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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 25.09.08
Orte der Sehnsucht¿ lädt ein zur Künstlerreise in ferne Welten
Jubiläumsausstellung im LWL-Landesmuseum wird Samstag eröffnet
Münster (lwl). Im Zeichen der Künstlerreise feiert das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster den Höhepunkt seines 100-jährigen Jubiläums mit der Ausstellung ¿Orte der Sehnsucht. Mit Künstlern auf Reisen¿ vom 28. September 2008 bis 11. Januar 2008.
Als in den vergangenen Wochen die über 550 Kunstwerke für die Reiseausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) angeliefert wurden, hatte viele von ihnen selbst schon eine lange Reise hinter sich. Von 174 Leihgebern aus 15 verschiedenen Ländern stammen die hochkarätigen Exponate, die den Besuchern in Münster in den kommenden Monaten einen umfassenden Einblick in das Thema der Künstlerreise vom Mittelalter bis in die Gegenwart geben werden.
Ob Albrecht Dürer in Venedig, Peter Paul Rubens in Rom, August Macke und Paul Klee in Tunesien, Paul Gauguin auf Tahiti oder Vincent van Gogh in Paris - Reiseerlebnisse werden immer wieder als Auslöser für Wendepunkte in den Werken einzelner Künstler angesehen und gelten als wesentliche künstlerische Erfahrung.
¿Die Ausstellung untersucht das Phänomen der Künstlerreise zum ersten Mal aus einer Länder und Epochen übergreifenden Perspektive¿, erklärt LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch, was die Ausstellung für ihn besonders macht. ¿In dem Museum am Domplatz begeben sich die Besucher mit bekannten Künstlern aus sechs Jahrhunderten auf eine imaginäre Reise in ferne Welten.¿ Die zehn ¿Sehnsuchtsorte¿ im Reiseplan durch die Ausstellung sind: Italien, Griechenland, Orient, Südamerika, Norden, Südsee, Alpen, Asien, Nordamerika sowie die beiden Städte Paris und New York.
Die erste Etappe der Reise ist ein weinroter Raum im zweiten Obergeschoss des historischen Museumsaltbaus: Italien, 16. Jahrhundert. ¿Die Venedigreisen Albrecht Dürers markieren in dieser Sektion den Beginn der Künstlerreise im modernen Sinne. Zuvor haben Künstler die oft mühsamen und gefährlichen Reisen ausschließlich aus handwerklichen, religiösen oder wirtschaftlichen Gründen auf sich genommen. Bei Dürer hingegen greift erstmals auch die neuzeitliche Vorstellung von der Reise als einer sinnlichen Erfahrung¿, erklärt Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold.
Dürers ¿Bildnis der jungen Venezianerin¿ (1505) und ¿Burkhard von Speyer¿ (1506) aus der Kunstsammlung des englischen Königshauses leiten über zu Werken von Peter Paul Rubens in Mantua und im 17. Jahrhundert zu Künstlern wie Claude Lorrain und Jakob Philipp Hackert. Auch Goethes Italienreise, die das Bild der Deutschen von Italien als Sehnsuchtsziel seit dem späten 18. Jahrhundert prägte, wird durch zahlreiche Zeichnungen, Schriften und Gemälde, die den Dichter zeigen, beleuchtet. Auf der selben Etage können die Ausstellungsbesucher auch die Sektionen Griechenland und die Alpen erkunden.
Diese Regionen waren jedoch lange Zeit keine idealtypischen Künstlerreiseziele: Die Alpen galten nur als eine beschwerliche Reisepassage in den Süden. Griechenland, das immer wieder von Kriegen gebeutelt wurde, war ebenfalls nicht sehr attraktiv für Touristen und Künstler. Erst nachdem Johann Joachim Winkelmann in der Mitte des 18. Jahrhunderts die Skulpturen des klassischen Griechenlands als Maßstab aller Kunst bestimmte, reisen verstärkt Architekten und Künstler wie Carl Rottmann nach Griechenland. Eine Umdeutung der Alpen setzte die Aufklärung in Gang und rief das Interesse an der Erhabenheit ferner Gipfel bei Künstlern wie Caspar Wolf, Joseph Anton Koch, Carl Gustav Carus und Joseph Mallord William Turner hervor.
Die in kräftigem Orange und sandigem Gelb gestalteten Räumen im ersten Obergeschoss präsentieren den zweiten Schwerpunkt der Ausstellung - die Sektion Orient. Seit Jahrhunderten gilt der Orient als Spiegelbild des Abendlandes, was sich immer wieder in exotischen Bilderwelten ausdrückte. Die Werke von Künstlern wie Gentile Bellini, Pieter Coecke van Aelst oder Melchior Lorch stehen beispielhaft für die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Orient und Okzident. Im 20. Jahrhundert ist das islamische Nordafrika ein Sehnsuchtsziel für Maler, die eine Alternative zum westlichen Lebensstil suchen. Künstler wie Henri Matisse, Paul Klee oder August Macke waren fasziniert von dem Licht Nordafrikas, das sie in Ihren Werken einzufangen versuchten.
