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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 18.09.09
Spielverderber Arminius
Cheruskerfürst verdarb dem Kaiser den Geburtstag am 23. September
Haltern am See (lwl). Mit seinem Sieg über Varus und seine drei Legionen im Teutoburger Wald hat der Cheruskerfürst Arminius den Geburtstag von Kaiser Augustus verdorben. Im Frühherbst des Jahres 9 n. Chr. sollen der römische Stadthalter Germaniens und mindestens 15.000 Legionäre untergegangen sein. ¿Seinen 72. Geburtstag am 23. September vor 2000 Jahren wird der Kaiser deshalb in Trauer verbracht haben¿, vermutet Dr. Rudolf Aßkamp, Leiter des LWL-Römermuseums in Haltern am See, wo noch bis zum 11. Oktober die Ausstellung ¿Imperium¿ zu sehen ist.
Der römische Gelehrte Sueton berichtet, dass Augustus sich monatelang den Bart nicht geschoren und immer wieder ausgerufen haben soll: ¿Quinctilius Varus, gib die Legionen zurück.¿ Nach zahlreichen Triumphen sei Augustus in den Wäldern Germaniens an die Grenzen seiner Macht gestoßen ¿ eine Niederlage, die seine Erfolgsbilanz verwässert habe, so Aßkamp.
Rückblick
Als am 23. September 63 v. Chr. Octavian das Licht der Welt erblickte, ahnte noch kein Römer, dass dieser später als Kaiser Augustus über ein Weltreich herrschen wird, das sich vom Atlantik bis zum Euphrat und vom Nil bis zum Rhein erstreckt. ¿Und wäre es nach Augustus gegangen, hätte auch noch Germanien zum Römischen Reich gehört¿, erläutert der Leiter des LWL-Römermuseums.
Octavian wuchs in einer Zeit auf, als blutige Bürgerkriege das Imperium erschütterten. Sein Großonkel Caesar konnte als Diktator zwar zeitweise die Macht an sich reißen, wurde dann aber 44 v. Chr. ermordet. Per Testament hatte Caesar zuvor noch seinen Großneffen Octavian als seinen Haupterben eingesetzt. Obwohl politisch unerfahren konnte sich Octavian schnell eine große Anhängerschaft aufbauen, den Mord an Caesar rächen und die Macht an sich reißen.
Im Jahr 31 v. Chr. stieg Octavian zum Alleinherrscher in Rom auf. Sein Geburtstag am 23. September wurde zu einem offiziellen Feiertag erklärt. Der Senat verlieh ihm umfassende Vollmachten und den Ehrennamen Augustus, der ¿Erhabene¿. ¿Der politische Aufstieg Octavians zum Kaiser Augustus zählt zu den bemerkenswertesten Leistungen der Weltgeschichte¿, ist Aßkamp überzeugt.
Krieg und Frieden
Augustus befreite das Imperium aus den Wirren der Bürgerkriege und schenkte ihm eine neue Friedenszeit. In der Halterner Ausstellung ¿Imperium¿ ist sein Porträt aus der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek München zu sehen. Es zeigt Augustus mit einem Eichenlaubkranz, der ihm als Retter des Vaterlandes verliehen wurde. In Rom ließ ihm zu Ehren der Senat einen Friedensaltar errichten. Am Geburtstag des Kaisers warf eine monumentale Sonnenuhr ihren Schatten direkt auf den Altar.
¿Doch wenn Augustus als Friedensfürst in die Geschichte eingegangen ist, bezieht sich das nur auf das Römische Reich selbst¿, erklärt Aßkamp. Gegen fremde Mächte führte er mehr Kriege und eroberte größere Gebiete als jemals ein Römer vor ihm, ob in Nordafrika und den Alpen oder auf der Iberischen Halbinsel und dem Balkan. Die hochgerüsteten Legionen Roms galten als unschlagbar und eilten von Sieg zu Sieg.
Die Katastrophe im Teutoburger Wald
Auch Germanien geriet zunehmend in das Blickfeld des Kaisers. Seit 12 v. Chr. ließ er das Gebiet östlich des Rheins von seinen Stiefsöhnen Drusus und Tiberius erobern und gliederte es als Provinz in das Imperium ein. Im Jahr 6 oder 7 n. Chr. übernahm der erfahrene Publius Quinctilius Varus den Oberbefehl in Germanien, wo auch er anfangs Erfolge erzielen konnte, später aber durch den Überfall seines früheren Vertrauten Arminius scheiterte.
Hintergrund
Die Ausstellung ¿Imperium¿ in der Seestadthalle und im LWL-Römermuseum in Haltern am See wendet sich dem historischen Geschehen um die Varusschlacht aus der Perspektive des Verlierers, des Römischen Reiches, zu. In Haltern bestanden vor 2000 Jahren die bedeutendsten römischen Militäranlagen östlich des Rheins. Hier war mit der 19. Legion ein Teil der Truppen stationiert, die später im Teutoburger Wald untergehen sollten. Als ihr Befehlshaber wird sich auch Varus sicher häufig in Haltern aufgehalten haben.
Am Vorabend der Varusschlacht befand sich Rom auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner Macht und erlebte eine Zeit wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Die Ausstellung ¿Imperium¿ lässt dieses ¿Goldene Zeitalter¿ vor den Augen der Besucher wiederauferstehen und beleuchtet die innen- und außenpolitischen Erfolge des Augustus. Den Roten Faden durch die aufwändig inszenierte Ausstellung bildet die Biografie des Publius Quinctilius Varus.
Die Ausstellung ¿Imperium¿ des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist Teil des überregionalen Kooperationsprojekts ¿Imperium Konflikt Mythos. 2000 Jahre Varusschlacht¿ an den drei Standorten Haltern am See, Kalkriese und Detmold.
Achtung Redaktionen: Die Ausstellung läuft nur noch bis zum 11. Oktober 2009.
Ausstellung IMPERIUM
Seestadthalle
Lippspieker 25
45721 Haltern am See
LWL-Römermuseum
Weseler Straße 100
45721 Haltern am See
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag: 9 bis 18 Uhr
Samstag: 10 bis 20 Uhr
Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: 9 Euro
Familien: 20 Euro
Schüler: 2 Euro
Ermäßigungsberechtigte: 6 Euro
Gruppen: 7 Euro pro Person (zzgl. Führungsgebühr)
http://www.imperium-konflikt-mythos.de
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer und Martin Holzhause, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
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