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Presse-Infos | Psychiatrie

Mitteilung vom 16.03.09

Krank machende Zerrbilder von Männlichkeit überwinden
Selbsttest inklusive: LWL legt bundesweit erstes Suchthilfe-Handbuch auf

Münster (lwl). Grönemeyer hat¿s besungen: Mann sein ist ein Gesundheitsrisiko. Althergebrachte Rollenzwänge ¿ ¿Stark bleiben¿, ¿Ehrgeiz zeigen¿, ¿Gefühle zügeln¿ ¿ sind dafür ein Nährboden. Die maskuline Gefährdung gipfelt oft in Suchterkrankungen und deren Folgen: An Leberzirrhose sterben doppelt so viele Männer wie Frauen, an Lungenkrebs dreimal so viele. Wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit dem bundesweit ersten Handbuch über ¿Männlichkeiten und Sucht¿ eine stärker geschlechterorientierte Suchthilfe fördern will, erläutert Wolfgang Rometsch, Leiter der LWL-Koordinationsstelle Sucht.

?: Warum ein Handbuch?
Rometsch: Aus der Erfahrung vieler Fachtagungen und Rückmeldungen aus Männergruppen wissen wir um die spezifischen Leidensursachen suchtgefährdeter oder ¿kranker Männer. Zunehmend wird klar, dass es in Deutschland, im Unterschied etwa zur Schweiz, einen noch wenig bewussten und strukturierten Umgang mit dem Thema ¿Geschlecht und Gesundheit¿, vor allem Männergesundheit, gibt. Darum wollen wir mit einer Art ¿Richtschnur¿ Suchthelfern eine Arbeitshilfe an die Hand geben.

?: Was steht drin?
Rometsch: Elf in sich geschlossene Kapitel oder Module thematisieren tragende Säulen männlicher Identität wie zum Beispiel Sexualität, Partnerschaft, Vaterschaft, Männerfreundschaften und ähnliches. Auf jeweils kurze Hintergrundtexte dazu folgen Infomaterialien und praktische Übungsanleitungen, mit denen Suchttherapeuten den Betroffenen helfen, ihr krank machendes Zerrbild von Männlichkeit zu überwinden.

?: Wer soll es lesen?
Rometsch: Schwerpunktmäßig wenden wir uns gemäß unserem Auftrag als LWL-Koordinationsstelle an die Suchthilfelandschaft in Westfalen-Lippe, also an die mehr als 850 ambulanten und stationären Suchthilfeeinrichtungen und -dienste verschiedenster Träger. Aber auch Selbsthilfegruppen und ¿Initiativen zur Gesundheitsförderung etwa könnten großen Nutzen aus dieser Arbeitshilfe ziehen.

?: Was ist Kernbotschaft?
Rometsch: Dreierlei. Erstens: Männer sind gesundheits- und suchtgefährdeter als Frauen. Zweitens: Es braucht reine Männergruppen, um Risikoeinsicht und mehr Sorge um sich selbst zu verankern. Drittens: Es braucht kein neues Männerbild, sondern ein neu ausbalanciertes Mannsein mit Elementen wie Nachdenklichkeit, Entspannung und Grenzziehungen für sich selbst. Diese Botschaften können im Übrigen durchaus auch für die Männerwelt außerhalb des Suchthilfebereichs bedenkenswert sein.

?: Neues Mannsein: Was hat Wolfgang Rometsch für sich schon verändert?
Rometsch: Ich treibe wieder regelmäßig Ausgleichssport, besuche wöchentlich die Sauna und diskutiere öfter mit Freunden und Bekannten über ¿männerspezifische¿ Verhaltensweisen.

Männlichkeiten und Sucht - Handbuch für die Praxis, Hrsg. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, LWL-Koordinationsstelle Sucht, Münster 2009, 1. Aufl., 239 Seiten, ISSN 0942-2382, 45 Euro
Zu beziehen bei LWL-Koordinationsstelle Sucht, Warendorfer Str. 27, 48145 Münster, Ansprechpartner: Jörg Körner, Telefon: 0251 591 5538, E-Mail: joerg.koerner@lwl.org (http://www.lwl-ks.de).



Der schnelle Selbsttest zum gesunden Mannsein:

Sie haben

1. Eine bewusste Wahrnehmung und Wertschätzung des eigenen Selbst.

2. Die Tendenz, sich täglich etwas Zeit zum Entspannen oder Meditieren zu nehmen.

3. Die Fähigkeit, enge Beziehungen zu pflegen und aufrechtzuerhalten.

4. Die Tendenz, sich an veränderte Lebensbedingungen anzupassen.

5. Ein chronisches Verlangen nach körperlicher Betätigung.

6. Ein starkes Bedürfnis nach genussvoller, gesunder Ernährung.

7. Plötzliche und anhaltende Lachanfälle verbunden mit dem unwiderstehlichen Drang, sich zu freuen und Spass zu haben.

8. Wiederkehrende Stimmungen von Hoffnung und Optimismus.

9. Ein chronisches Bedürfnis, sich um den eigenen Körper zu kümmern.

10. Die Fähigkeit zum nachdrücklichen Zurückweisen von Sorgen.

Zeigen sich bei Ihnen sechs oder mehr der genannten Befindlichkeiten, sind Sie auf gutem Wege!

Nach: I.McDermott/J. O´Connor, 1997
Männergesundheit: ¿Was von selber kommt, geht auch von selber wieder weg¿
Aus: Männlichkeiten und Sucht
© Landschaftsverband Westfalen-Lippe · LWL-Landesjugendamt
Koordinationsstelle Sucht, 2009, S. 136

Pressekontakt:
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Wolfgang Rometsch.
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
Titelblatt des LWL-Handbuchs.
Foto: LWL



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