Ein imposanter Anblick erwartet die Besucher im ¿Norden¿: Der große Luxusdampfer ¿Auguste Victoria¿ biegt auf einem Bild von Karl Paul Themistokles von Eckenbrecher um den Vorsprung einen norwegischen Fjords und präsentiert sich den Besuchern auf einer Leinwandgröße von 1,62 x 2,22 Metern Größe.
Während viele Künstler um 1900 ihr Paradies in der naturbelassenen mythologisch aufgeladenen Landschaft Skandinaviens zu finden glaubten, zog es andere wie den Franzosen Paul Gauguin in das warme ¿Paradies auf Erden¿ ¿ die Südsee. Seine auf Tahiti entstandenen Werke, wie das farbkräftige ¿Parau Api (Gibst was Neues¿) (1892) bilden den Höhepunkt dieser Ausstellungssektion. Während seiner Tahiti-Aufenthalte erkannte Gauguin jedoch sehr bald, dass die durch Kolonialisierung geprägte Insel längst nicht mehr das unberührte Paradies darstellte, wie er es sich zuvor erträumt hatte. Bei genauerem Hinsehen, sind diese Zweifel in seinen Werken zu erkennen.
Eine kritische Position zu dem Mythos vom Paradies nimmt auch der argentinische Gegenwartskünstler Sergio Vega in seiner Installation ¿Paradise in the New World¿ ein. Die Arbeit im Lichthof des Museums verarbeitet organische Bauformen mit Münsteraner Sperrmüll-Resten und hinterfragt Klischees eines vermeintlich exotischen Paradies in Südamerika.
Im ¿Reisebüro¿ - dem zentralen Ort der Kunstvermittlung - können die Ausstellungsbesucher eine anregende und zugleich relaxte Zeit am Rande der Ausstellung verbringen. Bei Fragen zur Ausstellung oder zum Vermittlungsprogramm helfen die ¿Reiseberater¿ hier gerne weiter. Eine Reisebibliothek lädt zum Schmökern ein und die 250 Skizzenbücher des ÜberSeeSucht-Projekts liefern aktuelle Informationen von den Kooperationsschulen in den Sehnsuchtsorten. Auch die Urlaubssouvenirs der Mitmachaktion ¿Ich habe mir etwas mitgebracht¿, die von der Bevölkerung als Leihgaben beim Museum abgegeben wurden, können im ¿Reisebüro¿ angesehen werden.
Orte der Sehnsucht. Mit Künstlern auf Reisen
28.09.2008 ¿ 11.01.2009
http://www.orte-der-sehnsucht.de
Öffnungszeiten
Di, Mi, Fr 9 ¿ 19 Uhr, Do 9 ¿ 21 Uhr, Sa, So 10 ¿ 18 Uhr
geschlossen am 30. Oktober ab 12 Uhr sowie am 24., 25. und 31. Dezember
Ausstellungsfilm:
Achtung Redaktionen: Im TV- und Audio-Service finden Sie auf der Internetseite
http://www.lwl.org/LWL/Der_LWL/PR/tv_audioservice
LWL-Bild- und Ton-Material in digitalisierter Form - zu dieser Pressemitteilung bieten wir Originaltöne von Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold, Projektleiterin Dr. Gudula Mayr, der Wissenschaftlichen Volontärin Dr. Eva Maringer und dem Künstler Sergio Vega. Sie können das TV-Material in sendefähiger Qualität (DV 16:9) kostenfrei herunterladen.
Ausstellungskatalog
Zur Ausstellung veröffentlicht das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte im Schnell+Steiner-Verlag den Katalog ¿Orte der Sehnsucht. Mit Künstlern auf Reisen¿ mit 496 Seiten und ca. 570 Farbabbildungen. Der Katalog ist an der Museumskasse zum Preis von 25 Euro und im Buchhandel (ISBN 978-3-7954-2088-5) zum Preis von 34,90 Euro erhältlich.
Kulturticket-Spezial
Mit dem Kultur-Ticket-Spezial der Deutschen Bahn zur Ausstellung: Besucher fahren zum Festpreis nach Münster ¿ bequem und schnell im ICE/EC/IC von allen Bahnhöfen im Umkreis von 300 km. Das Kultur-Ticket-Spezial ist erhältlich bei gleichzeitigem Kauf oder Vorlage einer Eintrittskarte zur Ausstellung. Preis pro Person 39 Euro (2. Kl.) oder 59 Euro (1. Kl.). Konditionen: Zugbindung, 3 Tage, Vorkaufsfrist, solange der Vorrat reicht. Kinder und Enkelkinder zwischen sechs und unter 15 Jahren reisen in Begleitung ihrer Eltern oder Großeltern kostenlos. Tickets und Eintrittskarten-Gutscheine in allen DB-Reisezentren und -Agenturen. Weitere Informationen auf www.bahn.de.
Weitere Partner: Münster Marketing, Ströer, Flughafen Münster Osnabrück, Krüger, Kaufleute am Prinzipalmarkt Münster
Pressekontakt:
Claudia Miklis, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Telefon: 0251 5907-168 und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Das Presseforum des Landschaftsverbandes im Internet: https://www.lwl.org/pressemitteilungen