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Presse-Infos | Jugend und Schule

Mitteilung vom 16.12.09

Tochter trinkt, Sohn kifft: Was dann besorgte Eltern brauchen
LWL und DHS starten Bundesmodellprojekt ¿ fünf westfälische Partner dabei

Münster (lwl). Welche Hilfe brauchen besorgte Eltern, deren minderjährige Kinder sich betrinken oder kiffen? Wenn die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS, Hamm) und die Koordinationsstelle Sucht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) das in den kommenden zwei Jahren ausloten, dann steuern allein fünf westfälische unter den bundesweit insgesamt zwölf Projektpartnern ihre Vor-Ort-Erfahrungen bei. Westfälische Projektpartner sind neben einer ambulanten Suchtberatungsstelle in Beckum/Oelde die Jugendämter in Rheine, Paderborn, Dortmund und im Märkischen Kreis. Das Projekt ¿¿Eltern.aktiv ¿ Pro-aktive Elternarbeit in der ambulanten Suchthilfe¿ wird vom Bundesgesundheitministerium und vom LWL finanziell gefördert.

¿Es reicht nicht zu beklagen, dass Eltern junger Alkohol- oder Drogenkonsumenten für das Verhalten ihrer Kinder mitverantwortlich sind. Vielmehr müssen wir Väter und Mütter frühzeitiger und gezielter unterstützen¿, so LWL-Jugend- und Suchtdezernent Hans Meyer zum Projektauftakt Anfang dieser Woche. Immer häufiger suchten besorgte Angehörige Rat und Hilfe in Sucht- oder Erziehungsberatungsstellen, ¿wenngleich ihre Gesamtzahl angesichts der weiten Verbreitung jugendlichen Suchtmittelmissbrauchs eher gering erscheint¿, beschreibt Meyer das Handlungsdefizit.

Laut Suchtexpertin Doris Sarrazin von der LWL-Koordinationsstelle Sucht soll in dem ¿Eltern.aktiv¿-Projekt ein Paket von Maßnahmen geschnürt werden. Dazu gehören neben Standortanalysen und Elterninterviews zum Beispiel ein Väter/Mütter-Flyer, ein Leitfaden über den richtigen Zugang von Sucht- oder Erziehungshelfern zu Betroffenen sowie eine Erstgesprächs-Anleitung. Außerdem werden Schulungen erprobt, ¿in denen Eltern ermutigt werden, ihren Kindern klare Grenzen zu setzen und ihren Einfluss offensiv auszuüben¿, so Sarrazin weiter. Bei der Umsetzung dieses Maßnahmenpaketes komme es nicht zuletzt auf die effizientere Kooperation zwischen Suchthilfe, Jugendhilfe und anderen Vermittlungsinstanzen wie etwa dem Schulbereich an.

Hintergrund:
Jugendliche Suchtmittel-Konsumenten bereiten ihren Angehörigen große Sorgen. Zumal der bisweilen exzessive (Erst-)Konsum in einem Alter stattfindet, in dem die Eltern die Erziehungsverantwortung und Aufsichtspflicht haben.

Erschreckende Fakten: Bei Alkohol liegt das ¿Einstiegsalter¿ inzwischen bei 13,2 Jahren. 20,4 Prozent der 12- bis 17-Jährigen praktizierten in den letzten 30 Tagen vor einer kürzlichen Befragung ¿Binge-Drinking¿ (Rauschtrinken, oftmals eine Vorstufe zum berüchtigten ¿Komasaufen¿). Das entspricht einer Anzahl von fast einer Million Kindern und Jugendlichen deutschlandweit. Weitere 6,2 Prozent der Jugendlichen konsumierten nach eigenen Angaben eine selbst für Erwachsene schon riskante Alkoholmenge. Ein Alarmzeichen bleiben die weiterhin steigenden Zahlen der mit einer Alkoholvergiftung in Krankenhäusern behandelten Jugendlichen.

Das Kiffen probieren Jugendliche mit durchschnittlich 16,4 Jahren zum ersten Mal aus. Regelmäßig konsumieren 1,1 Prozent der 12- bis 17-Jährigen Cannabis, von den 12- bis 25-Jährigen 2,3 Prozent. Das sind 300.000 junge Menschen bundesweit.

Die ¿Eltern.aktiv¿-Projekte in Berlin, Prenzlau, Hamburg, Osnabrück, Beckum/Oelde, Wuppertal, Rheinfelden, Ludwigsburg/Bietigheim, Rheine, Paderborn, Dortmund und im Märkischen Kreis sollen im Oktober 2011 abgeschlossen sein.

Pressekontakt:
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
LWL-Jugend- und Suchtdezernent Hans Meyer.
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
LWL-Suchtexpertin Doris Sarrazin.
Foto: LWL



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