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Presse-Infos | Jugend und Schule

Mitteilung vom 15.07.09

Pilotprojekt: LWL-Förderschulen als Motor der integrativen Schulausbildung
Bielefelder Albatrosschule soll Beispiel bei körperlich Gehandicapten sein

Münster (lwl). In Deutschland gehen knapp 16 Prozent der behinderten Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit nicht gehandicapten Gleichaltrigen zur Schule. Das ist ein Thema, wenn heute (15.7.09) das Berliner Kabinett den Behindertenbericht der Bundesregierung berät. Was der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) tut, um die so genannte integrative oder inklusive Schulausbildung von jungen Menschen mit Behinderung zu fördern, schildert Annette Traud, Referatsleiterin Schulen und Vize-Chefin im LWL-Landesjugendamt. Der LWL ist Träger von 35 Förderschulen für knapp 7000 Körperbehinderte und Sinnesgeschädigte in ganz Westfalen-Lippe.

Was ist das Problem?
Traud:
Zunächst in Zahlen: In Nordrhein-Westfalen gehen etwa 120.000 gehandicapte junge Menschen auf eine Förderschule. Rund 105.000 davon besuchen Förderschulen für Lernen und emotionale/soziale bzw. für geistige Entwicklung. Diese früheren Sonderschulen sind zumeist in kommunaler Trägerschaft. Zirka 15.000 körperbehinderte und sinnesgeschädigte Schüler/-innen sind an Förderschulen überwiegend der beiden Landschaftsverbände.
Zum Inhaltlichen: Mehr integrative oder inklusive Schulbildung, wie sie auch die neue UN-Konvention fordert, kann nur in enger Kooperation der Förderschul-Experten mit den allgemeinen Schulen vor Ort gelingen. Allgemeine bildungspolitische Glaubenssätze oder gar Ideologie hilft nicht weiter. Denn die so genannte Regelschule kann nur dann ein geeigneter Förderort für ein Kind mit Behinderung sein, wenn die notwendigen Rahmenbedingungen zum Beispiel bei der Personalausstattung und der Barrierefreiheit geschaffen werden. Um den Bedürfnissen etwa von hörgeschädigten Kindern oder jungen Rollstuhlfahrern gerecht zu werden, braucht es erhebliche ¿ auch finanzielle ¿ Anstrengungen.

Welche Lösung hat der LWL?
Traud:
Wir peilen einen pragmatischen und prozesshaften Weg der Annäherung beider Schularten an, mit kleinen, erfahrungsgeleiteten Schritten, wobei immer die speziellen Belange der behinderten Kinder im Blick bleiben sollen. Darum haben unsere Fachpolitiker schon im Februar 2008 eine Beteiligung am Landes-Pilotprojekt beschlossen. Dabei wird zunächst eine LWL-Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung, die Albatrosschule in Bielefeld, zu einem Kompetenzzentrum für sonderpädagogische Förderung ausgebaut. Drei Jahre lang, also bis 2011, werden dort alle Aspekte der Kooperation mit Regelschulen in der Stadt durchleuchtet.

Was konkret bedeutet...?
Traud:
...dass zum Beispiel LWL-Fachleute aus dem therapeutischen und pflegerischen Dienst mit ihrem Know-how die Regelschulen über Fördermaßnahmen und Hilfsmittel für Schüler mit Körperbehinderungen beraten. Oder dass schon frühzeitig deren Übergang von der Schule in die Berufswelt in den Blick genommen wird. Als Kompetenzzentrum soll die LWL-Förderschule gleichsam Motor der integrativen Beschulung werden ¿ bis hin zur Veränderung von beiderseitig gelegentlich verkrusteten Denkschemata und Schulkulturen. Eine ähnliche Triebfeder-Funktion könnten Förderschulen für Hören und Kommunikation und für Sehen einnehmen. Darum denkt der LWL dort ebenfalls über Pilotprojekte nach.

Was sagen die Eltern?
Traud:
Sie begrüßen nach unserer Erfahrung eine größere Durchlässigkeit zwischen den Schularten. Schließlich soll ja gerade den Wünschen der Eltern der behinderten Kinder auf Beschulung in allgemeinen Schulen und auch nach wohnortnahen Schulen künftig besser nachgekommen werden.

Pressekontakt:
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Annette Traud.
Foto: LWL



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