhäuser.¿ Die Burgen des Mittelalters seien meist hölzerne Türme, sogenannte Motten, gewesen, die auf einem Erdhügel gebaut wurden. Eine solche Motte lässt das LWL-Museum in Herne für die neue Ausstellung nah an historischen Vorbildern errichten. Die Besucher erleben darin unter anderem, wie beengt es im Leben eines Adeligen zugehen konnte.
Burgenland Ruhrgebiet
Das Ruhrgebiet ist eine der Regionen mit der höchsten Burgendichte in Deutschland. Informationen über mehr als 400 Burgen haben Forscher um Stefan Leenen im Vorfeld der Schau zusammen getragen. Doch nur von höchstens 50 Prozent sind zumindest Ruinen erhalten. Von anderen zeugen beispielsweise noch Erdwälle und Mauerreste, sie sind in alten Karten oder auf Plänen verzeichnet oder auf Abbildungen verewigt.
Ausstellung
1225 kommt der Kölner Erzbischof Engelbert, einer der mächtigsten Männer des Reiches, während eines Überfalls bei Gevelsberg im heutigen Ruhrgebiet gewaltsam ums Leben. Wie dieser Mord die ganze Ruhrregion veränderte ¿ das ist Ausgangspunkt und Leitmotiv der größten Mittelalterausstellung, die bisher im Ruhrgebiet gezeigt wurde: ¿Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen¿, läuft vom 27. Februar bis 28. November 2010 im LWL-Museum für Archäologie in Herne. Die Schau ist Bestandteil des Programms der Kulturhauptstadt Europas Ruhr.2010.
Events, Workshops, Führungen und Mittelaltermärkte sowie ein Außenprogramm in elf Burgen und Schlössern der Region begleiten die Ausstellung.
Achtung Redaktionen:
Die Pressekonferenz zur Eröffnung der Ausstellung findet am 25. Februar, 11 Uhr, satt.
27. Februar bis 28. November 2010
"AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen"
LWL-Museum für Archäologie
Europlatz 1, 44623 Herne
Di, Mi, Fr 9-17 Uhr, Do 9-19 Uhr
Sa, So und feiertags 11-18 Uhr
Eintritt: Zwischen 2 und 6 Euro, Familienkarte 12 Euro, Gruppenrabatte
http://www.aufruhr1225.lwl.org
Pressekontakt:
Martin Holzhause, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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