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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 19.01.10

160-Kilo-Brocken
Mächtiges Wurfgeschoss für Mittelalterschau im LWL-Museum für Archäologie eingetroffen

Herne (lwl). Feuer frei! Das LWL-Museum für Archäologie in Herne hat am Dienstag (19.1.) das Exponat mit der größten Durchschlagskraft für die kommende Mittelalter-Ausstellung ¿Aufruhr 1225!¿ empfangen: ein rund 163 Kilogramm schweres Wurfgeschoss. Die mächtige Kugel mit einem Durchmesser von einem halben Meter ist eine Leihgabe aus dem Schloss Strünkede in Herne. Vier starke Männer waren nötig, um den schweren Steinbrocken auf den Weg zu bringen. In der Schau des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) über Ritter, Burgen und Intrigen geht es ab dem 27. Februar auch um das Thema Belagerung.

¿Vermutlich waren die Mauern der Burg Strünkede Ziel des Geschosses¿, sagte Projektleiter Dr. Stefan Leenen. Der Vorgängerbau des späteren Wasserschlosses sei mehrfach belagert worden. Ähnliche Kugelfunde legen den Beschuss weiterer Burganlagen in der Region nahe, darunter die Hörder Burg in Dortmund, die Raffenburg in Hagen oder die Isenburg in Essen. Oft sei nicht eindeutig zu klären, ob die Kugeln von Angreifern abgefeuert wurden oder sie zum Munitionsbestand der Burg gehörten. Im Fall der Raffenburg gebe es aber einen schriftlichen Beleg. Bei einer Belagerung im Jahr 1288 sahen sich die Burgbewohner dem schweren Beschuss ausgesetzt.

Geschosse wie das von Schloss Strünkede wurden mit einer sogenannten Blide geworfen. Diese präzise Belagerungsmaschine, eine Art Wurfschleuder, war aus Holz gefertigt. Sie wurde meist in Einzelteilen auf Wagen zum Ort der Belagerung transportiert und dort zusammengebaut. ¿Eine Blide war eine effektive Maschine, die auch aus großer Reichweite enorm durchschlagskräftig war¿, so der Archäologe. Häufig sei aus einer Entfernung von 300 bis 400 Metern geschossen worden, wobei die Kugeln meist nicht schwerer als 100 Kilogramm waren. Leenen: ¿Da ein Gegengewicht den langen Hebel der Maschine sehr schnell beschleunigte, beförderte die Blide deutlich größere Gewichte als Katapulte, die nur über Seile gespannt wurden.¿ Unter den Wurfgeschossen seien nicht immer nur schwere Steine gewesen, sondern auch Fäkalien oder Tierkadaver. Damit haben die Belagerer den Ausbruch von Krankheiten und Seuchen unter den eingeschlossenen Burgbewohnern fördern wollen.

Ausstellung
1225 kommt der Kölner Erzbischof Engelbert, einer der mächtigsten Männer des Reiches, während eines Überfalls bei Gevelsberg im heutigen Ruhrgebiet gewaltsam ums Leben. Wie dieser Mord die ganze Ruhrregion veränderte ¿ das ist Ausgangspunkt und Leitmotiv der größten Mittelalterausstellung, die bisher im Ruhrgebiet gezeigt wurde: ¿Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen¿, läuft vom 27. Februar bis 28. November 2010 im LWL-Museum für Archäologie in Herne. Ein Thema der Schau ist die Belagerung und Zerstörung von Burgen mit den jeweiligen technischen Apparaten und Taktiken.

Schloss Strünkede als Partner
Um zu zeigen, dass das Ruhrgebiet auch heute noch Burgenland ist, haben sich elf Burgmuseen im Umland der Ausstellung als Partner angeschlossen. Das Renaissance-Wasserschloss Strünkede beherbergt heute das Emschertal-Museum. In diesem Jahr wird eine Sonderausstellung Auf - und Niedergang der Familie von Strünkede zeigen.

27. Februar bis 28. November 2010
"AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen"

LWL-Museum für Archäologie
Europlatz 1, 44623 Herne
Di, Mi, Fr 9-17 Uhr, Do 9-19 Uhr
Sa, So und feiertags 11-18 Uhr
Eintritt: Zwischen 2 und 6 Euro, Familienkarte 12 Euro, Gruppenrabatte

Die Pressekonferenz zur Eröffnung findet am 25. Februar um 11 Uhr statt.

http://www.aufruhr1225.lwl.org

Pressekontakt:
Martin Holzhause, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Hau ruck: Vier Männer waren nötig, um den schweren Brocken anzuheben.
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
Blidenkugel vom Schloss Strünkede.
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
Schloss Strünkede.
Foto: LWL/Leenen



Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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