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Presse-Infos | Kultur
Mitteilung vom 08.09.08
Pop-Musik aus Westfalen:
LWL-Literaturkommission auf den Spuren deutschsprachiger Songlyrik
Oelde (lwl). ¿Das Konzept steht, jetzt geht es an die Feinarbeit¿, sagt Christina Riesenweber, von der Literaturkommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zufrieden. Sie steckt mitten in den Vorbereitungen zu der Ausstellung ¿Stadt.Land.Pop. Popmusik zwischen Westfalen und Hamburger Schule¿, die der LWL ab dem 27. November im Museum für Westfälische Literatur in Oelde-Stromberg (Kreis Warendorf) zeigt.
¿Bislang fand die Pop-Welt in der westfälischen Literaturgeschichte nicht statt¿, resümiert LWL-Literaturexperte Prof. Dr. Walter Gödden, Initiator der Präsentation. Völlig zu Unrecht, wie der Literaturwissenschaftler meint, denn es gäbe keinen Grund, zwischen Songtexten und Lyrik zu unterscheiden. Dies gilt um so mehr für jene Bands, die besonderen Wert auf ihre Texte legen. Wegweisend wurden hier Gruppen wie ¿Blumfeld¿, ¿Die Sterne¿ und Solokünstler wie Bernadette la Hengst und Bernd Begemann. Sie stammen allesamt aus Westfalen und sind seit Jahren feste Größen der deutschsprachigen Musikszene. Als Gründungsmitglieder der sogenannten ¿Hamburger Schule¿ sind sie Aushängeschilder des ¿Diskurs-Pop¿, einer Stilrichtung, die mit kritisch-reflektierenden Texten Maßstäbe für literarisch orientiertes Songwriting gesetzt hat, erklärt Dr. Jochen Grywatsch, drittes Mitglied des Projektteams.
Die Nähe zur Literatur ist deutlich: Die inzwischen aufgelöste Band ¿Blumfeld¿ benannte sich programmatisch nach einer Erzählung Franz Kafkas. Texter Jochen Distelmeyer griff unter anderem auf Verse Gottfried Benns, Paul Celans oder Else Lasker-Schülers zurück. Lyriker der jüngeren Generation wie Durs Grünbein wiederum rekurrieren auf Texte Blumfelds. Bernadette la Hengst schreibt nicht nur Songs, sondern auch Kurzgeschichten und arbeitet an Theater- und Hörspielprojekten mit.
Bernd Begemann ist bekennender Balzac- und Döblin-Verehrer. Nicht zur ¿Hamburger Schule¿, aber ebenfalls zur bekannten deutschen Songwriter-Szene zählt das ehemals in Münster und nun in Köln ansässige Quartett ¿Erdmöbel¿. Markus Berges¿ Texte bestehen aus surrealen Bild- und Textcollagen, die in der deutschen Musiklandschaft einzigartig sind. Bei Publikum und Medien genießen die genannten Bands und Solokünstler höchste Wertschätzung. Blumfeld waren bis zu ihrer Auflösung 2007 die wohl bekannteste deutsche Pop-Band der 1990er Jahre und füllten mit ihren Konzerten große Musikhallen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen seltene, bislang schwer oder nicht zugängliche Exponate aus den einzelnen Musikerkarrieren sowie Videos und Interviews, die im Rahmen des Projekts entstanden. Selbstdarstellungen und Pressematerial, selbst entworfene frühe LP- und Kassettenhüllen und vieles mehr geben neue Einblicke in die Pop-Welt der 80er- und 90er-Jahre.Bei den Songtexten steht das ambivalente Verhältnis zwischen Provinz und Metropole im Mittelpunkt, darüber hinaus aber auch die literarische Qualität der Songs selbst.
Geografische ¿Keimzelle¿ der seit fast zwei Jahrzehnten immer wieder viel zitierten ¿Hamburger Schule¿ ist Bad Salzuflen (Kreis Lippe). Auf dem dort ansässigen Label ¿Fast Weltweit¿ erschienen die ersten Songs zahlreicher Künstler, die später deutschsprachige Pop(Literatur)-Geschichte schrieben. Die Geschichte des Labels bildet einen eigenen Schwerpunkt der Ausstellung.
Mehrere der genannten Künstler werden bis April 2009 im Museum für Westfälische Literatur auftre-ten. Auch im umfangreichen Begleitkatalog sind sie ¿ neben Beiträgen von Literatur- und Kulturwissenschaftlern ¿ vertreten und berichten dort über ihre musikalische Sozialisation und oft deprimierende Provinzerfahrung. Das Eröffnungskonzert bestreiten ¿Erdmöbel¿ am 27. November 2008.
Gefördert wird das Projekt von der Aktion Münsterland e.V. und der LWL-Kulturstiftung. Kooperationspartner sind die Universitäten Münster und Paderborn.
Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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